2003
„Rund Fünen mit der Yacht“ heißt das Buch von Timm Stütz und Joachim Meyer, das uns in den nächsten Urlaubswochen um die große dänische Insel Fünen lotsen soll. Natürlich haben wir die auf den aktuellen Stand korrigierten Seekarten dabei, verschiedene Reiseführer, Langenscheidts Universal Wörterbuch Dänisch und das GPS-Handy. Das Unterwasserschiff unserer „flexibel“, einer Varianta 65, wurde bei FSA, von Roststellen befreit, gesandstrahlt, gespachtelt und mit VC17M geschützt. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres, nehmen wir längere Festmacher, ein leichteres, aber größeres Überzelt und erstmals einen 15 Liter „Kühlschrank“ auf die Reise mit. Der ist in diesem Supersommer bestimmt unentbehrlich. Morgen geht's los.
Montag, 04. August 03, 1. Tag: Fahr'n, fahr'n, fahr'n auf der Autobahn
Gegen 16, 17 Uhr wollen wir den Yachthafen der WSG-Arnis an der Schlei erreichen und müssen demzufolge spätestens um 12 Uhr den heimatlichen „Hafen“ Hannover verlassen. Über die A 7 werden wir ca. vier Stunden für diese Strecke benötigen. Telefonisch informiere ich vorab den Hafenmeister der WSG-Arnis, damit wir noch am späten Nachmittag ins Wasser geliftet werden. „Alles kein Problem, ich bin ja hier“, bestätigt der Hafenmeister.
Aber wir kommen nicht um 12.00 Uhr los, stecken vor dem Elbtunnel im Stau, streichen den Einkauf beim Yachtausrüster Niemeyer (hinter dem Elbtunnel) und dann läuft uns erst recht die Zeit davon. Per Handy informieren wir von der Autobahn den Hafenmeister in Arnis und fragen, ob er uns auch noch um 19.00 Uhr ins Wasser bringen kann, doch der hat uns gar nicht auf seiner Rechnung, staunen wir, „…davon weiß ich nichts“ und noch schlimmer, „…ich kann sie sowieso nicht kranen, weil gerade eine Yacht zur Reparatur in den Gurten hängt. Da müssen sie woanders hin.“ Wir sind platt und entscheiden uns spontan für Schleswig. Natürlich ist die Schranke zum Wiking Yachtclub längst geschlossen und der Hafenmeister hat um 18.00 Uhr Feierabend gemacht. Also mit dem Trailer hintendran die enge Straße 200 m rückwärts, hinter der Kurve wenden und rüber auf die andere Seite der Schlei, zum Schlei Segelclub Schleswig, ganz dicht am Zentrum.
Wir haben unverschämtes Glück. Eine Gruppe älterer Segler restauriert gerade einen auf der Pier aufgebockten kleinen Ausflugsdampfer und „…selbstverständlich kranen wir sie noch ins Wasser.“ Wohl nirgends an der Schlei hätte es diese Möglichkeit gegeben, aber um 20.30 Uhr hängt „flexibel“ in den Gurten und „kehrt zurück in die Schlei“.
Eine Stunde später steht der Mast, der Baum wird angeschlagen und erst ganz zum Schluss bemerken wir, dass wir die Flaggleinen vergessen haben. Den Mast noch mal runter? Über eine an Deck gestellte kippelige Leiter lösen wir auch dieses Problem, sodass wir mit dem Stander des Segelclub Mardorf zeigen können, woher wir kommen und auf der Steuerbordseite zeigen, wohin wir segeln, genau dahin gehört die dänische Flagge - wenn's denn so weit ist.
Nach dem Frühstück gibt es einiges zu tun: Die Einkaufsliste wird bei ALDI und Marktkauf planvoll abgearbeitet, danach versuchen wir im Segelladen an Landstromstecker und weiteres Zubehör zu kommen. Zwar kriegen wir nicht alles, aber immerhin kann ich uns wenigstens den Landstromadapter zusammenschrauben. Nun hängt der „fridgemaster“ (Kühlschrank) auch wirklich an unserem Kabel. Bei seit Wochen stabilen 30 o wenigstens ein kühles Fleckchen an Bord. Das Verstauen der Lebensmittel stellt Sabine ein ums andere Mal vor eine Geduldsprobe. Immer wieder müssen die Kisten umgestaut werden, damit auch noch die letzte kleine Dose mitkommt und – viel wichtiger, die Kisten hintereinander unter die Plicht geschoben werden können.
Inzwischen ist auch die oldenburgische Neptun im Wasser und nach einem Gespräch mit dem Skipper kehre ich hoch vergnügt an Bord zurück. Als ich ihm verriet, ein 49ziger Jahrgang zu sein, war seine Reaktion, „…dann bist du Lehrer oder hast nie gearbeitet?“ Mit so viel jugendlichem Elan gedopt treffe ich die letzten Reisevorbereitungen.
Um 16.30 Uhr verlassen wir den SSC Schleswig. Hier waren wir gern zu Gast. Der E-Motor schiebt uns aus der Marina und die Genua raus auf die Schlei. Gleich darauf vervollständigt das Groß unsere Segelgarderobe. Bei zwei Bft. beginnt unser Segelurlaub auf Halbwindkurs. Segelspaß pur kündigt sich an, doch schon bald dreht der Wind zunehmend auf Ost. Die Stexwiger Enge können wir gerade noch auf Amwindkurs passieren, doch kurz darauf pendelt der Wind zwischen Nord- und Südost und bleibt schließlich ganz weg. Es scheint, als seien wir bei diesen tropischen Temperaturen im Kalmengürtel angekommen.
Eine halbe Meile vor der Missunder Enge müssen wir die Segel bergen und motoren in die engste Stelle der Schlei. Wieder einmal freuen wir uns über die wunderschöne Landschaft und die interessante Architektur der Ferienhäuser, die vor allen Dingen das Nordufer "veredeln". Inzwischen haben wir uns darauf verständigt, möglichst in Missunde zu bleiben, denn ohne Wind werden wir Arnis heute sowieso nicht erreichen. Nachdem in Brodersby kein freier Stegplatz zu finden ist passieren wir mit langsamster Fahrt die Boxen am Missunder Fährhaus – und haben Glück.
Das erste Anlegemanöver gelingt, obwohl ich meine Achterleine ohne Palstek natürlich nicht über den Pfahl kriegen kann. Wie peinlich, aber das kommt ab heute nicht mehr vor, abgehakt. Nebenan sucht eine Männercrew eine Frau zum Abwaschen und Kochen, doch Sabine kontert ausgesprochen geschickt, „....sie sollten es mit einem Inserat versuchen!“ Dem ersten Ankommensschluck folgt ein ausgedehnter Spaziergang in den Ortsteil Burg, zu dem die interessanten Ferienhäuser gehören. Am Strand genießen wir den Blick über das golden schimmernde Wasser, erleben einen farbenprächtigen Sonnenuntergang und lassen uns später im Cockpit vom roten Wein in die Koje segeln. Was für ein Tag
Dienstag | 05. August | Schleswig | 1027 hPc |
Wind aus Ost, später umlaufend | 2 – 0 Beaufort | 30° | Beständig schönes Sommerwetter |
Auslaufen Schleswig | Festmachen Missunde | Gesegelte Meilen | Törndistanz bisher |
Ein erfrischendes Bad in der (grünen) Schlei bringt uns wieder auf Normaltemperatur. Nach dem Frühstück beginne ich kräftig das Deck zu schrubben. Endlich Reinschiff, doch was von außen blitzsauber wirkt ist innen pitschenass. Sabine ist entsetzt und richtig verzweifelt über nasse Betten im Vorschiff und nasse Lebensmittel in den Backskisten. Die Varianta ist wohl nicht ganz dicht: Als Schwachstellen erweisen sich der zur Vorschiffskoje offene Kettenkasten, die Dichtung vom Skylight und die Backskistendeckel im Cockpit, weil das Schiff achtern zu sehr belastet ist und deshalb das Wasser nicht abfließen kann. Der Bordsegen hängt ziemlich schief. Natürlich habe ich das nicht mit Absicht getan, aber es ist niemand zu Schaden gekommen und nach einer Stunde sind Bettwäsche und Backskisten wieder trocken, also wozu die ganze Aufregung.
Um 15.30 Uhr können wir mit dem schief hängenden Bordsegen, aber einigermaßen abgetrocknet Missunde verlassen. Wir wollen noch möglichst weit fahren, damit wir unserem Ziel Fünen wenigstens am nächsten Tag näher kommen können. Der nordöstliche Wind steht in der Missunder Enge leider voll gegenan. Da es hier zum Segeln ohnehin zu schmal ist, schiebt uns der Außenborder der nächsten Herausforderung entgegen. Doch die kommt bereits 500 m weiter, indem der Motor nach einigen nicht definierbaren Lauten seinen Geist aufgibt. Natürlich ist während der Saison immer viel Verkehr auf dem Wasser, aber gerade jetzt setzt der Schleidampfer zum Überholen an. Also was tun, ohne Fahrt kann man nicht steuern und hier besteht sofortiger Handlungsbedarf. Da steigt vielleicht der Adrenalinspiegel, aber der Elektromotor schiebt uns aus der Schusslinie. Doch warum spinnt der Außenborder?
Zwei Minuten später ist wieder alles im Lot. Der Tank war verrutscht und lag schräg in der Backskiste. Dadurch hing die Benzinleitung in der Luft und konnte keinen Sprit ansaugen. Nun schnurrt der Motor wieder wie gewohnt. Da der Wind genau aus der Fahrtrichtung weht, haben wir unter Segel keine Chance, heute noch einen ostseenahen Hafen zu erreichen. Als die Klappbrücke von Lindaunis in Sicht kommt wird klar, dass wir die Brückenöffnung um 16.45 Uhr nicht erreichen werden. Nun können wir endlich für eine Weile den lauten Motor aus dem Verkehr ziehen und segeln. Wir üben das „Boje über Bord Manöver“ und tasten uns langsam wieder an schwierigere Segelmanöver heran.
Um 17.45 Uhr passieren wir die Brücke von Lindaunis und segeln die Schlei weiter seewärts. Das schwere Gepäck in die Vorschiffskojen gestaut sorgt für einen deutlich besseren Bootstrimm als im letzten Jahr, sodass wir gut vorankommen und ich eine unsichtbare Regatta mit der „EOS“ fahre – nachdem uns alle anderen Boote längst abgehängt haben. Nun ja, Sieseby bleibt an Steuerbord und was ist das heute wieder für ein traumhafter Sommertag gegenüber meinem Törn mit der Dokocrew auf der „Diamina“ Ende April. Damals regnete es in Strömen und wir waren heilfroh, als wir endlich in der WSG Arnis fest waren.
In die WSG-Arnis gehen wir diesmal nicht. Zu tief sitzt der Groll gegenüber dem Hafenmeister, der uns so schmählich hat hängen lassen. Aber mit der Durchfahrt von Arnis beginnt wieder die Motorphase und als wir Kappeln erreichen müssen wir noch 45 Minuten auf die Brückenöffnung warten. Wir machen kurz am Kai fest und in der Zwischenzeit zaubert Sabine ruckzuck einen Gemüseeintopf auf den Teller. Um 19.45 Uhr passieren wir auch die letzte Brücke. „Jetzt können wir bis Dänemark durchfahren“, witzeln wir, Maasholm im Blick.
Um 20.30 Uhr sind wir am letzten Steg fest, holen uns den Strom von einem Nachbarschiff und erleben die „schwärzeste Stunde“ der bisher noch kurzen Reise: Die Betten sind schon wieder völlig nass und der Gedanke, darin zu schlafen scheint absurd. Sabine ist auf dem Tiefpunkt und möchte am liebsten hinschmeißen. Unbemerkt hatte sich Missunder „Waschwasser“ unter den Matratzen gesammelt und bei Schräglage lief es die Innenseite der Bordwand rauf und runter. Die Kapillarwirkung der Bettwäsche funktionierte prima und am späten Abend trocknet es längst nicht so schnell, wie heute Nachmittag bei 30°.
06. August
Mittwoch
06. August
Missunder Fährhaus
1025 hPc
Wind aus Nordost
4 Beaufort
30°
Beständig schönes Sommerwetter
Auslaufen Missunde
15.30
Festmachen Maasholm
20.30 Uhr
Gesegelte Meilen
15,5 Sm
Törndistanz bisher
23,8 Sm
Donnerstag, 07. August 03, 4. Tag: Komm', wir fahren den Tank leer
Da wir heute die geschützte Schlei verlassen wird der Seewetterbericht Pflicht und der kündigt schwachen Wind an, später OSO, 2 Bft.
Und da sich der Wind nicht so gern nach dem Wetterbericht richtet und mit 3 Bft. aus Südost daherkommt bleibt zwar die Insel Ærø unser Tagesziel, aber nicht Marstal im Südosten sondern Søby im Nordwesten werden wir ansteuern. Zwischen beiden Häfen liegen ca. 30 wunderschöne Inselkilometer und statt eines Amwindkurses können wir Søby auf Halbwindkurs ansteuern. Doch so weit sind wir noch nicht, zunächst suchen wir in der „Segelkiste“ noch ein wenig Kleinkram und aus dem Fischladen kommt der Hering mit an Bord.
Turm und Frau tragen quer
Um 13.30 Uhr verlassen wir Maasholm und passieren den Leuchtturm Schleimünde um 14.15 Uhr. Wir sind wieder auf der Ostsee, setzen die Segel und mit 3 Bft. nehmen wir Kurs auf Ærøs Nordspitze, mit dem Leuchtturm Skjoldnæs und dem Wegepunkt 133. Aufgrund der optimalen Sichtverhältnisse packen wir das GPS wieder ein und fahren auf Sicht – nicht ohne uns vorher die voraussichtliche Ankunftszeit vom Satelliten zu holen: 19.30 Uhr.
