2011
Mit an Bord sind Tom, Ralf, Dierk und Kay
Alle wünschen sich Gelassenheit und Souveränität bei ihren zukünftigen Manövern, wobei sich Tom, Ralf und Dierk bereits gemeinsam auf’s Ijsselmeer gewagt haben, Kay bereits einige Erfahrungen auf der Ostsee gesammelt hat. Ganz grün sind die Dschunxx also nicht mehr, wie wir beim Einstiegsessen am Freitagabend feststellen.
Samstag, 14.05.
Seewetter: Schwach umlaufend, später SW – W 3 – 4, Schauerböen
Das bekannte Procedere: Wir beginnen mit einer intensiven Sicherheitseinweisung an und unter Deck und starten dann zu einer ausführlichen Hafenrundfahrt, wobei wir erst mal „spielerisch“ auf engem Raum wenden, rückwärts fahren und uns so langsam an die Hafenmanöver herantasten.
Das Wetter: Durchwachsen
Je mehr wir im Hafen trainieren, desto größer wird die Lust, sich auf die „hohe See“ zu wagen und erste Segelmanöver zu testen. Und da kommen wir gerade recht, denn hier draußen hat der Wind auf sportliche 6 Bft. aufgefrischt.
Unter gerefften Segeln – ach, so geht reffen(?!) trainieren wir im ersten Schritt Segelmanöver und danach die Notmanöver (Quickstop und Q-Wende). Gar nicht so leicht in der Welle und nicht immer fangen wir die Boje gleich im ersten Anlauf ein. Als der Wind weiter auffrischt verziehen wir uns lieber auf die andere Seite der Fehmarnsundbrücke und sind am Nachmittag im Café Kontor in Burgstaaken.
Die Crew zeigt sich vor der Nachtfahrt in Burgstaaken ausgesprochen vergnügt.
Sonntag, 15.05.
Seewetter: SW – W 4 – 5, zunehmend 5 – 6, in Böen bis 7 Bft. Schauer- und Gewitterböen
Das Regenradar, welch ein Segen, warnt uns vor einem großen Schauer, sodass wir zunächst in ein Wettervideo einsteigen. Auf Wunsch der Crew segeln wir sofort auf den SKS-Spielplatz und segeln Bojenmanöver. Überhaupt wollen die Dschunxx großen Sport und den bekommen sie auch.
Als sich in der Ferne ein Gewitter ankündigt flüchten wir rüber nach Orth/Fehmarn und freuen uns aus der Ferne über die trockene Überfahrt. Doch dann holt uns trotzdem ein Schauer ein, sodass wir unter großen Gefahren im „Kap Orth“ vor Anker gehen.
Regina und Uwe (links) kennen die spannendsten stories von der Insel. Ganz besonders interessiert uns der Untergang der legendären „Bärbel“. Der Futterkutter war im tiefen Winter mitten im Hafen gesunken, weil ein Ventil undicht war. Dieser Mangel wurde zwar rechtzeitig erkannt, ... aber leider nicht behoben. Inzwischen ist die „Bärbel“ verschrottet und Geschichte …
Draußen auf der hohen See trainieren wir später wieder Quick-Stop- und Tear-Dropmanöver und steigen nach einer Pause wieder in die Hafenmanöver ein. Das hätten wir besser lassen sollen, denn bei Boxenmanövern mit den Mittelsprings stellen wir uns an, wie die Anfänger … sind wir ja auch! Feierabend.
Montag, 16.05.
Seewetter: W – SW 4 – 5, vorübergehend abnehmend 4, später Schauerböen, Sichtverschlechterung, See 0,5 – 1,5 m
Hafentraining: Vorwärts und rückwärts Anlegen am Steg, dann römisch katholisch mit Muringleinen und als das alle sicher beherrschen will die Crew wieder raus, so wie Ralf hier unten.
Die Crew will segeln, segeln, segeln, aber eine drohende Gewitterfront beendet das Skippertraining dann doch zwei Stunden zu früh.
War gut mit euch, Dschunxx. Wo issn Kay?
... an einem 06. Mai an Bord gegangen ist!
Freitag, 06. – Freitag, 13. Mai
Das fängt ja gut an, Sibylle und Burkhard sind noch mit ihrem Wohnmobil auf der A1 unterwegs, während sich Thomas und Ralf den hervorragenden Fischgerichten in Weinigels Fährhaus hingeben. Am späten Abend kommen Sibylle und Burkhard an Bord, die Crew ist vollständig.