Besseres Segelwetter kann es nicht geben. Wir rauschen mit 4,5 Knoten über die Ostsee. Skjoldnæs, wir kommen. Die Crew löst sich an der Pinne ab. Nachdem sich Sabine von ihrem Mittagsschlaf erholt hat, kann ich das Buch von Klaus Nölter & Johanna Michaelis, „Der erfüllbare Traum – eine Weltumsegelung“, zu Ende lesen. Gegen 16.00 Uhr lässt der Wind nach und bleibt eine halbe Stunde später ganz weg. Da die Segel in der leichten Dünung nur noch schlagen, nehmen wir das Groß runter. Der warme Lufthauch ist gerade noch so stark, dass wir eben steuern können. Immerhin ist der Leuchtturm Skjoldnæs schon mit dem Fernglas erkennbar, aber unsere im voraus berechnete Ankunftszeit lässt sich schon jetzt nicht mehr halten. Inzwischen ist es 18.00 Uhr und wir dümpeln weiter vor uns hin. Um 19.00 Uhr sind es zur Nordspitze noch immer 7 Meilen und danach weitere 4 Meilen bis Søby.
Als ich endlich den Außenborder starte, bemerke ich, dass wir kaum noch Sprit im Tank haben. Wird das bisschen reichen? Auf keinen Fall. Also, den Motor sofort wieder aus, man weiß ja nie… Das GPS wird nach dem Sonnenuntergang befragt und das antwortet voller Energie: 21.24 Uhr. Also schraube ich schon mal die Positionslichter an und bereite „flexibel“ & uns auf die erste (unfreiwillige) Nachtfahrt vor. Da ich dabei auch noch den einzigen Imbusschlüssel versenke, ziehe ich schädliche Neigungen gegen mich selbst in Erwägung.
Wir haben ja so viel Zeit und damit Zeit genug für Vorwürfe. Hatten wir das nicht erst gestern? „Warum hast du nicht, … du wusstest doch und …das haben wir nun davon…“, hilft da nicht weiter und mit Sicherheit werden wir davon nicht schneller, aber wir haben gelernt, was wir schon immer wussten: Nie ohne Reservekanister. Sabine entscheidet, jetzt Pellkartoffeln mit Hering vorzubereiten, damit wir nicht so spät im Hafen essen (müssen). Prima Idee und ein paar Minuten später sitzen wir unter schlagenden Segeln am Cockpittisch und lassen uns das Essen schmecken. Wie schön, mit jeder Pellkartoffel bessert sich unsere Stimmung, das wird also unsere erste Nachtfahrt? Spannend! Und außerdem ziehen wir den Elektromotor als „eiserne Reserve“ ins Kalkül, der uns sicher 4 bis 5 Meilen schieben könnte. Ok., also fahren wir jetzt den Tank leer, mal seh'n, wie weit wir kommen. 15 Minuten später und eine Meile weiter ist auch der letzte Tropfen Sprit verbraucht. Die Batterie zapfen wir nicht an.
Warum laufen wir nicht nach Mommark ab, überlegen wir, aber das Hafenhandbuch verrät, dass dies kein attraktiver Hafen ist, außerdem ist es nach Søby nicht weiter. Kaum ein Hauch kommt über das Wasser und die vielen Windmühlen auf Ærø spielen heute keine müde Krone mehr ein. Um 21.00 Uhr haben wir immer noch 25 o und sehen in der Ferne Paddler über die Ostsee gleiten oder haben wir etwa Halluzinationen? Es sind wirklich Paddler und zu allem Unglück geht uns jetzt das Trinkwasser aus. Gut wir haben genügend Säfte dabei, Wein und Sherry, aber eben kein Wasser mehr (seitdem sind immer drei Wasserflaschen in Reserve an Bord – wieder was gelernt. Inzwischen inflationär – oder?).
Wir machen Fahrt, ganz langsam kommt Bewegung ins Schiff, freuen wir uns als sich die Sonne gerade von diesem Tag verabschiedet. Sofort ist auch das Groß oben, um bloß jeden Lufthauch auszunutzen.
Kein Sprit, kein Wasser, gute Nacht
Nach dem Sonnenuntergang kommt ein leiser Windhauch angeschlichen und das Leuchtfeuer von Skjoldnæs beginnt die Szene, zu beleuchten, Festfeuer, 20 Sekunden. Um 22.00 Uhr haben wir die Höhe von Skjoldnæs erreicht. Vorn haben wir das rotgrüne Positionslicht und weil das Hecklicht nicht brennen will, die Petroleumlaterne. Zur Not legen wir die Taschenlampe bereit, damit wir das Segel anstrahlen können. Wir segeln auf leisen Sohlen durch die Nacht. So was haben wir beide noch nie erlebt. Skjoldnæs immer an Steuerbord „segeln“ wir um die Nordwestspitze von Ærø. Als schließlich der Mond das schwarze Wasser in pures Silber verwandelt wird die Segelnacht unvergesslich. Auch von einem Lagerfeuer am Strand lassen wir uns nicht irritieren, erinnern wir uns an gruselige Geschichten, als solche Feuer, heimtückisch an falscher Stelle gezündet, manches Schiff stranden ließ. Die „Strandräuber“ auf Ærø werden sich darüber hoffentlich keine Gedanken machen. Vermutlich sind es sogar Yachties, die hier vor Anker liegen und mit dem Dingi an den Strand gefahren sind.
In der Ferne sind endlich die Lichter von Søby auszumachen. Der leise Wind schiebt uns immer näher an den Hafen. Dabei haben wir das Gefühl, schnell zu segeln, doch die Logge gibt nicht mehr als 2 Knoten her. Als es noch hell war haben wir uns auf der Karte ganz genau die Befeuerung der Hafeneinfahrt eingheprägt, doch davon ist noch nichts zu erkennen. Rotes oder grünes „Feuer“ trägt einfach nicht so weit wie weißes Licht. Gegen 23.00 Uhr erkennen wir das grüne Licht, das die Steuerbordseite der Hafeneinfahrt markiert, aber genau das dürfen wir wegen einer knapp unter Wasser liegenden Steinmole noch nicht ansteuern und das Leitfeuer des Hafens ist zwischen den vielen Lichtern der Stadt noch nicht auszumachen. Nach 'ner Weile ist das grüne Licht wieder verschwunden und noch immer trägt uns der Wind auf die Hafenstadt zu. Den Elektromotor benötigen wir noch nicht. Die vielen Lichter verwirren, doch der „alte Fahrensmann“ erkennt bereits ausgewachsene Frachtschiffe, die in der Werft repariert werden. „Da ist das Leitfeuer, ich hab' es, du musst mehr anluven“, höre ich Sabine. Mehr anluven geht aber nicht, weil wir dann im Wind stehen, also nehmen wir jetzt die Segel runter und lassen uns vom E-Motor in Richtung Hafen schieben.
Aber wo geht es lang? Von den Lichtern der Stadt fast geblendet fahren wir auf eine dunkle Wand zu und müssen dabei auf die knapp unter Wasser liegende Steinmole achten. Vorsicht. Schließlich finden wir den weißen Sektor des Leitfeuers, den wir in beide Richtungen jeweils bis an den Rand ausfahren. Nun haben wir die großen Schiffe vor uns, sehen die Masten der Yachten, die Werft und endlich taucht das grüne Licht wieder auf, die Steuerbordseite der Hafeneinfahrt. Behutsam gleiten wir in den unbekannten Hafen und finden ihn so vor, wie es im Hafenhandbuch steht. Es ist Mitternacht, ungewohnt dunkel und wir legen trotzdem ein wunderbares Anlegemanöver hin. Jetzt kann nichts mehr schief gehen – oder? Selbst einen Anlegeschluck gönnen wir uns noch in dieser warmen Sommernacht. Skol.
07. August
Maasholm
1021 hPc
Wind aus Ost
3 - 0 Beaufort
30°
Beständig schönes Sommerwetter
Auslaufen Maasholm
14.45 Uhr
Festmachen Søby
00.00 Uhr
Gesegelte Meilen
27 Sm
Freitag, 08. August 03, 5. Tag: Über Stock und Stein
Heute wird wieder ein heißer und schöner Hochsommertag und wir beschließen, in Søby zu bleiben. Zuerst steigen wir in die Laufklamotten, um den Leuchtturm mal bei Tageslicht und ganz aus der Nähe betrachten zu können. Die kleine Landstraße dahin entpuppt sich als touristisches Juwel. Ausblicke über die dänische Inselwelt bis rüber nach Fünen wechseln mit kleinen reetgedeckten Bauernhöfen, die meist geschmackvoll in Ferienhäuser umgebaut worden sind. Nach Süden ist noch ein Hauch der deutschen Küste zu erkennen und was gestern vom Wasser aus eher langweilig und karg aussah entpuppt sich als echter Hingucker. Kleine Gehöfte passieren wir und ein paar Gehöfte mehr bilden den Ort Haven, der seltsamerweise über keinen Hafen verfügt. Den Leuchtturm entdecken wir erst nach vier Kilometern rauf und runter in einiger Entfernung und da wir noch zurück laufen müssen, drehen wir lieber um, Skjoldnæs haben wir gestern ja fast 10 Stunden vor Augen gehabt.
Danach ist ein ausgiebiges Frühstück dran, der Benzintank wird randvoll getankt und am Nachmittag leihen wir uns Fahrräder für die 17,5 km Tour nach Ærøskøbing. Am Ende wird es die schönste Fahrradtour, die ich je geradelt bin.
Radtour auf Ærø
Die gut ausgeschilderte „Cykelroute“ 90 führt uns rauf und runter, über sanfte Hügel, direkt am Strand entlang, durch Felder, Gärten und einige der 22 Dörfer auf Ærø. Diese Ostroute bietet eine unglaubliche Fernsicht über die „Dänische Südsee“ mit den Inseln Lyø, Avernakø, Hjortø, Drejø und dahinter lässt sich Fünen mit den Städten Faaborg im Norden und Svendborg im Nordosten erahnen. Rudkøbing auf Langeland ist an seinem hohen Silo zu erkennen und dann natürlich wieder Einblicke in reetgedeckte Häuser. Einladende und schattige Plätze mit Kaffeekannen und gekühlten Getränken laden am Wegesrand zur Pause und das alles mit Selbstbedienung. Die Kronen werden einfach ins Glas gesteckt. Auf dieselbe Weise kannst Du selbst gekochte Marmelade, Gemüse und Obst kaufen oder kunstvoll von Kinderhand verzierte Steine. Diese Route ist nicht zu übertreffen.
Ærøskøbing ist natürlich im August voller Touristen und scheint dennoch eine verschlafene Kleinstadt zu sein. Wie eine gut ausstaffierte Puppenstube präsentiert sich die Stadt, doch ein schönes Cafe, lässt sich leider nicht gleich finden (natürlich gibt es das auch, aber eben nicht direkt am Hafen oder irgendwie mittendrin, so wie z.B. auf der Lister Meile , nein die beiden Cafes sind in schönen Gärten versteckt zu finden und sündhaft teuer). Solange wollten wir nicht suchen und haben längst hier unser leckeres Waffelis verdrückt.
Waffeleisbude
Nach zwei Stunden Altstadt, Hafen und wieder zurück in die Altstadt ist's dann genug mit Ærøskøbing. Zurück wollen wir auf der Westroute und um die zu erreichen, müssen wir zuerst eine Bergprüfung bestehen, um ganz oben angekommen festzustellen, dass unser kleines Handtuch irgendwo verloren gegangen ist. Aber wo? Die Antwort wissen vielleicht die unterwegs von Sabine gesammelten, gewaschenen und vor dem Verzehr mit dem Handtuch abgetrockneten Mirabellen oder liegt das Handtuch bei der Waffelisbude? Also, zurück und wieder 2 km hier hoch? Nein! Einen schönen Ausblick haben wir hier oben. Von Fünen im Norden bis zur deutschen Küste im Südwesten liegt uns der „Kleine Belt“ zu Füßen, Ærø sowieso.
Die Cykelroute 91 (Westroute) zurück nach Søby hat im nördlichen Teil leider nicht ganz den Charme der Ostroute. Sie verläuft weiter vom Wasser entfernt, kreuzt gelegentlich die Hauptstraße, ist rauer und durch das Gegenlicht am frühen Abend ist auch die Fernsicht beeinträchtigt. Trotzdem ist dies ebenfalls ein wunderbarer und empfehlenswerter Fahrradweg. Vielleicht haben auch der aufkommende Hunger und die vielen Eindrücke unsere Wahrnehmungsfähigkeit erschöpft. Sabine würde jetzt am liebsten eine Pølserbude überfallen. Doch als wir Søby erreichen ist sie mit dem Restaurant direkt am Hafen (warum gibt es so was nicht in Ærøskøbing) mehr als einverstanden. Essen in Dänemark ist eine kostspielige Geschichte, aber hier gibt es ein prima Essen zu einem fairen Preis. Das wir dabei „flexibel“ auch noch ins Cockpit sehen können kostet nix extra!
Außerdem sorgen die Hafenmanöver anderer Yachten für Gesprächsstoff über die Tische hinweg und ein Schärenkreuzerskipper aus dem Lippischen, versucht uns mit seiner Segelphilosophie anzustecken. Wir lernen daraus, dass Schärenkreuzer ungeheuer lang aber schmal sind, sich im Hafen schlecht bis gar nicht manövrieren lassen, unter Deck ziemlich unbequem, aber auf Amwindkursen unschlagbar sind. Auf dem Weg in die Koje bemerken wir mit Schrecken, dass der Schlüssel von Sabines Leihfahrrad verloren gegangen ist. Obwohl ich das Rad mit meinem Schlüssel abschließen kann geht die Stimmung sofort ganz tief in den Keller. So ein schöner Tag ist plötzlich nichts mehr Wert?
Samstag, 09. August 03, 6. Tag: Schlecht verankert
Der Seewetterbericht für Belte und Sund: Ost 4
Morgens um sieben ist ja bekanntlich die Welt noch in Ordnung und außerdem ist heute unser erster Hochzeitstag. Während ich mich also in aller Frühe aus der schmalen Koje mogeln will höre ich Sabine noch im Halbschlaf, „…wo willst Du denn hin?“ „Ein paar Blumen besorgen, schlaf' einfach weiter…,“ und schon bin ich weg. Auf dem Leihfahrrad fliege ich wieder über die wunderschöne Cykelroute 90 nach Ærøskøbing. Ab Borgnæs lasse ich, immer auf der Suche nach dem kleinen roten Handtuch, keinen Zentimeter neben der Straße aus. Ich klappe Mülltonnen auf, gucke hinter Hausecken, aber nirgendwo ein rotes Tuch, es ist wie verhext. In Ærøskøbing ist der Blick schließlich nur noch auf dem Boden gerichtet, hier muss doch irgendwo der Fahrradschlüssel liegen. Aber am Geldautomaten finde ich ihn genauso wenig wie an der noch geschlossenen Waffelisbude. Im Hafen nicht, nirgends. Mit leeren Händen fahre ich auf keinen Fall zurück. Wenigstens einen hübschen Feldblumenstrauß pflücke ich unterwegs, der uns noch eine ganze Weile erfreuen soll.