Sibylle und Burkhard (von links) haben längst ihre praktische SKS-Prüfung in Kroatien abgelegt und segeln bereits eigenständig im Mittelmeer. Nur war diese Prüfung am Ende nix Wert, weil sie die theoretische Prüfung nicht innerhalb von zwei Jahren absolvieren konnten, also auf ein Neues. Thomas kommt als erfahrener Jollensegler an Bord und bringt schon ein paar Dickschiffmeilen mit. Knapp 200 m müssen wir aber noch hinlegen. Eine Crew um die sich der Skipper (r.) wohl keine Sorgen machen muss.
Samstag, 07. Mai: Heiligenhafen – Omø (Lohals)
Seewetterbericht: O um 4
Um 0930 legen wir in Heiligenhafen mit Kurs auf Omø ab. Der Wind gibt anfangs nicht so viel her, sodass wir den Blister anschlagen und uns damit gut & gern auf eine Regatta mit einer 37er Hanse einlassen können. Die Hansecrew mag das offenbar gar nicht und ist ab sofort auf ständig wechselnden Kursen unterwegs, aber die Feiglinge hätten uns wohl kassiert.
Nach dem langweiligen Kiel-Ostsee-Weg vergisst der Wind den Wetterbericht und frischt zunehmend auf 5 – 6 Bft. auf und fällt jetzt nördlicher ein als erwartet. Wir haben Albuen an Steuerbord und inzwischen selbst in der Landabdeckung von Lolland 1,5 m Welle und müssen Omø zugunsten von Lohals als Tagesziel streichen. Die See wird immer ruppiger. Als wir den Tiefwasserweg Großer Belt queren und dicht vor Langeland ablaufen erwischt uns ein Schweinswal, der uns bald 10 Minuten folgt. Wie an der langen Leine begleitet uns der Tümmler, aber gute Fotos gelingen uns leider nicht, wir haben einfach zu viel Welle.
So ganz nebenbei vergeigen meine 96er in Stuttgart die Ambitionen auf Platz 3, während der FC (Sibylle und Burkhard sind „kölsche Jungs“) die Frankfurter noch tiefer in den Keller schickt. Thomas hat gut lachen, seine Bayern gewinnen 8 : 1 bei St. Pauli. Das mal nebenbei zur Sportberichterstattung.
Der Törn zieht sich zwar schon bald 50 sm in die Länge und dennoch denkt der Skipper laut darüber nach, vielleicht noch weiter nach Nyborg ..? Er hätte besser vorher in die Gesichter der Crew sehen sollen, aus denen Ansätze einer Meuterei zu lesen sind. Also wird zurück gerudert, sodass wir nach 51 anstrengenden Meilen um 1840 in Lohals auf Langeland fest sind.
Lohals ist wirklich ein ziemlich verschlafenes Nest und der kleine Doppelhafen mit hervorragenden Sanitäreinrichtungen vorbildlich eingerichtet (aktueller Code 5508#). Auch der Sundowner drüben auf Fyn kann sich sehen lassen.
Die Crew zaubert zudem noch ein leckeres Menue aus den Tiefen von Kühlschrank und Schapps. Wir genießen den Abend und zum Nachtisch serviert Ralf Seemannsgarn ohne Ende.
Sonntag, 08. Mai: Lohals - Ærøskøbing
Seewetterbericht: SO – O 4 – 5, See 1 m
So’n büschen hab’ ich mich wohl in Lohals blamiert. Beim Ablegen gerät das Eindampfen in die Vorspring zu einem pädagogischen Desaster, weil wir ganz schön Tüddelütt in den Leinen haben. Peinlich Skipper, aber dafür hast Du soeben in der vordersten Vorsaison in Lohals, heute hat kein Laden geöffnet, Brötchen besorgt – tatsächlich habe ich wider Erwarten auf dem Campingplatz die letzten Rondstücke erwischt. Die Crew weiß das natürlich zu schätzen.
Los geht’s und ab sofort ist bei allen Manövern nur noch die Crew gefordert. Also wird der Kurs rüber nach Lundeborg/Fyn abgesetzt, werden diverse Hafenhandbücher gewälzt und Thomas fährt hier seinen ersten Anleger. Die kölsche Crew (aus dem Mittelmeer) muss Fender, Leinen und Bootshaken beherrschen. Dann liegt Lundeborg schon wieder achteraus, wir nehmen Kurs auf Svendborg. Immer noch ist es ziemlich ruppig, aber wir können unseren Amwindkurs halten.
Der Svendborgsund ist eins der schönsten Segelreviere überhaupt. Schon auf dem Kümo schwärmte Mitte der 1960iger mein Kapitän von diesem Revier. Es gibt Fotos ohne Ende, doch das Vergnügen wird jäh im Yachthafen unterbrochen, die Crew muss rückwärts fahren, auf engem Raum wenden und wie war das noch mit dem Radeffekt ..?
Die Manöver gestalten sich besonders kniffelig, weil 5 – 6 Bft. durch den Hafen pfeifen. Manchmal übernimmt der Wind das Kommando, aber wir müssen Meilen machen und sind auch schon wieder weg. Schade eigentlich, Svendborg ist eine fantastische Stadt – hier links noch der schnelle Blick auf die alten Speicher.
Hallo, wir sind auf SKS-Törn und Thomas braucht noch Meilen! Klar, in Svendborg Wechsel der Betonnungsrichtung, wir steuern nach diversen Richtfeuerlinien durch den Sund, die auch tagsüber gut sichtbar sind. Dann rein in die „Pappelallee“. Der Wind hat weiter zugelegt und fordert uns mit Böen bis 7 Bft., also noch mal Segel reffen und Kurs auf Ærøskøbing. Natürlich treffen wir beide Fähren unterwegs, die kleine kommt von Drejø und die große Pendelfähre ist auf unserem Kurs unterwegs, wir werden sie gleich in Ærøskøbing wieder sehen.
Burkhard ist dran und legt einen wunderbaren Anleger hin. Keine leichte Nummer, bei 6 Bft. und einer noch nicht eingespielten Crew. Dann Landgang und wir verlustieren uns in dieser beeindruckenden Märchenidylle. In dieser Stadt gibt es auch für mich immer noch kleine Neuigkeiten zu entdecken. Natürlich macht man hier im alten Hafen fest - auch mit Yoghurtbechern.
Was ihr zu Ærøskøbing wissen solltet (Quelle Wikipedia): Die Straßenanlage von Ærøskøbing wird auf das Jahr 1250 datiert. Es ist jedoch unbekannt, wann die Stadt als solche entstand. Namentlich wird sie erst im 15. Jahrhundert erwähnt, doch ist in früheren Zeiten von einer Stadt Wysbye die Rede. Diese kann zwar nicht mit Bestimmtheit als Ærøskøbing identifiziert werden, doch hat man bislang keinen anderen Platz als Ærøskøbing gefunden, an dem diese Stadt gelegen haben kann. Zwar war Ærøskøbing als einzige Stadt unbestritten das Zentrum der relativ wohlhabenden Insel, doch ging ihre Bedeutung nie weit über das Umland hinaus.
Nachdem sie bei den Landesteilungen im Herzogtum Schleswig seit 1490 immer königlich geblieben war, kam sie 1564 unter die Herrschaft des abgeteilten Herzogs Johann des Jüngeren. Unter diesem behielt sie ihren Status, doch wurde die übrige Insel in drei große Güterdistrikte zusammengefasst. Bei der Teilung des Sonderburger Herzogtums unter Johanns Söhnen 1622 wurde die Stadt Zentrum eines Herzogtums Schleswig-Holstein-Sonderburg-Ærø. Herzog Christian gründete unweit der Stadt ein viertes Gut (Vodrup) und richtete in der Stadt mit Köbinghof ein weiteres Herrenhaus ein. Nach dem Tod des Herzogs 1633 wurde die Insel zwischen den übrigen Sonderburger Linien geteilt, und Ærøskøbing fiel an das Haus Glücksburg (ältere Linie). 1749 wurde es jedoch an den König verkauft.
Nach Überwindung der Teilung der Insel wurde die Verwaltung im Jahre 1773 neu geordnet. Zwar blieb Ærøskøbing Stadt, doch verlor es seinen Magistrat und sank de facto zum Flecken herab. Der für die Bedürfnisse der Zeit besser gelegene Seehandelsplatz Marstal hatte die Stadt an wirtschaftlicher Bedeutung und Einwohnerzahl längst weit überflügelt. Ærøskøbing war die kleinste Stadt im Herzogtum Schleswig.