Als ich kurz vor neun Uhr wieder an Bord komme hat Sabine längst das Frühstück fertig. Natürlich hat sie geahnt, dass ich nicht nur Blumen holen bin, aber auch ohne die Fundsachen ist der Ärger des gestrigen Abends beinahe verflogen. Vollends löst sich der Frust auf, als wir die Räder zurück bringen, den Schlüsselverlust beichten und der Fahrradhändler fragt, ob das Eis geschmeckt hat. Wir schau'n uns fragend an, „…hä???“ Na klar, die Waffeleisbude hat ihn über einen gefundenen Schlüssel info rmiert, so klein ist Ærø, Gott sei Dank. Von einem kleinen roten Handtuch war leider nicht die Rede…
Wieder an Bord koppeln wir unsere Kursmöglichkeiten durch. Folgen wir der empfohlenen Rundung Fünens gegen den Uhrzeigersinn müssen wir heute nach Svendborg segeln, doch genau daher weht der Wind - aus der falschen Richtung. Nur auf Amwindkurs segeln wollen wir nicht. Uns steht der Sinn nach einem gemütlichen Törn, vielleicht sogar irgendwo in einer geschützten Bucht baden, an Bord Kaffee trinken und den wunderbaren dänischen Kuchen...?
Um 13.30 Uhr verlassen wir Søby mit Kurs auf Faaborg, die anvisierte Badebucht werden wir schon im Schutz von Avernakø finden. Wieder schiebt uns der E-Motor aus dem Hafen und draußen setzen wir sofort die Segel, obwohl das Groß noch gar nicht vorbereitet ist - was die Situation nicht gerade erleichtert. Da es in der Ansteuerung von Faaborg einige Untiefen gibt, gebe ich im GPS einen Wegepunkt ein, damit wir die Ansteuerungstonne nicht verpassen. Demnach müssen wir 20 o steuern, doch da wir auf Sicht fahren gebe ich der Steuerfrau Landmarken zum Ansteuern. Die liegen zwar östlicher als der GPS-Kurs und prompt erkenne ich 10 Minuten später noch rechtzeitig meinen Irrtum, denn wir segeln mit 5 Knoten auf einen niedrigen Damm zu, der die beiden Inselteile von Avernakø miteinander verbindet. Ich habe den westlichen Inselteil vermeintlich für Lyø gehalten, aber als ich die markante Windmühle nicht entdecken kann, gerade noch rechtzeitig die Seekarte gefragt.
Inzwischen fällt hin und wieder eine Böe ein und Sabine meint, dass es inzwischen 5 Bft. sind, doch der Windmesser rückt nicht mehr als 4 Bft. raus. Raumschots segeln wir nun das Südwestufer ab, bis andere Ankerlieger in Sicht kommen. Mit unserem geringen Tiefgang können wir natürlich viel dichter ans Ufer als die dänische Yacht, von der unser Ankermanöver argwöhnisch beobachtet wird. Sabine hält uns nur noch mit dem Groß dicht am Wind, während ich vorn die Wassertiefe beobachte. Wir fahren nur noch ganz langsam vorwärts, dann habe ich die richtige Tiefe gefunden. „Geh' in den Wind, Sabine“, und als das Boot im Wind steht lasse ich den Anker fallen, fiere Kette und Ankerseil. Wir liegen vor Avernakø. Sofort nehmen wir das Groß runter und jetzt habe ich auch das Gefühl, als würden stärkere Böen über die flache Insel fegen. Obwohl der Anker hält ist mir gar nicht wohl zumute. Auf keinen Fall würde ich jetzt das Boot verlassen, von Bade- oder Kaffeestimmung keine Spur mehr. Auf dem Steinhuder Meer, ja das wäre was anderes, aber hier … und mit dem Ankern habe ich ohnehin noch keine Erfahrung.
Wir nehmen den Anker schnell wieder auf, Kaffee trinken können wir auch in Faaborg und auf dem Nachbarboot scheint man inzwischen auch an Aufbruch zu denken. Also zunächst rüber zur Untiefentonne. Wenig später, im Fahrwasser mit Kurs auf Faaborg, nimmt der Verkehr immer mehr zu. Viele Tagesausflügler segeln in die heimische Marina zurück, ob wir da noch einen Platz finden? Die Ansteuerung wird wiederum von einer wunderbaren Landschaft eingerahmt. Die kleine Insel Bjørnø an Steuerbord und an Backbord die Marina von Dyreborg bilden einen Trichter an dessen Ende sich das Fahrwasser zum Faaborgfjord ausweitet, der auf der Ostseite von Bjørnø wieder Zugang zur Ostsee hat.
Ein mächtig breiter Kirchturm überwacht die Stadt, die Sonne scheint aus allen Knopflöchern, nur der Wind kommt inzwischen wirklich mit 5 Bft. daher. Vor der Hafeneinfahrt müssen wir uns zum Segel bergen einen ruhigen Platz suchen, so viele Yachten sind hier unterwegs. Im Hafen wird es noch enger und ich habe Mühe, mit dem Außenborder rückwärts zu fahren (Tipp: Den Außenborder ganz tief absenken, damit das Wasser nach vorne abfließen kann und sich nicht am Heckspiegel staut. Dann gelingt die Rückwärtsfahrt!).
Faarborg
Endlich, nachdem wir auch alle Schlupflöcher durchsucht haben, finden wir doch noch einen freien Stegplatz. Eine kleine Yacht hat eben ihre Vorteile!
09. August
Søby
1020 hPc
Wind aus Ost
4 - 5 Beaufort
30°
Beständig schönes Sommerwetter
Auslaufen Søby
13.30 Uhr
Festmachen Faaborg
16.30 Uhr
Gesegelte Meilen
10 Sm
Durst und Hunger haben wir zwar nicht, dafür sind wir neugierig auf die alte Stadt. Ganz anders als in Ærøskøbing ist Faaborg lebendig. Hier wird produziert, verkauft und gelebt - natürlich auch von uns Touristen. Faaborg war Brücke nach Deutschland (Fährverbindung Faaborg – Gelting und natürlich rüber nach Als. Nach dem Brückenschlag über den Großen Belt wurden die Verbindungen eingestellt). Unser Weg durch die Altstadt endet zunächst am Glockenturm.
Von hier ist es nicht weit zum Touristenbureau und auf dem Weg dorthin läuft uns glatt ein Nachtwächter über den Weg, geht in die nächste Kneipe und auf unserem Rückweg ist er zufällig wieder vor uns. Um 21.00 Uhr beginnt sein Rundgang durch die Stadt und ca. 40 Leute folgen ihm. Immer wieder hält er an, erzählt aus der Stadtgeschichte, singt sein Nachwächterlied und steuert die nächste Station an. Leider gibt es keine deutsche Übersetzung, aber bei diesem zweistündigen Rundgang verstehen die Augen beinahe jedes Wort. Dabei können wir die Geschichte mancher Gebäude auch so begreifen. Am Ende landen wir wieder am Glockenturm, der Nachwächter verabschiedet sich, erhält tosenden Applaus und jede Menge Trinkgeld. Unbedingt mitmachen!
Sonntag, 10. August 03, 7. Tag: Fürstliche Fahrradtour
Der Sonntag macht seinem Namen alle Ehre und es sind, wie bisher jeden Tag, wieder um die 30 o . Auf dem Weg vom Hafen zum Touristenbuerau macht uns eine schwedische Yacht besonders neugierig. Von einer Stureborg 33 Royal habe ich noch nie gehört und dieses Mittelcockpitschiff gefällt uns ganz besonders gut. Wir bleiben eine ganze Weile stehen, bewundern das gemütliche Cockpit und dass dieses Schiff auch noch eine geräumige Achterkajüte hat. „Stureborg 33 Royal“, schreibe ich auf einen Zettel, danach werde ich zuhause im Internet suchen.
Nach der guten Erfahrung auf Ærø sind wir heute wieder einmal mit Leihfahrrädern unterwegs. Ziel ist das in ganz Dänemark berühmte Egeskov Slot. Dazu heißt es im Baedecker: „Märchen können mitunter auch wahr werden. So erscheint es zumindest beim Anblick des Bilderbuchschlösschens Egeskov, das 1524 – 1554 unter Reichsmarschall Frands Brokkenhuus bei Kværndrup mitten in einen See gebaut wurde – für die Errichtung musste ein ganzer Eichenwald (egeskov) geschlagen werden. Das luxuriöse Renaissanceschloss galt für damalige Verhältnisse als Sensation, da bereits alle Wohnräume über einen Kamin verfügten und selbst die obersten Etagen durch ein Aufzugsystem mit Wasser versorgt werden konnten… Weithin bekannt ist der herrliche Park mit Barockgarten, einem 1730 angelegten Buchen-Labyrinth, Kräutergarten und einem von Multitalent Piet Hein 1990 entworfenen Bambuslabyrinth. In den ehemaligen Stallungen befinden sich ein Oldtimermuseum mit klassischen Autos, Motorrädern und Flugzeugen, ein Pferdewagen- und Landwirtschaftsmuseum und seit 2000 auch das Falckmuseum über die Geschichte des Rettungswesens.“
Leider gibt es von Faaborg zum Schloss keine separate Cykelroute. Wir haben nur die Möglichkeit, die ersten Kilometer über weniger befahrene Landstraßen zu fahren und die haben es in sich. Wir strampeln uns ab wie bei einer Harzüberquerung. Mit so vielen Steigungen und Abfahrten haben wir auf Fünen wirklich nicht gerechnet. Wir kämpfen uns durch Buchen- und Tannenwald und sind ganz sicher, dass wir hier die Heimat der Weihnachtsbäume erfahren. Wir radeln durch riesige Tannenbaumfelder und sind so aus der Puste, dass wir es lieber nicht mit „Oh Tannenbaum“ versuchen. Nach 7 km erreichen wir „Korinth“ und damit leider auch die viel befahrene Bundesstraße 8.
Schloss Egeskov protzig und teuer
Eine Stunde später sind wir am Schloss. 130 DKR Eintritt lassen uns einen Moment zögern, aber nun sind wir schon mal hier und zahlen murrend umgerechnet 17,50 € pro Nase. Das Innenleben des Schlosses ist eher eine Enttäuschung, denn die seit Generationen dort ansässige Familie geht ziemlich protzig mit ihren Jagdtrophäen und anderen Attributen des Kolonialismus um und so was wie dem Rittersaal bin ich schon anderswo zum Opfer gefallen, aber draußen, draußen ist es wunderschön. Der Barockgarten, überhaupt die unterschiedlichen Gartenabteilungen bis hin zur Landwirtschaft, das überwältigende Oldtimermuseum und die Halle mit den Motorrädern. Unglaublich. Unsere Zeit reicht gar nicht aus, um alles in Ruhe anzusehen, denn ...
... Schloss Egeskov mit Goldkugel ...
schließt um 18.00 Uhr. Kurz vorher klettern wir noch über kleine Hängebrücken in den Baumkronen der Buchen herum, überblicken von oben das Labyrinth und verabschieden uns durch eine gepflanzte Sonnenuhr aus dem Areal des Schlosses.
Auf der Rückfahrt fordert der vor Hitze beinahe „kochende Asphalt“ seinen Tribut. In der Nähe von Korinth wollen wir im größten Binnensee Fünens buchstäblich baden gehen und schon der Anblick des in Wälder, Wiesen und Schilf eingebetteten Sees verspricht endlich eine erfrischende Erfrischung. „Baden dürfen sie hier leider nicht“, verraten uns zwei Spaziergängerinnen, also kochen wir weiter und bekommen unsere Abkühlung erst als wir die bald 5 km lange Abfahrt runter nach Faaborg hinter uns bringen.
Montag, 11. August 03. 8. Tag: Lyø, immer wieder Lyø
Der Seewetterbericht für Belte und Sund: Südost 2
Bei dem bisschen Wind kommen wir zwar um 13.20 Uhr aus dem Hafen von Faaborg, aber kaum aus der Bucht. Das Lüftchen hat auch nicht die Absicht, uns bis Assens zu schieben, aber wenn wir erst aus der Bucht raus sind wird es bestimmt besser... Wird es nicht. Ja, wir segeln zwar, aber es ist wie in den so berüchtigten Rossbreiten. Hätten wir, wie die Segler früher, jetzt Pferde an Bord, die ja ganz ausgezeichnete Schwimmer sind, dann hätten wir angespannt…
Sabine holt uns hier raus
Immer mehr Segler motoren und wir dümpeln zwischen Lyø und Fünen herum. Assens können wir längst vergessen! Warum gehen wir nicht nach Lyø? Ja, warum eigentlich nicht noch ein drittes Mal nach Lyø, ich bin gern auf dieser kleinen Insel. Also, Segel runter, Motor an und eine halbe Stunde später rutschen wir in den überfüllten Hafen. Ganz am Ende finden wir noch eine kleine „Variantalücke“ und so liegen wir plötzlich neben einem Jollenkreuzer aus Mardorf und einer Nimbus 28 aus Flensburg. Die Nachbarn vom Steinhuder Meer erweisen sich als ausgesprochen mundfaul, das ältere Ehepaar aus Flensburg hingegen berichtet gern über ihre Reise. Sie sind bereits seit Juni auf der Ostsee unterwegs und manche Tipps, vor allen Dingen über kleine Inselhäfen, werden sofort gespeichert. Beneidenswert! Außerdem hat dieser Skipper den sich andeutenden Wetterumschwung längst wahrgenommen. Hoch durchziehende Cirren sind dafür untrügliches Zeichen, lerne ich.
Montag
11. August
Faaborg
1020 hPc
Wind aus Ost
5 Beaufort
24°
Leichte Cirren
Beständig schönes Sommerwetter
Auslaufen Faaborg
13.20 Uhr
Festmachen Lyø
16.00 Uhr
Gesegelte Meilen
5 Sm
Törndistanz bisher
65,8 Sm
Eine Stunde nach dem Festmachen erfrischen wir uns nach dem lauwarmen Badewasser in der Ostsee lieber ausgiebig unter der kalten Dusche. Zum Abendbrot essen wir die Krabben von Aldi mit Rührei und dann wenden wir uns Lyø zu.