Der Bürgerkrieg um das Herzogtum Schleswig (1848-50) ließ Ærøskøbing relativ unberührt. Ærø und Alsen wurden von loyalen dänischen Truppen gehalten, und Kampfhandlungen fanden hier nicht statt. Auch 1864 zog der Krieg an der Insel vorüber. Doch dessen Ergebnis hatte Folgen für Stadt und Insel: Nach dem Wiener Frieden von 30. Oktober 1864 wurde Ærø im Zuge der Grenzregulierung Teil des Königreichs Dänemark. Der engeren administrativen Verbindung mit den Nachbarinseln stand jedoch der Verlust des traditionellen Handelsgebiets im Westen gegenüber.
Ærøskøbing blieb eine Kleinstadt von nur lokaler wirtschaftlicher Bedeutung, und daran hat sich im Prinzip bis heute nichts geändert. Das geringe Wachstum hatte jedoch den Vorteil, dass das historisch gewachsene Kleinstadtbild fast vollständig erhalten geblieben ist. Die malerische Hafenstadt wurde zu einem Touristenmagneten. Der Tourismus ist heute auch die Haupteinnahmequelle der Stadt, deren Einwohnerzahl kontinuierlich sinkt. Von der in Dänemark ohnehin stark ausgeprägten Landflucht sind Inseln wie Ærø besonders stark betroffen.
Montag, 09. Mai: Ærøskøbing - Bagenkop
Seewetterbericht: SO - O 4 - 5, Böen bis 7 Bft.
Vor dem Frühstück erleben wir eine Odyssee: Thomas und sein Skipper wollen Brötchen holen und machen sich um 0830 auf den Weg zum Spar am Marktplatz, der öffnet aber blöderweise erst um 0900. Also schnell weiter zum Bäcker, doch der ist Mandag (Montag) lukket. Es ist inzwischen 0845 und wir nehmen Kurs auf den Nettomarkt, doch auch der öffnet erst um 0900 … dann können wir die Brötchen auch um 0900 bei Spar am Markt kaufen und sind schneller an Bord. Also zurück zu Spar und mit dem Glockenschlag öffnet der kleine Gemischtwarenladen … nur gibt’s hier leider keine Brötchen mehr, die gab’s hier doch sonst immer! Wir sind inzwischen fertig mit der Welt, schleppen uns hungrig zurück zum Nettomarkt, erwischen ein paar Aufbackbrötchen und als wir an Bord zurück sind haben Sibylle und Burkhard beinahe eine Suchmeldung aufgegeben.
Egal, weg hier. Klar, wer anlegt, muss auch ablegen. Wir haben immer noch den „Sechser“ von gestern und als ich, nachdem die Leinen los sind, sage, klar zum Segel setzen, schaut mich wieder diese „Meuterei“ an: „Hier im Hafen, bei dem Wind?“ „Ja, wir haben Platz genug und hier ist es sicherer als bei Welle draußen“, das zu zeigen, darauf kommt es mir an. Burkhard geht unter Maschine in den Wind, das Groß wird nur halb gesetzt und schon segeln wir aus der schmalen Hafeneinfahrt. Draußen noch die gereffte Genua dazu, fertig.
Als wir die schmale Rinne Richtung Marstal erwischen, lässt der Wind deutlich nach, behält aber seine Richtung bei, wir müssen ein paar Meilen motoren, setzen aber dann sofort wieder die Segel – zum ersten Manövertraining. Die Crew segelt nach Kursangabe und dazu sind alle Segelmanöver und –stellungen erforderlich, natürlich auch die richtigen Kommandos. Zum Schluss segeln wir noch das Quickstopmanöver, dann weiter zum Einkaufen nach Marstal.
Hier werden wir Zeuge diverser Schleppmanöver. Links im Bild werden Ziege und Schafe verladen, die den Sommer auf den kleinen unbewohnten Inseln verbringen werden, ein dänischer Almauftrieb sozusagen. Oben rechts schleppt die kleine „Malou“ einen Frachter aus der Reparatur wieder ins Fahrwasser und links die „Bella Vista“. Ein klassischer Marstalschoner, der als Exponat des Seefahrtmuseums hier mit historischen Werkzeugen wieder aufgebaut wird. Im nächsten Jahr soll der Schoner wieder seinem Element übergeben werden. Da wäre ich gern dabei.