Lyø
Im Baedeker steht: „Um 1540 waren die ersten Inselbewohner vor die Wahl gestellt worden: Hinrichtung oder Auswanderung. Heute haben die Höfe stolze Ausmaße von Herrensitzen und die 140 Einheimischen werben zu Recht mit einem der schönsten Dörfer Dänemarks. Hier sieht man fast nur reetgedeckte Häuser, von Stockrosen umrankte Fachwerkfassaden mit rostrot, hellgrün oder amtblau gestrichenen Türen und Fenstern, wie Leuchtzeichen gegen das lange Grau des Winters“.
Ein langer, ausgedehnter Spaziergang führt uns durch das wunderschöne Dorf bis zum Klokkestenen (Hügelgrab) am anderen Ende der Insel. Das Dorf scheint um 21.00 Uhr wie ausgestorben, selbst im Kro bewegt sich nichts. Als der große Vollmond unseren Rückweg beleuchtet, begleitet uns vom Klokkestenen eine ganz junge schwarze Katze beinahe bis an Bord. Immer wieder unterbricht sie unseren Weg und fordert uns einige Streicheleinheiten ab. Für solche Abende zünden manche Leute aus Dankbarkeit Kerzen an, werfen Münzen in irgendwelche Teiche und auch wir freuen uns über dieses sommerliche Geschenk.
Der Seewetterbericht für Belte und Sund: 3 Bft. NW.
Vor dem Auslaufen gehen wir noch einmal rauf ins Dorf. Vor allen Dingen „meinen“ Doppelkopfseglern möchte ich so gern eine Ansichtskarte aus Lyø schicken und dabei werden wir beinahe mit Mondpreisen über's Ohr gehauen. Wir rechnen nach, drehen um und bekommen unser Geld zurück. Wir kaufen Marmelade, die vor der Haustür angeboten wird und bereiten schon den Kartoffelsalat für die Abendmahlzeit vor.
Bevor wir um 14.20 Uhr auslaufen tausche ich die Genua gegen die Fock aus. Unser Ziel, Assens, haben wir zwar immer noch im Kopf, doch dort würden wir wohl erst um Mitternacht ankommen. Wir werden sehen, wohin der Wind uns diesmal bringt und wissen genau, dass das Wetter spätestens Morgen umschlagen wird. Spätestens Morgen wird sich das beständig warme Sommerwetter für ein paar Tage verabschieden. Es wird Starkwind und sogar Sturm geben, doch durch den Lyø Kro geht höchstens eine „Düse“ mit 3 Bft. aus NW. Schon bald werden aus drei zwei Bft. und ab 16.00 Uhr weht nur noch ein laues Lüftchen. Während Sabine ihren Mittagsschlaf nachholen will bleibe ich an der Pinne, doch eine halbe Stunde später wird sie vom Außenborder aus der Hundekoje geholt. Damit ist auch klar, dass wir den nächsten Hafen anlaufen werden, wenn uns keine kleine Brise zu Hilfe kommt. Doch weder eine kleine noch eine größere Brise bringt uns ein Stück weiter, nur der Zweitakter knattert mit uns in die Haelnæsbucht. Wir passieren den Fährhafen Bøjden Bro, aus dem die Pendelfähre alle vier Stunden die Brücke zwischen Als und Fyn herstellt.
Den kleinen Yachthafen von Bøjden Bro laufen wir lieber nicht an. Das Hafenhandbuch verrät, dass es hier weder Strom noch vernünftige sanitäre Anlagen gibt. Also motoren wir drei Meilen weiter östlich nach Faldsled, denn wenn wir schon Einwehen, dann wenigstens komfortabel. Allerdings macht das Hafenhandbuch auf eine sorgfältige Steuerung im Fahrwasser nach Faldsled aufmerksam, sonst sitzt man schnell auf Schiet.
An Backbord schützen die beiden Inseln Illum und Vigo die wunderschöne Haelnæsbucht und am östlichen Zipfel von Illum muss bald die erste Spierentonne des Fahrwassers in Sicht kommen. Lange suche ich mit dem Fernglas, bis endlich die erste dünne Spiere in Sicht kommt. Wie gut, dass eine Meile vor uns zwei andere Segler ebenfalls Faldsled ansteuern. Als wir ihnen folgen tauchen so nach und nach alle Spierentonnen aus der Versenkung auf. Um 18.00 Uhr erreichen wir den Hafen, aber damit haben wir noch keinen Liegeplatz. Also drehen wir eine Ehrenrunde und siehe da, vor dem ersten Platz für die ganz großen Yachten gibt es doch noch eine Lücke. Da gehen wir rein und machen fest. Während ich an Deck aufklare begibt sich Sabine auf einen Hafenrundgang, erwischt den Hafenmeister und der hat für uns noch einen Platz im zweiten Becken, wo ausschließlich die kleinen einheimischen Boote liegen – genau da passen wir gut hin. Strom und Wasser „vor der Tür“, die Boote neben uns sind alle leer, besser geht's nicht!
Den Ankommensschluck nehmen wir heute gleich mit dem Abendessen, denn zum fertigen Kartoffelsalat werden nur noch die Würstchen aufgebrüht. Danach duschen wir und gehen „Schiffe gucken“. Eine Stureborg Royal finden wir nicht. Nach dem 22.05 Uhr Wetterbericht hilft uns der Rotwein über die schlechten Aussichten hinweg. Wie schade, die Schönwetterperiode geht zu Ende. Bereits Morgen dreht der Wind auf West und soll mit 6 Bft. daher kommen. Viel zu viel für unsere „flexibel“, da werden wir wohl hier bleiben müssen. Bereits gestern Abend hatte ja der Flensburger Skipper auf Lyø die hoch durchziehenden Cirren als bevorstehenden Wetterumschwung gedeutet.
Dienstag
12. August
Lyø
1017 hPc
Wind aus Ost
3 - 0 Beaufort
26°
Leichte Cirren
Beständig schönes Sommerwetter
Auslaufen Lyø
14.20 Uhr
Festmachen Faldsled
18.00 Uhr
Gesegelte Meilen
11,5 Sm
77,3 Sm
Mittwoch, 13. August 03, 10. Tag: Die Hauptstraße von Faldsled rauf und runter
Nun sichern wir erst 'mal unseren Standort, rollen die Fock fest ein, bergen das Sonnensegel, während sich der Hafenmeister über die Wetteränderung überschwänglich freut und „Windstärke 13“ prophezeit. Alle Dänen sehnen endlich den großen Regen herbei, denn die Waldbrandgefahr ist auf dem ausgetrockneten Boden enorm groß, während wir Urlauber das Wetterglück lieber noch ein bisschen strapaziert hätten. Wochenlang 30° sind doch so schön.
Ralf der Windmesser
Wir spulen das touristische Programm in Faldsled ab: Einmal die Hauptstraße rauf können wir den drei Töpfereien ebenso wenig entkommen wie einen Sparmarkt (kein Brugsen) und einem Campingplatz. Dem Faldsled Kro, tatsächlich eines der Top-Gourmetrestaurants in Dänemark, geht unsere Bordkasse lieber aus dem Weg. Hier kommen sie alle 'mal vorbei, die schönen und die reichen Dänen. Da haben wir nichts zu suchen, wir müssen sehen, wie wir unsere Nudeln aufkriegen.
Heute ist weder eine Yacht aus- noch eingelaufen, am Abend jedoch messen vier Yachten in der überschäumenden Haelnæsbucht ihre Kräfte und segeln eine private Starkwindregatta. Als sie zwei Stunden später in größeren Abständen zurückkehren und wir neugierig die Hafenmanöver beobachten, erleben wir, wie schwierig es ist, bei 6. Bft. von der Seite, ein Boot sicher in die Box zu kriegen. Das gelingt den „Profis“ nur mit Ach & Krach.
Donnerstag, 14. August 03, 11. Tag: Immer wieder Eierbecher und Blumenvasen
Unverändert bläst es mit 7 - 8 Bft. aus West. Noch einmal hat das Barometer eine Rolle rückwärts gedreht und fällt von 1017 auf 1009. Die Haelnæsbucht ist weiß und das flache Wasser scheint zu kochen. Gerade deshalb können wir uns an das morgendliche Sportprogramm gut gewöhnen. Bevor wir starten stretchen wir immer am freistehenden Räucherofen des berühmten Kro.
Faldsled Hafen
Heute laufen wir landeinwärts, lassen uns vom Wind treiben, doch ein Blick zurück lässt uns jäh umkehren, denn eine dunkle Gewitterfront wird gleich ihre Schleusen über dem Hafen öffnen. Ich renne zurück und mit den ersten dicken Tropfen schließe ich das offene Schiebeluk. Wir sind gerettet, Schiff und Besatzung bleiben trocken, doch auch das Gewitter sieht in diesem Moment seinen Irrtum ein, macht den Laden schnell wieder dicht und zieht woanders hin.
Am Nachmittag drängt mich Sabine wieder sanft in eine Töpferei, doch auch hier nichts als schöner Kitsch. Immer wieder Eierbecher und Blumenvasen. Das hatten wir doch gestern schon, Eierbecher und Blumenvasen. Am Strand der Ferieninsel bläst uns der Wind voll ins Gesicht. Bei diesem Wetter draußen auf dem Wasser? Jedenfalls nicht mit unserer „flexibel“. Nach dem zweiten Nudelabend fühlen wir uns genudelt und da der Ort aber auch gar nichts hergibt, besichtigen wir eben den Campingplatz. Ja sicher, der ist bestimmt auch ganz schön, aber so langsam möchte ich hier weg. Der Wetterbericht um 22.05 Uhr will uns diesen Ort aber noch weiter zumuten. Also, Morgen bleibt es bei W-NW 6-7 und erst am Samstag soll der Wind auf 5 abnehmen. Dafür sind dann Schauerböen und 2 m hohe Wellen angekündigt – auch nix für „flexibel“.
Traditionshafen Svendborg
Zufällig feiert Svendborg an diesem Wochenende seinen 750. Geburtstag, aber die ganz große Sause läuft leider erst Morgen. Heute bekommt Sabine dafür endlich ihren ...
Pølser rot/grün ...
mit „wenig bis keinen gerösteten Zwiebeln“ zwischen den pappigen Brötchenhälften. Wir halten Rast im stillen Winkel einer Kirche und entdecken einen eindrucksvollen Granitstein, bei uns würde man zu ihm „alter Schwede“ sagen. Unverdienterweise findet Ralf wieder mal ein Schnäppchen zum Anziehen und Sabine geht, genau wie sie es erwartet hat, leer aus. Nicht zum Aushalten. Am Ende sind wir froh, dass wir noch den Bus erwischen weil Sabine beinahe heldenhaft den Bus kurz nach seiner Abfahrt von der Haltestelle mitten auf der Straße zum Halten zwingt, während ich vergesse, in Faldsled rechtzeitig auf's Knöpfchen zu drücken, sodass wir eine Haltestelle zu spät anhalten. Zum Glück sind wir gerade noch rechtzeitig für den 22.05 Uhr Wetterbericht an Bord, doch von einer Wetterberuhigung ist leider noch nicht die Rede.
Samstag, 16. August 03, 13. Tag: Jetzt hält uns auch nichts mehr!
Der Seewetterbericht gibt für Belte und Sund eine Starkwind-, bzw. Sturmwarnung heraus, im Einzelnen jedoch W – NW 5 – 6 abnehmend 4, See bis 1,5 m. Die Aussichten bis Morgen Mittag: NW 4, abnehmend 3.
Wir bleiben gelassen. Bei Sturm oder Starkwind laufen wir nicht aus, Ende. Also wieder neben dem riesigen Räucherofen stretchen und dann finden wir endlich unsere Piste, abseits der Straße, durch den Wald. Danach lassen wir uns viel Zeit mit dem Frühstück. Gegen Mittag laufen die ersten drei großen Yachten aus, alle mit einem Reff im Groß. Das ist natürlich ansteckend, doch der Windmesser zeigt immer noch stolze 6 Bft. an. Eine halbe Stunde später messe ich 5 Bft. und schon geht eine Varianta ebenfalls nur mit gerefftem Groß auf die Reise, aber wo wollen die denn hin? Bei starkem Westwind sinkt der Wasserspiegel im westlichen Teil der Ostse enorm ab und die segeln außerhalb des Fahrwassers? 10 Minuten später müssen die wohl Grundberührung gehabt haben, denn nun erfolgt die überfällige Kurskorrektur und sie kommen so weit zurück, bis sie wieder das Fahrwasser erreicht haben. Glück gehabt. Danach verlässt die 5,5 m kurze „Lisa“ den Yachthafen und jetzt hält uns auch nichts mehr.
In kurzer Zeit ist „flexibel“ segelfertig und diesmal springt der Außenborder sofort an. Endlich geht's wieder los. Zunächst motoren wir in das große Hafenbecken und binden am Achterpfahl ein Reff ins Großsegel. Ein paar Minuten später sind wir im Fahrwasser mit Kurs auf den Kleinen Belt. Der Hafenmeister hat uns vorsorglich gewarnt, dass der Sturm eine Fahrwassertonne losgerissen hatte, die beim Campingplatz angespült worden war. Aber die Spieren, die die wesentlichen Kursänderungen anzeigen sind noch alle im Wasser. Dann klappe ich den Motor hoch und nun segeln wir bei „schlappen 5 Bft.“ auf Halbwindkurs durch die Haelnæsbucht. Plötzlich ein so lauter Knall, als würde das Segel reißen und so was ähnliches ist auch passiert. Auf der Reffleine steht so viel Druck, dass die Klampe aus der angenieteten Verankerung gerissen wird. Mit einem Schlag reißt das Reff auf, knattert das Achterliek und versetzt uns einen gehörigen Schreck. „Wir müssen umdrehen, so können wir nicht weiter segeln“, meint Sabine, aber wir „segeln“ weiter, „das haben wir gleich“. Als wir auf Amwindkurs wechseln, fange ich das Segel wieder ein und bändsele das Reff an die Baumnock. Geht doch!