Inzwischen hat die Crew ihren Einkauf erledigt und wir legen erneut ab, diesmal mit Kurs auf Bagenkop, das wir nach mehreren Kreuzschlägen erreichen.
Unterwegs suchen wir den optimalen Segeltrimm und steuern nur noch nach den Fäden im Vorsegel. Die Fäden müssen natürlich optimal auswehen und die Innenfäden dabei leicht steigen, dann stimmen Trimm und Kurs überein.
In Bagenkop (links der Blick vom Turm) manövriert uns Sibylle zwischen die Pfähle. Anfang Mai ist kaum Betrieb in dem sonst so quirligen Hafen.
Bei so viel Platz im Hafen legen wir am nächsten Morgen ein ganz entspanntes Ablegemanöver hin, indem wir die Vorleinen und die (Stb) Luvachterleine lösen und uns von der Maschine mit BbRuder um den Heckpfahl drehen lassen, die Leine slippen und aus der Boxengasse tuckern. Boooh ey, so ein geiles Manöver!
Dienstag, 10. Mai: Bagenkop - Heiligenhafen
Seewetterbericht: SO 3, später abnehmend 1
Im Vorhafen sind schnell die Segel oben, aber der Ostwind lässt keinen direkten Anlieger auf Heiligenhafen zu, statt 140 segeln wir zunächst 170o. Aber die Crew hat inzwischen gelernt, nach Fäden zu steuern und kommt dem Sollkurs deutlich näher. Doch auch höchste Steuermannskunst findet am weiter nachlassenden Wind seine Grenze. Am Ende müssen wir nach der KO4 (Tonne 4 Kiel-Ostsee-Weg) den Jockel anschmeißen. Schade, der Schlag über die Westliche Ostsee gerät zum langweiligsten Törn der Woche. Dafür sehen wir einen Halo um die Sonne und sind mal auf die damit versprochene Wetterverschlechterung gespannt.
Immerhin sind wir planmäßig in Heiligenhafen und haben nun zwei volle Tage für das Manövertraining.
Mittwoch, 11. Mai: Manövertraining und Nachtfahrt
Seewetterbericht: Schwacher Wind aus W
Alles was wir unterwegs trainiert haben kommt ab heute auf den Prüfstand. Zunächst ein paar Hafenmanöver bei einer kleinen Hafenrundfahrt, danach die Maschinenmanöver draußen auf dem SKS-Spielplatz. Immer wieder geht die Boje über Bord und wird unter Maschine eingefangen. Manchmal noch zu schnell, manchmal wird der „Bechersche Bogen“ bevorzugt, manchmal ist nicht ausgekuppelt, aber das Manöver gelingt zunehmend sicherer.
Also weiter unter Segeln: Segeln nach Kursangabe, die der Rudergänger oder die Rudergängerin mit den entsprechenden Kommandos umsetzen muss. Gar nicht so einfach und vor allen Dingen für einen Binnensegler gewöhnungsbedürftig. Aber wir haben ja noch ausreichend Zeit.
Dann segeln wir rüber nach Großenbrode, warten ein Gewitter ab, legen in allen drei Yachthäfen im Binnensee an und dann Burgstaaken, für Ralf traditionell Ausgangshafen zur Nachtfahrt. Aber jetzt ist ja noch Nachmittag und Zeit für das Café Kontor (www.cafekontor.de/Willkommen.html) mit seinen ausgezeichneten Riesentorten und inmitten von Dingen die man nicht wirklich braucht.
Wie wir danach auch noch den Fisch im Goldenen Anker schaffen ist mir heute ein Rätsel, aber auch der geht noch rein. Danach hat die Crew alle Zeit der Welt, ihre Nachtfahrt vorzubereiten (o.l.). Der Auftrag an die Crew ist ganz einfach: Bringt mich ohne elektronische Navigation durch die Nacht zurück nach Heiligenhafen. Na und diesen Auftrag erledigt die Besatzung wirklich souverän, um 0130 sind wir wieder in holy harbour fest. Gute Nacht.