Inzwischen haben wir zwar immer noch Landabdeckung durch die Inseln der Haelnæsbucht, aber bevor wir das freie Wasser erreichen, schlüpfen wir in Ölzeug, Gummistiefel und Schwimmweste, denn immerhin sind die Wellen bis zu 1 m hoch und das ist für unsere Varianta ein ordentliches Stück Arbeit. Hier, am Ausgang der Haelnæsbucht in den Kleinen Belt, entscheidet sich, ob wir eine Chance haben, die Insel Als nördlich zu umfahren, um vielleicht Dyvig oder gar Sønderborg zu erreichen. Diese Entscheidung ist längst gefallen, denn der starke Wind aus NW lässt diesen Kurs nicht zu. Und je mehr wir die Bucht verlassen desto stärker wird der Seegang. Selbst die Fähre von Bøjden Bro rüber nach Fynshav, die uns eine Weile begleitet, rollt durch den Kleinen Belt.
Hier draußen ist der Seegang noch stärker und die Vorhersage der Wellenhöhe bis 1,5 m wird gnadenlos in die Realität umgesetzt. Gut, dass wir Schwimmwesten tragen, denn „flexibel“ rollt, stampft und krängt sich durch das aufgewühlte Wasser. Wir stehen mehr auf den Seitenwänden der Backskisten, als dass wir sitzen. Dennoch lässt es sich, inzwischen auf Halbwindkurs, einigermaßen verträglich segeln, wenn uns nicht hin und wieder eine „Monsterwelle“ erwischen und durchschütteln würde. Kurze Böen, die sicher im Bereich von 6 Bft. liegen, adeln uns zwar zu Grenzseglern, aber wirklich gefährlich wird es für „flexibel“ nicht. In solchen Momenten ist die Pinne nur schwer zu halten, doch nach einer Weile finden wir mehr und mehr Gefallen an diesem Kurs und als die Böen langsam ausbleiben setzen wir die Fock, damit der Segeldruckpunkt weiter nach vorn verlagert wird. Sofort lässt es sich leichter steuern und das Boot liegt stabiler im Wasser.
Dennoch macht Sabine die ständige Schaukelei überhaupt keinen Spaß und weil Mommark noch nicht auszumachen ist, ändere ich eben unseren Kurs nach Fynshav. Dazu brauchen wir nur der Fähre zu folgen, die weit voraus an Steuerbord schon fast den Hafen erreicht hat. Schnell zaubert die Aussicht auf einen sicheren Hafen wieder eine hoffnungsvollere Farbe in Sabines Gesicht. Nach einer Weile sehen wir bereits die Masten der Boote im Hafen, während die Fähre schon wieder unterwegs nach Bøjden Bro, am Eingang der Haelnæsbucht, ist. Ein paar Minuten später bietet uns die lange Mole Schutz. Die Wellen bewegen uns jedenfalls nicht mehr und auch der starke Wind hat in dieser geschützten Ecke keine Chance, als wir noch in Ölzeug und mit Schwimmwesten anlegen. Ein hübscher kleiner Hafen, freuen wir uns, besonders weil im N.V. Hafenhandbuch steht: „Ein unattraktiver Hafen, der zudem noch durch den Fährverkehr nach Fünen sehr laut ist. Am Hafen ist keine Versorgung möglich.“
Über dem Hafen liegt eine friedliche Samstagabendstimmung. Während des Sonnenuntergangs essen wir im Cockpit, sehen die Männer vor dem Clubhaus sitzen und die Jugendlichen wiederholen rund um den Sanitärbereich dieselben lautstarken Balzrituale „wie das früher auch so war“. 100 m weiter wird am Badestrand ein Lagerfeuer vorbereitet, während sich ein Pärchen in ein auf dem Winterlagerplatz abgestelltes Boot verdrückt. Abends um sieben ist die Welt noch in Ordnung. Samstagabends um sieben??? Wie hat 96 gespielt? Ich frage das Handy – Akku leer, ich versuche irgendeine Nachricht aus dem „Weltempfänger“ zu fischen, doch der geht sofort nach dem Einschalten mit einer Fehlermeldung wieder aus. Also, an und sofort wieder aus. Immer wieder geht das Ding einfach aus. Ich könnte das kleine, teure technische Wunderwerk an die Wand klatschen, doch das meldet immer wieder error! Dann dringen doch ein paar Sekunden Bundesligaergebnisse durch, „…kusen 0:4, error“, höre ich gerade noch und das reicht, 4 : 0 in Leverkusen verloren. Scheiß Radio.
16. August
Faldsled
1010 hPc
Wind aus Nordwest
5 Beaufort
22°
Wetter
Auslaufen Faldsled
14.45 Uhr
Festmachen Fynshav
18.15 Uhr
Gesegelte Meilen
11,5 Sm
Gesamtdistanz
88,8 Sm
Sonntag, 17. August 03. 14. Tag: „Alle Wetter“ auf der Heimreise, von 0 – 5 Bft.
Der Seewetterbericht für Belte und Sund sowie für die Westliche Ostsee: Südost 3, später Südwest 3 -4.
Heute wollen wir von Fynshav zurück an die Schlei segeln, doch vorher werden wir unsere letzten dänischen Kronen bei Brugsen lassen. Sabine gelingt dabei das Kunststück, bis auf 4 Cent alles sinnvoll auszugeben. Auf dem Rückweg genießen wir noch einmal den Blick rüber nach Fünen, Lyø und Ærø. Dabei macht der Bilderbuchsonntag seinem Namen alle Ehre und das Frühstück im sonnigen Cockpit ist einfach perfekt. Vor dem Auslaufen noch schnell ein paar Fotos, dann sind wir auf Heimatkurs.
Wellen und Dünung sind verschwunden, nur ein leichter Südost treibt uns auf Amwindkurs dicht unter der Küste lang. Gelegentlich setzt der Wind ganz aus, manchmal treiben wir dicht am Ufer vorbei, winken Schwimmern zu und haben alle Mühe, Mommark zu passieren - von Mommark aus geht im Sommer die Fähre nach Søby auf Ærø. Direkt vor dem Hafen müssen wir unseren Kurs ändern, und nun beginnen wir zu kreuzen. Wenig später frischt endlich der Wind auf und damit kommt Leben in die Bude. Immer wieder müssen wir wenden, weil uns der inzwischen südliche Wind zunehmend das „Leben“ schwer macht. Warum kommt der Wind so oft aus der Richtung, in die wir segeln wollen?
Vor der Küste von Als
Je mehr wir uns von Poelshuk, der südöstlichen Spitze der Insel Als, entfernen, desto mehr nähern wir uns der angelschen Küste. Im Gegenlicht erkennen wir wie eine Bleistiftspitze den Leuchtturm von Kalkgrund, und weiter südlich den inzwischen „erloschenen“ Leuchtturm Falshöft. Im letzten Jahr mussten wir vor dieser Küste bis auf die letzte Minute bangen, ob wir nicht doch noch von heftigen Böen erwischt werden. Heute ist das nicht zu befürchten, obwohl Wind und Welle zugenommen haben und wir jetzt bei ca. 4 Bft. aus Süd angekommen sind. Immerhin haben wir ca. 1 m Welle, doch das ist für die Varianta excellentes Segelwetter. Aber die Reise Richtung Schleimünde zieht sich dennoch in die Läääääännnge. Das GPS zeigt um 18.00 Uhr immer noch zwei Stunden Fahrzeit und wir kneifen Höhe, damit wir nicht mehr kreuzen müssen. Je mehr wir kneifen, desto langsamer werden wir und eine Meile vor Schleimünde reißt die viel zu sportliche Geduld.
Als wir vor der Küste beinahe stehen bleiben, bergen wir in der zunehmend aufgewühlten See endlich die Segel, werfen den Motor an und lassen uns von 5 PS Richtung Schleimünde schieben. Dass wir dabei erstmals eine andere Yacht überholen gerät zu einer großartigen, aber leise nach innen gerichteten Jubelfeier, denn die werden uns wenigstens keinen Liegeplatz wegnehmen. Den inneren Triumph bestraft Rasmus sogleich mit Motorgeheul, denn wir rollen so heftig, dass Heck und Schraube immer wieder mit Gejaule aus dem aufgewühlten Wasser steigen. Endlich begreife ich, dass der Motorschlitten vollständig abgesenkt werden muss, damit die Schraube nicht aus dem Wasser steigt und danach ist endlich Ruhe im Schiff. Als wir Schleimünde passieren stecken wir die Positionslichter an, überholen vor der Hafeneinfahrt von Maasholm einen weiteren Segler, weil die Crew erst hier sportlich, sportlich, die Segel birgt und finden den letzten freien Platz in der Ecke, wo wir schon so oft lagen. Nur einen eigenen „Landanschluss“ können wir nicht herstellen und klinken uns bei anderen Yachties mit in die Steckdose ein. Lange nach dem Ankommenssherry motort die draußen von uns überholte Yacht, auf der Suche nach einem freien Stegplatz vorbei, aber mit Sicherheit findet auch dieses Boot in Maasholm noch Unterschlupf.
Sonntag
17. August
Fynshav
1012 hPc
Wind aus Südost - Süd
1 - 5 Beaufort
24°
Leicht bewölkt,
Sonntagswetter
Auslaufen Fynshav
12.30 Uhr
Festmachen Maasholm
21.00 Uhr
Gesegelte Meilen
24,5 Sm
Gesamtdistanz
113,3 Sm
In dieser Nacht kann ich kaum schlafen. Immer wieder geht mir der Stress durch den Kopf, der sich wesentlich aus der Enge an Bord ergibt. Das ist unser Sommerurlaub? Immer wieder laufen wir viel zu spät aus, weil wir ständig unser Gepäck hin- und herschieben müssen. Jedes Sieb, jede Dose muss so sorgfältig in die kleinen Container gestaut werden, damit es unter der Luke durchpasst. Wir kriegen das prima hin, aber das dauert und nervt natürlich. Wenn wir essen wollen wechselt das Gepäck aus der Hundekoje nach vorn, und zurück, wenn wir schlafen wollen. Keine Freude für Sabine und beim Kochen ist es sowieso im Weg. Der Spirituskocher wird beim Anzünden zum Flammenwerfer und die eigene „Haltung“ ist schon ziemlich erniedrigend. Stehen kannst Du nur draußen. Kein Wunder, dass wir Stress miteinander haben, aber wie kommen wir da raus?
Da hält sich doch schon jetzt die Vorfreude auf den nächsten Urlaub mit „flexibel“ in den Grenzen von 6,5 x 2,1 m. Gut, in einigen Jahren wollen wir ein größeres Schiff kaufen, aber warum sollen wir nicht schon jetzt wenigstens so eine Yacht besichtigen? Vielleicht hilft uns ja die Vorfreude über die Runden. Gute Idee. Wenn wir morgen nach Kappeln fahren, klopfen wir bei Bavaria an. Bei „ baltic yachting“ werden wir unsere schöne neue Welt besichtigen. Hoffentlich wird Sabine ebenfalls begeistert sein und im nächsten Sommer wieder mit mir segeln. Halbwegs zufrieden schlafe ich endlich ein, hoffentlich geht das gut.
Montag, 18. August 03. 15. Tag: Bei „ baltic yachting“ beginnt eine neue Geschichte.
Der Wetterbericht für die Westliche Ostsee: Ost bis Südost 5 - 6
Frühsport ist angesagt. Morgens um 9.00 ist weder von den 5 Bft. etwas zu spüren, noch kann sich der Regen entscheiden, seiner Beschäftigung nachzugehen. Also laufen wir vom Yachthafen bis an die Ostsee und zurück. Eine wunderbare Strecke auf dem Deich, heute jedoch mit eingetrübter Fernsicht. Wo ist der Sommer, denn beim Abstretchen setzt langsam der Regen ein, doch eine halbe Stunde später ist alles wieder trocken.
Als wir ablegen steht der Wind mit 5 Bft. genau auf dem Heck und das Manöver scheint ganz schön schwierig. Voller Konzentration auf die eigenen Leinen, Ruder und den Außenborder übersehe ich eine reinkommende Yacht, die zum Glück vor uns in eine Box geht und deshalb rutschen wir doch ohne Störung raus. Vor der Hafenausfahrt rollen wir die Genua aus und lassen uns nach Kappeln schieben. Wieder einmal reihen wir uns in den Gänsemarsch der schleiaufwärts fahrenden Yachten ein. Bis zur neuen Klappbrücke in Kappeln sind es ca. 40 Minuten und die kleinen Warteschleifen vor der Brücke sind uns längst vertraut. Gleich nach der Brücke machen wir um 14.00 Uhr im Stadthafen fest.
18. August
Maasholm
1017 hPc
Wind aus Ost
5 Beaufort
24°
Bewölkt und regnerisch
Auslaufen Maasholm
13.15 Uhr
Festmachen Kappeln
14.00 Uhr
Gesegelte Meilen
3 Sm
Gesamtdistanz
116,3 Sm
Nachdem wir uns, ich konnte Sabine ja gerade noch bremsen, ohne Kaufvertrag von Herrn Dierksen verabschieden ist der Stress des letzten Abends vergessen und nun liegt wunderbarerweise Aufbruchstimmung in der Luft. Hatte Sabine nicht soeben gesagt, „…die kaufen wir“ und damit die Tür für ein größeres Schiff aufgestoßen? Meine Gedanken stehen Kopf und nun wird der Weg das Ziel, „…na klar, morgen können wir bei der Etapvertretung in Schleswig noch eine Besichtigung machen“. „Auf jeden Fall“, signalisiert Sabine spontan ihr Interesse, lässt aber die schönen bunten Bavariaprospekte gleich im nächsten Restaurant liegen.
Eine Bavaria wird es also nicht, entscheidet meine Frau damit auf ihre Weise, aber für ein paar Fotos reicht es noch, dann sind wir mit Kappeln fertig. In dieser Nacht schlafe ich selig, tief und fest und selbst die in Seglerkreisen so berühmten Rippchen aus der Kappelner „Bierakademie“ bringen mich nicht um die nächtliche Ruhe.
Downtown Kappeln
Dienstag, 19. August 03, 16. Tag: Rolling home
Der Wetterbericht für die Westliche Ostsee lässt sich auf die Schlei übertragen: Südwest bis West 3 – 4.
Heute übernimmt die Skipperin mutig die Pinne und motort uns lässig aus dem Hafen. Es geht „nach Hause“ und wie so oft kommt der Wind – wenn er denn überhaupt kommt - aus der Richtung, in die wir segeln wollen. Doch bevor wir die Segel setzen, gilt es für den etatmäßigen Skipper allerhand Geduldsproben mit seiner Skipperin zu überstehen. Nein, die Segel setzen wir erst, wenn dieses und jenes Boot durch ist, dann kommen noch Ruderer, noch eine Yacht und plötzlich sitzen wir in der Klemme, weil das Fahrwasser enger wird und uns der Wind bereits kräftiger um die Ohren pfeift. Aber immerhin segeln wir die Tonnen aufwärts. Schleswig, wir kommen.
Wir passieren Arnis mit der Schleiperle und haben bald die Schifferkirche achteraus. Hier kommt der Südwest über das flache Land und übers Wasser daher und der weht eher mit 5 Bft. als mit 4. Sofort schiebt „flexibel“ kräftig Lage. Die Genua muss runter und gegen die Fock gewechselt werden, wir haben einfach zu viel Tuch drauf. „Bleib am Wind“, rufe ich Sabine zu und habe da vorn alle Hände voll zu tun. Endlich ist die Genua runter. Als ich die Fock anschlage merke ich, dass wir durch den Wind drehen und auf ein Flach zutreiben. In diesem Moment mutiere ich von der „heimlichen zur lautstarken Leitung“, doch das beeindruckt Sabine überhaupt nicht. Sie bleibt dabei, hat alles richtig gemacht und ich soll mal schön ruhig bleiben!
Wir segeln die Schlei aufwärts. Heute sind viele Segler unterwegs. Na und 4 bis 5 Bft. von vorn zwingen uns, immer wieder zu kreuzen, immer wieder auf die anderen Boote achten, immer wieder der Blick nach der Wassertiefe in der Karte, denn beim Kreuzen nutzen wir jeden Meter. Wieder einmal düsen wir zwischen Sieseby und Karschau hin und her und haben bald die Klappbrücke von Lindaunis vor uns. Schaffen wir es noch bis „viertel vor Voll“? Wohl kaum - oder hilft der Motor? Also, auch noch den Motor an und mit doppelter Kraft zur Brücke. Wir schaffen es und dürfen zur Belohnung sogar noch ein paar Warteschleifen drehen, weil ein großer Ausflugsdampfer die volle Breite für sich allein beansprucht. Dann sind wir durch und bis Schleswig haben wir nur noch den Wind gegen uns.
Klappbrücke Lindaunis
Doch der treibt wieder einmal seine Späße. Mal lässt er nach, bleibt ganz weg und kommt dann wieder mit 4 Bft. „um die Ecke“. Voller Konzentration und immer dem Wind auf der Spur vergesse ich einmal, auf die Wassertiefe zu achten und schon rumpelt das Schwert über den Grund. Na klar, da drüben verkündet eine Tonne auch noch dick und breit „Achtung Untiefe“. „Na, Seemann, was haste dir dabei gedacht“, komme ich mit mir selbst ins Gespräch, während wir uns langsam der Missunder Enge nähern. Diesmal wollen wir durch das enge Fahrwasser kreuzen – der Motor ist tabu! Bei dieser Übung sind wir einsame Spitze, denn schleiauf- und schleiabwärts fahren alle anderen Boote unter Motor – alle, nur wir nicht.
Doch am Brodersbyer Noor müssen wir unseren sportlichen Ehrgeiz aufgeben. Der Wind fällt aus allen möglichen Richtungen über uns her und zum Schiffe versenken haben wir keine Lust. Es ist einfach zu wenig Platz, es sind zu viele Boote und der Wind bleibt in dieser Düse unberechenbar. Also rollen wir die Fock ein, bergen das Groß und lassen uns von unserem knatternden Zweitakter durch die Missunder Enge schieben. Als sich die Schlei schließlich zur Großen Breite öffnet kommt langsam das Ende unserer Seereise in Sicht. Die hässliche Zuckerfabrik und der Wikingturm dominieren bereits von hier aus die Landschaft, aber auch der Schleswiger Dom mischt sich in das Panorama, doch bis dahin sind noch einige Meilen zurück zu legen.
In der Großen Breite kommt der Wind natürlich wieder genau von vorn. Eigentlich müssten wir den Wind zum Freund haben, doch sein „freundschaftliches Angebot“ besteht heute lediglich darin, beständig und ohne Zicken aus einer Richtung zu wehen. So kämpfen wir uns gegen konstant 4 – 5 Bft. zur Stexwiger Enge vor. Jeden Meter der Großen Breite nutzen wir für unseren Amwindkurs, aber auch für die Stexwiger Enge benötigen wir kurzzeitig Motorunterstützung. Für die Kleine Breite reicht ein Schlag nach Norden und danach können wir konstant der Uferlinie bis vor die Haustür der alten Wikingermetropole Haithabu folgen. Hier kreuzen wir vorsichtig ins Fahrwasser zurück, bis uns eine Rassy demonstriert, wie tief das Wasser am Ende der Schlei überall ist. Mit unseren 70 cm können wir uns hier gut bewegen, passieren die Möveninsel, geraten beinahe ins Optitraining des Schleisegelclub Schleswig, bergen die Segel und lassen uns vom E-Motor langsam an den Steg manövrieren. In die einzig freie Box passt die kleine „flexibel“ gerade so eben rein. Wo hat es das schon mal gegeben?
Dienstag
19. August
Kappeln
1010 hPc
Wind aus Ost
4 - 5 Beaufort
21°
Bedeckt
Auslaufen Kappeln
12.00 Uhr
Festmachen Schleswig
18.15 Uhr
Gesegelte Meilen
22 Sm
Gesamtdistanz
138,3 Sm
Wir sind wieder angekommen. Auto und Trailer sind wohlauf, freue ich mich, denn um den Trailer habe ich mir wirklich Sorgen gemacht, weil einige kriminelle Zeitgenossen gern ihre abgelatschten gegen neue Reifen „recyclen“. Natürlich ist der Trailer in dieser Zeit mit einem Schloss gesichert, doch die Räder kann man auf einem öffentlichen Parkplatz leicht demontieren. Hast du schon mal jemand bei 'ner Reifenpanne gefragt, ob er auch der Besitzer ist? Siehste! Beim Hafenmeister ordern wir einen Krantermin für den übernächsten Tag und haben damit hinreichend Zeit für unseren Lieblingshafen Schleswig. Nirgendwo haben wir uns so wohl gefühlt wie hier. Morgen steht noch das Schloss Gottorf auf unserem Programm und dann müssen wir bei Renz unbedingt eine Etap besichtigen.
Heute Abend entführen uns die Hafenfahrräder jedoch in die Vergangenheit von Schleswig. Quer durch die alte Stadt verlieren wir uns immer mehr in Straßen, Wegen und Gassen, bis wir schließlich Wegen folgen, die am Wasser enden oder so schmal werden, dass wir nicht einmal die Fahrräder hindurch schieben können. Also wieder zurück und dabei landen wir durch Zufall im Kloster, umkreisen den von malerischen Fischerhäusern und von Linden umsäumten Friedhof mit der Kapelle im Zentrum von Holm oder lassen uns von Halbmond und Sternen in der Schlei versilbern.
Nach dieser magical mystery Tour können die verzauberten Seeleute wunderbar schlafen. Dabei sind sie sogar ein bisschen ärgerlich darüber, dass sie diese Ecke nicht schon früher entdeckt haben, obwohl sie längst einiges über den Holm wussten, z.B., dass „der Holm“ - was ja auf skandinavisch Insel heißt – erst 1933 mit der Stadt Schleswig verbunden wurde. Bis dahin war die Fischersiedlung von Wasser umgeben: Im Norden durch das Holmer Moor, im Westen und Osten durch zwei in die Schlei mündende Bäche. Vielleicht ist es aber auch ganz richtig, für spätere Reisen noch einige Überraschungen aufzusparen, träumen wir. Haithabu z.B., da müssen wir nächstes Jahr unbedingt hin.
Mittwoch, 20. August 03, 17. Tag: Von der 30ziger Etap zu gepanzerten Limousinen
Nach dem Frühstück in der Sonne radeln wir von der Stadt auf die andere Seite der Schlei. Endlich wollen wir eine Etap kennen lernen. „Ne 30er vielleicht oder 'ne 32er“, fragen wir Herrn Renz, doch der hat eigentlich am Mittwochnachmittag geschlossen, „…ich bin nur noch ganz allein hier, alle anderen sind schon weg!“ Aber dann dürfen wir trotzdem in eine frisch überholte 30er Etap klettern, die zum Verkauf steht. Wir sind begeistert. Der Salon ist so hell und die Raumaufteilung so gelungen, dass Sabine beinahe schon vertragsreife Fragen an Herrn Renz richtet, z.B. ob hier auch gleich der passende Liegeplatz mitgeliefert wird? Herr Renz, in diesem besonders schweren Fall lieber auf der Metaebene zuhause denn als Kaufmann, empfiehlt Sabine, vor einer Kaufentscheidung eine Yacht für mindestens zwei Wochen zu chartern. "Dann haben Sie einen Eindruck davon, ob Ihnen dieses Boot passt. Im positiven Fall können wir dann die Chartergebühren mit dem Kaufpreis verrechnen". „Hier geht es um 62.000 € Sabine“, versucht Ralf seine abgehobene Frau wieder einzufangen. „Also gut, lassen wir uns noch Zeit", tragen wir uns in die Liste der Charteryachtinteressenten ein und verabreden uns, wie schon mit Herrn Dierksen von Bavaria nun auch mit Herrn Renz für die nächste Hanseboot Ende Oktober.
Danach radeln wir fünf Minuten bis zum Schloss. „Schloss Gottorf“ liegt auf einer Insel im innersten Winkel der Schlei, eines Meeresarms der Ostsee, der eine natürliche Landsperre bildet. Nach Westen hin erstreckten sich bis in das 19. Jahrhundert ausgedehnte Sümpfe, so dass Gottorf, auf einem schmalen Streifen Festland gelegen, bereits im Mittelalter als »Schlüssel und Riegel des ganzen Dänemark« bezeichnet wurde. Seit 1161, als der Schleswiger Bischof Occo seinen Sitz auf diese strategisch günstig gelegene Insel verlegte, ist hier eine Burg bezeugt“, berichtet der hauseigene Kurzführer, der uns durch das Schloss und die wechselvolle deutsch dänische Geschichte begleitet.
Tatsächlich tauchen gemeinsam mit uns Schulklassen, dänische Reisebusladungen und ganz normale Touristen in die Vergangenheit ein. Während also drinnen um viel zu kurze Hosen und zu dicke Bäuche, der Mantel der Geschichte weht, fahren draußen gepanzerte Limousinen vor. Naja und die heute vielleicht nicht mehr ganz so blaublütigen, aber nun mal von den Schleswig Holsteinern gewählten, hochkarätigen Repräsentanten eröffnen eine so wichtige Ausstellung, dass ich, als selbst ernannter Delegierter niedersächsischer Kulturschaffender, trotzdem draußen bleiben muss. Jedenfalls darf ich, auf der Suche nach einer Toilette, nur für einen kurzen Moment den Zipfel des teuren Buffets anschmachten, als mich eine der vielen hübschen, in schwarzweiß gekleideten Landestöchter, freundlich auffordert, das Weite zu suchen.
Das finden wir denn auch, beinahe vom Mantel der Geschichte erschlagen, zwei Stunden später draußen wieder. Auf klebrigen Stühlen, unter den riesigen Linden des Schlosscafé beamt uns ein Eis zurück in die Gegenwart. „Wir müssen ja noch den Mast legen“, erinnern wir uns an die unangenehmen Verpflichtungen am Ende des Segelurlaubs. Aber den Mast kriegen wir locker runter und ruckzuck ist „flexibel“ fertig zum Kranen, sind die meisten Gepäckstücke schon wieder im Auto verstaut. Mit Herrn Biel, lernen wir nebenbei wieder einen anderen zuvorkommenden Hafenmeister aus der Pensionärsriege des Schlei Segelclub kennen und zufällig läuft uns auf dem Steg wieder Herr Renz „über den Weg“ und da holt uns das Gefühl ein, irgendwie wohl doch zu dieser Segelwelt zu gehören .
Der kulinarische Tipp des Hafenmeisters, der von einigen Clubkameraden und der Clubwirtin geteilt wird, „…im nächsten Jahr essen sie hier im Club, dann haben wir unser Restaurant auch so weit“, wird zum Volltreffer. Im „Senatorkroog“ am Rathausmarkt lassen wir in aller Ruhe unseren Urlaub ausklingen, während ein kräftiger Regenschauer die Gäste von draußen ins Haus spült. Vor allen Dingen die Yachtbesichtigungen der letzten Tage beschäftigen uns so sehr, dass bereits erste Finanzierungsmodelle auf dem Bierdeckel den Kurs in eine andere Zukunft abstecken. „So ein Quatsch, das können wir uns jetzt nicht leisten“, bezweifeln wir im nächsten Moment schon wieder unsere Rechenkünste, „Wir möchten bezahlen…“, signalisiere ich der Kellnerin.
Nach Hause
Das Kranen ist in allen Yachthäfen oft mit viel Aufregung verbunden, weil natürlich jeder „Kranführer“ während dieser 5 – 10 Minuten die wichtigste Person der Welt ist. Manche Kranführer mutieren zu Kommandeuren, die absolut keinen Widerspruch dulden, andere zu Künstlern, die voller Inspiration ihr Werk verrichten und wieder andere, von der Leichtigkeit des Seins für ihr Leben gezeichnet, vertüddeln kunstvoll die Gurte und schieben dies gnadenlos dem armen Skipper in die Segelschuhe. In diesem Fall muss ich den Trailer wieder aus dem Schwenkbereich hinausfahren und darf den Trailer erst unter das Boot rangieren, als „flexibel“ an Land schwebt. Für diese Übung braucht man zwar eine Person mehr, aber Herr Biel steigt bereitwillig in die Arbeit mit ein.
Da hängt nun unsere „flexibel“ in den Gurten, aber wie sieht das vor drei Wochen in der Werft frisch gesandstrahlte, gespachtelte und gestrichene Unterwasserschiff aus? Beinahe an denselben Stellen sind wieder dicke Roststellen am Gusskiel aufgebrochen und für deren Beseitigung haben wir vor drei Wochen 450 € hingelegt? Wir sind stinksauer und werden „flexibel“ natürlich wieder bei der Werft vor die Tür schieben. So was darf einfach nicht sein, ärgern wir uns am Abreisetag über die rostige Entdeckung.