Donnerstag, 12. Mai: Manövertraining
Seewetterbericht:
Ausgeschlafen hievt die Crew ihren Skipper in den Mast, damit der defekte Radarreflektor ausgetauscht werden kann. Dies ist nicht unbedingt Bestandteil eines SKS-Törns, aber ganz sicher eine interessante Erfahrung – jedenfalls, wenn man den Skipper endlich mal ganz allein in der Hand hat. Nicht vergessen: Immer eine doppelte Sicherung!
Okay, die Maschinenmanöver sitzen, die Bojenmanöver unter Segeln auch, aber beim Steuern nach Kursen besteht „vereinzelt“ Nachholbedarf. Also segeln wir unter ständig neuen Kursen rüber nach Orth, fahren ein paar Hafenmanöver und nehmen unsere Pause im „Ostseeblick“. Norbert (der Koch) und Carsten (Service) müssen sich heute mal nicht so anstrengen, die Crew wird aber wunschgemäß mit den alten Fotos von der Insel versorgt.
Am späten Nachmittag dann die Generalprobe … und nahezu alles gelingt, eigentlich ein schlechtes Omen, aber Spökenkiekerei sollen andere betreiben. Die Prüfung kann kommen, wir sind bestens vorbereitet und schließen in „Weinigels Fährhaus“ die Vorbereitungen ab.
Freitag, 13. Mai: Praktische SKS-Prüfung
Seewetterbericht: Umlaufend 3
Die Crew liefert ihren Skipper pünktlich um 0845 zur Skipperbesprechung beim Prüfungsausschuss ab, aber wir werden erst als drittes Boot an die Reihe kommen und lange warten müssen. Wir nutzen die Steilvorlage, legen als erstes Boot ab, proben alle Manöver unter den heutigen Bedingungen und legen uns dann an den Deviationsdalben, der Prüfer wird später übersteigen, wir sind auf Kanal 69 auf standby.
Das Warten wird zur Geduldsprobe und ich bekomme von Thomas, der gerade sein SRC gemacht hat, Hinweise, wie ich doch bitteschön korrekt über Kanal 69 funken soll. Ich sag’s ja, ich lerne bei jedem Törn immer noch dazu, auch Funkdisziplin! Dann noch eine Überraschung, die grünen Dschunxx von der Wasserschutzpolizei gehen an einigen Prüfungsbooten längsseits und sind bald auch bei uns. Da die „Kalami Star“ stark am Dalben schwoijt können sie nicht längsseits kommen und rufen rüber: „Ist das eine Yacht von Klemme?“ „Nö, das ist meine“, antworte ich, „und die ist von der See-Berufsgenossenschaft abgenommen.“ „Dann ist ja alles okay“, entfernen sich die Schutzmänner, kehren aber nach ein paar Minuten, warum auch immer misstrauisch geworden zurück, „reichen sie doch mal ihre Papiere rüber.“ Gesagt, getan und so werden meine Papiere ein allererstes Mal überprüft. Ich bin darüber ganz froh und neugierig zugleich, wie viele Yachten heute als nicht See-BG abgenommen auffliegen werden.
Das bekommen wir leider nicht mehr mit, Richard Jeske kommt als Prüfer an Bord und gestaltet zunächst den Prüfungsrahmen entspannt und locker. Das kanner gut, schließlich ist Richard nicht nur Chef der Segelschule Well-Sailing, sondern auch noch mit der Combo „Windstärke 10“ unterwegs, aber hier geht es um die SKS-Prüfung von Sibylle, Burkhard und Thomas.
Da wir hier nicht detailliert über Prüfungsabläufe berichten, aber doch so viel: Nachdem alle Manöver und Fragen erfolgreich absolviert sind, gibts außerhalb der Prüfung noch einen oben drauf. "Dann starte mal die Maschine, lass die Segel bergen und fahr' mich zur nächsten Yacht da drüben am Deviationsdalben", empfängt Burkhard am Ruder noch eine Order vom Prüfer. Viel Arbeit für die kleine Crew und mittendrin geht beim Segel bergen überraschend die Boje über Bord: „Boje über Bord an Steuerbord.“ Jetzt kommt doch noch mal Adrenalin ins Spiel, doch auch dieses Manöver bringt die Crew nicht mehr vom Kurs ab. Klar, wann geht jemand über Bord? Wenn gearbeitet wird, aber das ist es dann wirklich. Die Drei haben natürlich bestanden, bekommen ihre Tickets und schon ist Richard Jeske (u.l.) auf ein andere Yacht über gestiegen. Glückwunsch und allzeit gute Fahrt!