Nun aber zurück zu Herrn Biel, der mich schon gestern auf seine 35ziger Nordship neugierig gemacht hat. Eine Decksalonyacht, wie sie schöner nicht sein kann, finden wir bei der anschließenden Besichtigung. Wir staunen nur noch über dieses „Raumschiff“. Vergessen sind in diesem Moment Bavaria, Sunbeam und Etap, nun muss es eine komfortable Nordship sein. An Bord gibt es ein beinahe luxuriöses Schlafzimmer, eine luftige Sitzecke im Decksalon, einen richtigen Kühlschrank und überhaupt die Küchenzeile unterscheidet sich kaum von der bei uns zuhause, staunen wir über die ca. 160.000 € schwere Yacht. Ein wenig relativierend klärt uns Herr Biel über seine Schiffskarriere, von der Jolle am Plöner See und vielen anderen Bootsstationen bis zur Dehler und eben zuletzt dieser Nordship auf. „Bevor sie von der Varianta auf eine 35ziger umsteigen, sollten sie noch einen Zwischenschritt machen“, formuliert Herr Biel schon mal unseren neuen Kurs.
Der Abschied von Schleswig fällt uns noch schwerer als im letzten Jahr. Nicht nur weil die Bootsbatterie durch den bereits im Auto angeschlossenen Kühlschrank schon vor dem Start platt ist sondern weil wir in den Tagen zuvor die Immobilienschaukästen der Banken und Makler besichtigt haben und dabei überraschenderweise auf finanzierbare Anwesen mit Seegrundstück und Bootssteg gestoßen sind. Ein Haus ist dabei, das ziemlich genau unseren Wunschvorstellungen entspricht. Würden wir unser Haus günstig verkaufen, könnten wir uns vom Erlös dieses Haus und dazu noch eine Yacht leisten. Klammheimlich haben unsere Gedanken also zeitweise ein ganz neues Fenster aufgemacht, wollen wir uns einfach noch nicht von Schleswig verabschieden. Doch je weiter wir auf der Autobahn in den tiefen Süden vorstoßen holen uns die sozialen, emotionalen & heimatlichen Beziehungen in unsere „Großfamilie“ und zur Arbeit wieder ein. Damit sind wir untrennbar mit Hannover verbunden, freuen wir uns doch wieder auf unser zuhause und das Wiedersehen.
Bis dahin sind es allerdings noch rund 70 km, als Sabine plötzlich am Steuer von der Hupe eines LKW so richtig erschreckt wird. Mit dem Trailer hintendran wird das Autofahren an einem Werktag auch für die anderen Verkehrsteilnehmer eine echte Geduldsprobe. Viele LKW könnten locker 120 km/h hinlegen, sind aber durch das totale Überholverbot auf dem langen zweispurigen Stück der A 7, zwischen Soltau Ost und dem Walsroder Dreieck, zum Rechtsfahren gezwungen. So „stauen“ wir mit Tempo 80 an die 40 LKW hinter uns, die nach Aufhebung des Überholverbots an uns vorüber rauschen. Dass der erste LKW-Fahrer dann ziemlich entnervt hupt darf uns eigentlich nicht überraschen. Im nächsten Jahr werden wir lieber wieder das Wochenende für die Hin- und Rückreise nutzen.
…viel schneller als erwartet hat mich die dänische Südsee wieder. Die Vorgeschichte ist schnell erzählt. Meine langjährige Doppelkopfrunde will erstmals gemeinsam auf Tour. Vielleicht eine Woche in den Alpen wandern, eine Fahrradtour oder einfach so von Hannover aus losmarschieren. Und so werden jahrein, jahraus dieselben Vorschläge diskutiert, kommentiert und wieder verdrängt, bis meine Idee mit einem Segeltörn überraschend alle vier Kartenspieler begeistert. Für mich ist das ein Fünfer im Lotto, weil ich erstmals als Skipper meine Segelkenntnisse auf einer Charteryacht in die Praxis umsetzen kann. Also nutze ich die langen, segelfernen Winterabende, suche im Internet nach der passenden Yacht und finde in der «Rasmus», eine Hansa 315, 9,45 m lang, 2,95 m breit und mit 1,65 m Tiefgang unser Traumschiff. Das richtige Boot zum fairen Preis. Sogar eine Heizung ist an Bord. Ende April weiß man ja nie…
Beim Doppelkopfabend werden nun erstmals SeeKarten betrachtet sowie eine Ausrüstungs- und Proviantliste erstellt (Tipps dazu gibt es im Internet reichlich – s. S. 49). Der immer noch frisch gebackene Skipper deckt die zukünftigen Seeleute mit identitätsstiftender Literatur ein. Dabei werden Rollen, wie z.B. für Navigation, Wetter, Kombüse, Sicherheit oder Maschine vergeben und damit wird die Vorfreude immer größer. Wie viele Wochen sind es noch?
Schon seit Tagen bereite ich mich jeden Abend intensiv auf meinen ersten Skippertörn vor. In den Seekarten suche ich interessante Häfen oder gebe am eigenen GPS-Handy die Wegepunkte für die „dänische Südsee“ ein. Dieses Fahrtgebiet habe ich ausgesucht, weil ich bereits einige Häfen kennen gelernt habe. Dann ist wenigstens nicht alles neu. Bei ebay erwische ich Bücher über die Inseln der Ostsee und freue mich besonders über die beiden Standardwerke von Jan Werner „Segeln in Dänemark“.
Freitag: Jetzt geht’s los.
Am Abfahrtstag sammelt Andreas in Hannover zunächst Bogi, Jörg und zuletzt mich ein. Mit viel Vorfreude, aber auch mit ein wenig Skepsis und Respekt vor der selbst gestellten Auf-gabe erreicht die Crew am Freitagnachmittag Ortmühle, ein kleiner Yachthafen in der Lagune von Heiligenhafen. Natürlich bringt jeder viel zu viel Gepäck mit an Bord, doch Bogi wird bei solchen Aufgaben zum Verpackungskünstler. Wer gehört eigentlich noch zur Crew?
Bogi, zuhause Hobbytraktorist auf einem Porsche-Diesel-Schlepper ist natürlich auch an Bord Maschinist und zuständig für die Kombüse, bzw. den Proviant. Bogi hat zwar ein paar Tage sommerliches Mittelmeersegeln hinter sich, „aber Wind hatten wir damals kaum“, erzählt er.
Andreas ist als Co-Skipper mit für die Navigation zuständig. Er gehörte zur legendären Eignergemeinschaft der «Kappa Due» (K2), einem Katamaran, der vor einigen Jahren zwischen den griechischen Inseln unterwegs war. Andreas hat den A-Schein (Binnen).
Jörg bringt zwar keine Segelerfahrung mit, dafür aber Respekt vor der bevorstehenden Aufgabe und wird sich deshalb um die Sicherheit an Bord kümmern. Immerhin ist er mit Ralf bereits in einer Böe bis Windstärke 9 auf dem Steinhuder Meer „gesegelt“.
Meine Geschichte kennste ja schon. Nach der mit dem Sportküstenschifferschein (SKS) gerade abgeschlossenen „Berufsausbildung“ und bald zwei Jahren mit der eigenen „flexibel“ wird mir das Steinhuder Meer langsam zu klein.
Als wir unser Schiff, die «Rasmus», im Hafen entdecken wird mein Respekt noch größer. Damit werden wir fahren? Kann ich dieses Schiff überhaupt steuern und wie wird die unerfahrene Crew damit fertig? Einige Zweifel überkommen mich schon, schließlich sind wir alle absolute beginners. Die Übergabe der Yacht verläuft überraschend unkompliziert und beinahe freundschaftlich. Herr Petersen, der Eigner der «Rasmus», geht Position für Position seiner Ausrüstungsliste durch und ich verbinde das gleich mit der Sicherheits-einweisung. Vieles ist mir geläufig und selbstverständlich, aber einige Dinge kenne ich auch nicht. An dieser Stelle bewährt sich die am heimischen Kartentisch festgelegte Rollen-aufteilung, denn jetzt fragt die Crew die in ihrem Zuständigkeitsbereich liegenden unklaren Positionen nach. Die Last liegt nicht allein bei mir – ein gelungener Einstand.
Wenig später gehen wir standesgemäß beim Aldi Einkaufen. Zwei Einkaufswagen werden gefüllt und dabei wird wirklich Wert auf gesunde und ausgewogene Ernährung gelegt. Gemüse und Obst, selbst frische Petersilie wird gestaut. Bier kommt erst gar nicht mit an Bord, der Wein ist schon Herausforderung genug. Als alles gestaut ist und Herr Petersen noch die frisch überprüften Schwimmwesten und Lifebelts vorbei bringt, brechen im Skylight (Fenster) des Salons die (wohl schon maroden) Poppnieten, als Jörg „mit keiner Gewalt“, was wir ihm natürlich gern glauben, das Oberlicht aufdrückt. Herr Petersen ist zwar im ersten Moment ziemlich genervt, wird aber am Samstag vor dem Auslaufen noch einmal vorbeikommen und das Oberlicht reparieren.
Im Restaurant „Seestern“ beenden wir diesen Tag standesgemäß mit dem „Matrosenteller“, bevor wir die erste Nacht tatsächlich wie Matrosen an Bord schlafen. Morgen früh laufen wir aus. Hier verraten wir schon einmal unsere Reiseroute:
Von Heiligenhafen über Bagenkop, Marstal, Lyø, Maasholm und Arnis an der Schlei, zurück nach Heiligenhafen/Ortmühle.
Samstag: Heiligenhafen/Ortmühle – Bagenkop
Der Seewetterbericht für die Westliche Ostsee: Wind aus Südost, mit 4 Beaufort, Regen.
Draußen ist es saukalt und es regnet in Strömen. Von Wind keine Spur, doch vielleicht liegt in der Ruhe das Geheimnis dieser Crew. Nachdem wir die erste Nacht an Bord analysiert und überraschend festgestellt haben, dass ganz andere Crewmitglieder als vorher ange-kündigt mit ihren Schnarchgeräuschen die nächtliche Unruhe veredelt haben, bereiten wir uns ein ausgiebiges Frühstück. Nur der Skipper hat sich vorgenommen, von Knäckebrot und überhaupt ziemlich reduziert und ganz gesund zu leben, was ihm in dieser Konstellation nicht immer gelingen wird. Jörg, inzwischen ebenfalls Anhänger dieser körperbetonten Lebensweise, will gleichfalls in der neuen Welt Fuß zu fassen, doch auf See wird er zum Wanderer zwischen der Knäcke- und Weißmehlfraktion.
Nachdem Herr Petersen das Oberlicht repariert hat, kommt endlich Wind in die Lagune von Heiligenhafen und die verzaubert sofort die vom Regen getrübte in eine Aufbruchsstimmung. Wir nutzen diesen Motivationsschub für einen ausgiebigen Blick in die Seekarte und die dann folgende Tagesbesprechung. Der Skipper hat sich vorgenommen, Rituale einzuführen damit die Crew in alle Überlegungen und Entscheidungen eingebunden ist. Nach Abwägung aller Umstände bestimmen wir Spodsbjerg, auf der Ostseite der dänischen Insel Langeland, zum Tagesziel. Bis in diesen Hafen sind es 34 Meilen, die wir uns zum Auftakt, mit Wind von achtern, auch zutrauen. Nun werden ins gewöhnungsbedürftige bordeigene GPS die Wege-punkte eingegeben, die ich bereits zuhause auf meinem „GPS-Handy“ als Routen gespeichert habe. Doch so ganz klappt das nicht, Routen nimmt das betagte GPS nicht an, aber wenigstens ein Wegepunkt geht immer rein.
Gegen 10 Uhr lässt der Regen endlich nach und jetzt gehen wir an Deck die Rollen ausführ-lich durch. Andreas und Bogi gehen auf’s Vorschiff, Jörg teilt sich achtern mit Ralf die Arbeit. Jetzt kann’s losgehen. Um 10.45 Uhr kommt das Kommando „Vorleinen los“ und mit „Maschine rückwärts“ zieht uns der Volvo-Penta-Diesel langsam aus der Box, d.h. so hätten wir das jedenfalls gern gehabt, wenn nicht noch die Fender außenbords hängen und uns in der Box festhalten würden. Die Backbordfenderleinen sind so vertüddelt, dass ich noch einmal vorwärts geben muss, damit die Leinen gelöst werden können, aber die Hansa 315 lässt sich auf engem Raum wunderbar manövrieren. Jetzt geht’s wirklich los.
10.30 Uhr: Da Ortmühle und Heiligenhafen durch das Graswarder von der Ostsee getrennt sind, muss die Lagune an der Ostseite verlassen werden. Eine Untiefentonne kennzeichnet am Ende den Weg ins freie Wasser. Hier werden wir das Großsegel setzen. Doch womit? Solange wir auch am Großfall holen, das Segel bewegt sich keinen Millimeter. Und die Dirk, was ist mit der Dirk? Ebenfalls Fehlanzeige. Schließlich findet Andreas die Lösung. Die Dirk ist gar nicht geschoren, sondern dauerhaft an der Baumnock angeschlagen und das Großfall hängt ebenfalls an der Baumnock, damit es im Hafen nicht schlagen kann. Genial Andreas, jetzt nur noch das Fall einschäkeln und schon geht das Großsegel nach oben. Die Schot wird dicht geholt, wir segeln. Endlich! So wird die Dokorunde zur Crew und eine Crew ist mehr als die Summe ihrer Mitglieder. Der Star ist die Mannschaft, heißt es in anderen Kreisen.
Inzwischen haben wir uns vom GPS den Kurs geben lassen und mit 3 Beaufort aus Südwest steuern wir auf Raumschotkurs den „Wegepunkt“ 24 an. Heiligenhafen haben wir längst im Rückspiegel; zuerst die Häuser auf dem Graswarder, den Yachthafen und zuletzt die hässliche Betonburg. Vor uns liegt die Kieler Bucht. Fehmarn, mit dem Leuchtturm Flügge an Steuerbord und weit voraus die Inseln der „dänischen Südsee“.