Mit an Bord sind Olaf, Klaus, Michael, Peter & Ralf (Skipper). Alle bringen genügend Meilen und ausreichend Segelerfahrung mit – sonst wären sie mit dem Quicky auf dem falschen Kurs – übrigens bietet keine andere Segelschule Kurz-SKS-Törns an.
Wie immer beginnt der „Kurztörn“ mit der intensiven Sicherheitseinweisung, schließlich soll die Crew gut auf mögliche Prüfungsfragen in Richtung Gas, Wasser, Feuer, Sicherheit und auf die Vorbereitung einer Reise getrimmt sein. Also wird natürlich auch der Seewasserfilter gereinigt, der Ölstand gemessen, der (Ersatz)impeller begutachtet.
An der „Verkleidung“ lässt sich gut die Temperatur und der eiskalte Ostwind dieser Tage ablesen, doch die Crew bekommt zum Frieren erst gar keine Gelegenheit, immer wieder geht auf dem „SKS-Spielplatz“ vor Heiligenhafen die Boje über Bord. Zunächst unter Maschine – Achtung nicht alle Prüfer verlangen, dass Heck wegzudrehen, aber Du musst in jedem Fall die Maschine auskuppeln!
Na und dann wird gesegelt. Zunächst nach Kursangabe: Neuer Kurs eins – zwei – null, wird der Prüfer verlangen! Also muss vom vorherigen auf den neuen Kurs gehalst werden. Die Prüfer wollen hören und sehen, wie die Crew die Yacht auf den neuen Kurs bringt. Ein zackiger, militärischer Ton ist dabei nicht unbedingt von Vorteil, das mögen der Skipper (und die meisten Prüfer) gar nicht. Mal ein Beispiel: Fier auf die Schoten auf Raumwindkurs, danach weiter, Klar zur Halse (ist klar), hol dicht das Groß (Fock fällt ein), Rund achtern, Fier auf das Groß, über das Vorsegel, neuer Kurs raumer Wind, 120o liegt an.
Danach geht – in der Prüfung – meist schon die Boje über Bord und die sollte bei weniger als einem Knoten Geschwindigkeit aufgenommen werden. Na klar haben wir das trainiert, aber heute Abend zunächst das „highlight“ der Vorbereitung, die Nachtfahrt von Burgstaaken nach Heiligenhafen.
Der Skipper schleppt die Crew vorab meist zur Stärkung in den „Goldenen Anker“, dort gibt es lecker Fisch und alkoholfreies Weizen – Alkohol ist vor einer Nachtfahrt absolut tabu, da versteht Ralf keinen Spaß.
Links im Bild bereitet sich die Crew intensiv auf die erste Nachtfahrt ihrer Karriere vor. Leicht ist die Aufgabe jedenfalls nicht. Du kannst nächtelang geradeaus über den Atlantik segeln, ohne ein Feuer oder Fahrzeug zu sehen, aber von Burgstaaken nach Heiligenhafen findest Du in rund drei Stunden mehrere Richtfeuer, Sektorenfeuer, Quermarkenfeuer und alle möglichen Lateral- oder Kardinaltonnen. Die meisten davon sind nicht befeuert und das macht diese Nachtfahrt für Einsteiger durchaus zu einer Herausforderung. Dazu muss sauber in der Richtfeuerlinie gesteuert werden - aus Burgstaaken raus sogar mit dem Blick in das rückwärtige Richtfeuer. Wer sich hier "verfährt" riskiert immer die Kollision mit einer Tonne. Natürlich greift der Skipper im Falle eines Falles ein und das ist gelegentlich – jedenfalls bei schlechter Sicht – nicht ungewöhnlich. Dafür wird er ja schließlich auch bezahlt.
Die Crew erledigt die nächtliche Herausforderung genau so sicher, wie den „Feinschliff“ der Segelmanöver am nächsten Tag. Immer wieder steuern nach Kursen unter Maschine und Segel. Dazu Bojenmanöver ohne Ende. Wichtig, der Blick ins Revier, was könnte hier gefragt werden?
Gut, mehr kannste einfach nicht tun. Kannste doch, Klaus bereitet der Crew am Abend vor der Prüfung sogar noch ein wunderbares Essen. Dass wir die Frikadellen in der Abendsonne und neben unseren neuen Stegnachbarn Maren & Matthias essen können, bereitet doppelte Freude.
Am Essen kann es jedenfalls nicht gelegen haben, dass Peter während der Prüfung am nächsten Morgen völlig neben sich steht. Das kennt doch eigentlich jeder, dass man während einer Prüfung plötzlich ganz tief in einem Tunnel steckt und da nicht mehr rauskommt. Biste da einmal drin, kann Dir keiner mehr raus helfen, die Crew nicht, nicht der Skipper oder der wohlmeinende Prüfer. Alle Zeichen, Signale und Worte rauschen einfach so an Dir vorbei und Du bist am Ende auf einem völlig anderen Kurs. Vielleicht hörst Du noch den Prüfer, der sagt, dass es so leider nicht reicht. Wie schade, aber manchmal sieht man sich im Leben halt zweimal. Der Skipper würde sich jedenfalls drüber freuen.
Der Rest der Crew hat sicher bestanden, aber auf das obligatorische "Prüfungsfoto" auf dem Vorschiff hat niemand mehr Bock - auch das Ausdruck eines angenehmen Gemeinschaftsgefühls, das sich während der kurzen Zeit entwickelt hat. Super und trotzdem Dschunxx, Euch gilt ein herzlicher Glückwunsch und natürlich allzeit gute Fahrt.
Nachklapp: Peter hat am 15. Juli mutig die Prüfung wiederholt und souverän bestanden. Herzlichen Glückwunsch!
Manfred, Matthias, Conny und Bernd, alle mehr oder weniger erfahren, da hat der Skipper beim gleichnamigen Training gut lachen.
Die Sonne scheint vier Tage lang aus allen Knopflöchern und der eiskalte Nordost pustet uns dabei so heftig durch, dass wir unser Programm nicht so wie geplant durchführen können. Für ein paar Stunden müssen wir uns in geschützte Winkel in holy harbour oder in Orth auf Fehmarn "verstecken". Einige heftige Manöver stürzen das Getriebe so tief ins Chaos, dass der VolvoPenta nur noch von den zauberhaften Händen eines stadtbekannten Schiffsmechanikers wieder zum Leben erweckt werden kann. Danke Holger, der nächste Kuchen kommt bestimmt.
Überhaupt Holger, Deinen Heiligenhafener Gourmetführer kauft Dir in Weinigels Fährhaus jeder ab, selbst ein feuerspeiender Amateurkoch und Rezeptesammler.
Na und saukalt ist es auf dem Wasser. Alle haben was Langes drunter und natürlich Handschuh', Mütze, Schal. Alle, nur einer nicht, Manfred (rechts), der tanzt oben ohne so schön aus der Reihe.
Der Orthsrundgang führt immer wieder gern in den "Ostseeblick" zu den Gebrüdern Dörfer. Der Wirt packt dort im vorauseilenden Gehorsam den Ordner mit den ganz alten Fotos aus, prima. Nein, Ralf bekommt dafür keine Provision. Und wer etwas mehr über den wunderbaren Hafen Orth erfahren möchte, ist im "Ostseeblick" und hier besonders gut aufgehoben.
Wenn der Skipper mal nix zu bieten hat, kommen Knoten und Seiltricks gerade recht - Conny mit Leib & Seele dabei.
Das kann nicht passen ... und passt doch immer wieder, die Fehmarnsundbrücke - Durchfahrtshöhe 22 m.
So viel Wind und dann Notmanöver bei 6 Bft.? Das passt auch. Quickstop? Nie gehört! Rechts die intensive Vorbereitung auf die Nachtfahrt.
Fremd gegangen: Mit Klaus als Skipper, dazu Rainer, Arwed & Robi überführen wir eine Jeanneau Sun Odyssey 45.2 von Marmaris/Türkiye nach Portisco/Sardegna. Am Ende habe ich in Santa Maria Navarrese 1.004 Meilen auf der Logge, die letzten Meilen nach Poritsco segelt die Crew ohne mich weiter - ich muss zum Skippertraining nach Heiligenhafen. Das Logbuch einer aufregenden Reise diesmal als pdf-Datei:
Tausend Meilen Mittelmeer (5,46 MB)