Auf dem Wasser hin und wieder ein Anglerboot und dieses Bild muss wohl bei Andreas urplötzlich diesen Jagdinstinkt ausgelöst haben. Mit „Petri Heil“ ist er kurzerhand unter Deck, kommt mit der Angel wieder, um nun dem Dorsch aufzulauern. „Fisch gibt’s“, freut sich der interessierte Unterstützerkreis, denn ein guter Fang wird der Bordkasse gut tun. Also werden die in dieser frühen Jahreszeit sicher noch etwas ungelenken Übungen des jungen Fischers auch nicht durch verbale Kraftmeierei in Mitleidenschaft gezogen. Doch scheinbar macht der Dorsch nur um unsere Yacht einen riesigen Bogen. Da drüben auf dem Anglerboot wird ein Fisch nach dem anderen rausgeholt und wir gehen leer aus? Das bisschen Seetang am Haken ist allenfalls ein kümmerlich grünes politisches Signal, aber doch keine Mahlzeit.
Zwei Stunden später wird klar, dass wir bei der geringen Windstärke Spodsbjerg unter Segel nicht bei Tageslicht erreichen werden. Wir verständigen uns auf das neue Tagesziel Bagen-kop, am Südwestende von Langeland und der Kompasskurs wird auf 321 Grad korrigiert. Nebenbei erfährt Bogi am Kartentisch alles über das GPS und wir werfen gemeinsam einen Blick ins Hafenhandbuch. So sieht es also heute in Bagenkop aus. Vor 15 Jahren bin ich einmal mit einem Jugendsegler hier eingelaufen – ohne Maschine, weiß der Himmel warum die kurz vor der Hafeneinfahrt ausfiel. Achtern Lorenz, der Skipper, und ich an der Fock und den Vorleinen. Die Jugendlichen, von Seekrankheit oder anderen Dingen des schweren Bordlebens geplagt oder auch nicht, jedenfalls lustlos und ängstlich unter Deck. Zwei Mann also und ein 18 m Schiff bei 6 Bft. unterwegs in den Hafen, den ich heute erstmals als Skipper ansteuern darf.
Um 14.30 Uhr nähern wir uns dem Kiel-Ostseeweg und je näher wir dem Verkehrs-trennungsgebiet kommen, desto mehr Containerfrachter scheinen uns über den Haufen fahren zu wollen. Unsere erste Begegnung mit der Berufsschifffahrt wird zu einer spannenden Auseinandersetzung, für die mir die richtige Lösung erst ein paar Stunden später einfällt. Statt den Kiel-Ostseeweg rechtwinklig zu passieren, behalte ich den 321er Kurs bei und sorge damit unbeabsichtigt länger als notwendig für Spannung an Bord der «Rasmus», denn irgendein Dampfer scheint immer auf Kollisionskurs zu sein. So „erfahre“ ich die Querung einer der meist befahrenen Schifffahrtsrouten der Welt wie das Wettrennen zwischen Hase und Igel. Gelegentlich muss sogar der Motor für zusätzlichen Schub sorgen, damit wir die Berufsschifffahrt vor uns schützen können, doch die Hälfte der Besatzung liegt zu dieser Zeit irgendwie lustlos in der Koje. Liegt euch der Matrosenteller noch sooo schwer im Magen, Dschjungs?
Wenig später kann von Wind kaum noch die Rede sein und nun versuchen wir es auch noch mit der „Genua“. Eine zeitlang segeln wir sogar Schmetterling, aber um 15.30 Uhr ist auch damit Schluss, die Segel werden geborgen. Die 19-PS Volvo-Penta-Maschine muss uns nach Bagenkop schieben. Um 16.00 Uhr kommt es am südlichen Eingang zum Großen Belt erneut zu Begegnungen mit der Berufsschifffahrt, die wir unter Maschine natürlich leichter passieren können. Jetzt werden auch die „Schläfer“ in die hohe Kunst des Steuerns eingewiesen und gemeinsam verfolgen wir die Ansteuerung unseres ersten Hafens. Tatsächlich sieht es im Hafen von Bagenkop genauso aus, wie es Bogi vorher aus dem Hafenhandbuch vorgelesen hatte. Aber so viele freie Plätze habe ich gar nicht erwartet – wir sind doch in der Woche zum ersten Mai? Inzwischen hat die Crew Vorleinen, Fender und Achterleinen klar gemacht. So gut vorbereitet gelingt unser erstes Anlegemanöver ausgezeichnet. Sofort wird an Deck aufgeklart, das Großsegel noch einmal sauber aufge-tucht und mit der Persenning geschützt.
Nachdem alle Arbeiten an Deck abgeschlossen sind, gibt es - so wie mir das im letzten Jahr vermittelt worden ist - im Cockpit den Anlegeschluck für die Crew. Aus Respekt und Dankbarkeit gebührt natürlich Neptun der erste Schluck, mahnte damals Skipper Jens. Also geht zuerst ein halbes Glas Sherry außenbords, was bei der Crew unverständlicherweise für blankes Entsetzen sorgt. „Wie kannste das wegschütten!!!“, ist noch eine milde Wiedergabe der Kommentare meiner Landmänner, die mit dieser Einstellung wohl niemals kernige Seeleute werden können. Seeleute sind abergläubisch Dschjungs und hoffentlich bleibt uns Neptun, trotz eurer peinlichen Kommentare, wohl gesonnen. Nun gibt es aber trotzdem den verdienten Sherry für die Crew. Wir wünschen uns allzeit gute Fahrt und ich habe mit dem Ankommensschluck ein weiteres Ritual eingeführt, das uns nach jedem Anlegen Zeit gibt, den Törn Revue passieren zu lassen und gelungene und weniger gelungene Abschnitte in Ruhe zu besprechen.
Danach ermittle ich die Tagesbilanz und führe das Logbuch. Natürlich will jeder wissen, was der Skipper da so schreibt und so gibt es manchmal eine „Vorlesung“, meist liest aber jeder selber nach, wenigstens die Tagesbilanz:
| Gesegelte Meilen | Maschinenfahrt | Zusammen |
Heute | 15,0 | 15,0 | 30,0 |
Eine andere Frage, nämlich wie Hannover 96 in Berlin gespielt hat, klärt sich über’s Handy und an der 0 : 2 Niederlage müssen wir schneller Anteil nehmen als uns lieb ist. Übrigen’s, in der gesamten „dänischen Südsee“ spielt sich automatisch der dänische Server TDK-mobile aufs Handy. Also, kein Problem mit dem Handyempfang, auch nicht bei Handies ohne Vertrag!
Die Niederlage der Roten lässt sich zwar durch Andreas’ Tortellini und dem durchaus schmackhaften Dornfelder von Aldi ein wenig „abfendern“, damit Sie aber auch was davon haben, hier das Rezept für „Tortellini de Andreano“:
Man nehme 800 – 1.000 gr möglichst frische Tortellini, 1 Ltr. Sahne, 200 – 300 gr. gekochten Schinken, 1 Zwiebel, Öl, Salz, Pfeffer, Muskat, ggf. gelbe und rote Paprika
Gekochten Schinken klein schneiden und in hoher, gut geölter Pfanne ca. 5 Minuten anbraten. Die klein gehackte Zwiebel dazu geben und glasig dünsten. Ggf. die klein geschnittene Paprika dazu geben. Alles mit 0,5 Ltr. Sahne köcheln lassen, mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.
„Nebenbei“: Tortellini in einen großen Topf mit kochendem Wasser geben und 5 – 7 Minuten auf mittlerer Stufe garen. Zum Schluss einen Esslöffel Mehl mit etwas kalter Sahne verquirlen und der Sahnesauce hinzufügen. Bueno!
Was folgt ist ein Abendspaziergang im Hafen von Bagenkop. Dabei entdecken wir einen Anglerdampfer mit vielen deutschen Hochseeanglern an Bord, die Fisch und Bölkstoff bevorzugt in großen Mengen vernichten. Der wenig später einsetzende Nieselregen treibt uns aber schnell weg vom Fenster und rein in die Koje.
Sonntag: Bagenkop - Marstal
Der Seewetterbericht für Belte und Sund: Südwest 4 – 6, in Böen bis 8.
Schon die Nacht hat es in sich. Gegen 5 Uhr morgens kachelt es fürchterlich. Sturmböen fegen so heftig durch den Hafen, dass das Schiff so kräftig an den Festmachern rüttelt, als wollte es schon jetzt aufs Wasser und nicht im Hafen angebunden bleiben. Allein der Schiffsrumpf reicht den Böen als lautstarke Angriffsfläche, um mich aus dem Schlafsack zu holen. Doch während auf anderen Yachten mitten in der Nacht noch vieles festgelascht wird, ist bei uns an Deck alles gesichert. Wie gut, dass wir das Großsegel mit der Baumpersenning abgedeckt haben. Als ich gegen halb acht aufwache sehe ich auf dem Oberlicht sogar noch Schnee- und Eisreste, die von der aufkommenden Sonne aufgetaut werden.
Den Seewetterbericht auf der Mittelwelle von NDR IV (702 oder 972 kHz) hören wir um 8.30 Uhr immer gemeinsam, meist sogar auch den Wetterbericht am Abend, der um 22.05 Uhr gesendet wird. Ein weiteres Ritual, das uns helfen soll, ein realistisches Tagesziel gemein-sam zu formulieren. Der Seewetterbericht weckt außerdem unverhoffte Erinnerungen an Kindheit und Jugend. Damals, als es Ultrakurzwelle (UKW) und Fernsehen längst noch nicht in jeder Familie gab, wurde der Seewetterbericht zwangsläufig in jede Wohnstube gesendet. Mir kommen dabei Erinnerungen an die weihnachtliche Sendung „Gruß an Bord“. Die war am Heiligabend aus meiner Familie gar nicht wegzudenken und ganz besonders als der Leichtmatrose Ralf Uka über die Mittelwelle gegrüßt wurde, als ich 1968 auf der „Treuenfels“ unterwegs von Marseille nach New York war.
Kennt ihr denn noch die Stimme von Hermann Rockmann und vielleicht auch noch die geheimnisvollen Namen von Seegebieten, die sich hinter Utsira, Dogger oder z.B. Forties verbergen. Hier, an Bord der «Rasmus», sind sie plötzlich Wirklichkeit. Belte und Sund, das sind wir selber und für heute heißt es dort unmissverständlich: Südwest 4 – 6, in Böen bis 8.
Nach den frischen dänischen Brötchen – ich bleibe jedoch weiterhin dem Knäckebrot verbunden – geht es in die morgendliche Törnbesprechung. Und da sich das Wetter gestern nicht an die Vorhersage gehalten hat, trauen wir dem heutigen Wetterbericht auch nicht über den Weg. Deshalb darf heute ruhig Sønderborg unser Tagesziel werden. Bis dahin sind es immerhin 32 Seemeilen und da wir nicht sicher sein können, ob der Wind tatsächlich aus Südwest einfallen wird, bietet sich alternativ ein anderer Törn über Marstal, Rudkøbing vielleicht sogar bis Svendborg an. Dabei wären wir überwiegend, zwischen den Inseln Ærø, Langeland und Fyn, auf angenehmen Raumschot- oder Vorwindkursen unterwegs.
Um 11.30 Uhr verlassen wir den schützenden Hafen und werden direkt vor der Haustür gleich mit 5 - 6 Windstärken und 1 bis1,5 m hohem Schwell empfangen. Den Seegang führe ich auf das in der Nacht durchgezogene Sturmtief zurück, also auf eine „alte“ Dünung (hier irrt der Skipper und will nicht wahrhaben, dass es mit 5 – 6 kachelt und sich demzufolge die entsprechende See aufbaut). Zunächst setzen wir wieder nur das Groß, um mit weniger Segelfläche ein Gefühl für den geplanten Kurs zu bekommen.
Die Crew ist über die heftigen Schiffsbewegungen überrascht und braucht eine ganze Weile, um sich an die neue Welt zu gewöhnen. Erst dann setzen wir die Genua zur Hälfte, denn schon jetzt fällt es schwer, den gekoppelten Kurs überhaupt zu halten. Immer wieder müssen wir das Groß öffnen, weil wir jetzt auf Amwindkurs stark krängen. Danach geht es wieder eine Weile, doch der Wind scheint sich langsam mehr auf West einzupendeln – eben nicht auf Südwest, wie der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Ohne einen zusätzlichen langen Schlag nach Süd werden wir den Wegepunkt 3, Vejsnæs Nakke, das ist der südlichste Punkt der Insel Ærø, nicht erreichen. So kommen wir jedenfalls nicht nach Sønderborg!
Wir kämpfen und bei dem Seegang auch jeder ein bisschen mit seiner Angst. Bei mancher Böe oder Welle krängt die Yacht so stark, dass wir nicht mehr sitzen können sondern stehen müssen. Stehen und gut Festhalten. Dabei schaust du auf die gegenüberliegende Sitzbank, doch die liegt tief unter dir fast im Wasser. Was hatte ich bei den ersten Übungsfahrten auf dem Maschsee Schiss. Windstärke 4, kaum Welle, aber dafür Schneetreiben im April. Bloß nicht kentern. Erst mit dem Kentertraining habe ich mit Sabine diese Angst verloren. Seitdem bin ich hunderte Meilen gesegelt, doch für die Dschjungs ist das hier völlig neu. Respekt. Und seekrank werden sogar die ganz großen Segler: Wilfried Erdmann z.B., Bobby Schenk, Bernard Moitessier, alle sind während der ersten Tagen auf See krank.
Und so wie bei den großen Drei geht inzwischen auch bei Andreas die Stimmung den Bach runter. Von Anfang an hat er befürchtet, seekrank zu werden. Nun ist es passiert. Doch auch der Rest der Crew meldet vorsichtig Bedenken an. Sind die Wellen nicht ein bisschen zu hoch? Na klar, Recht habt ihr und da wir vereinbart haben, bei Bedarf nach Marstal abzufallen, wechseln wir um 13.15 Uhr auf Marstalkurs und bereits 45 Minuten später erreichen wir die Ansteuerungstonne der Fahrrinne. Schnell sind die Segel geborgen. Auf den letzten Metern vor der schützenden Landabdeckung von Ærø sorgen einige Grundseen für noch mehr Bewegung im flachen Wasser, bevor wir um 14.15 Uhr die Marina in Marstal erreichen.
„Backbordseite wird Luvseite“, legt sich der Skipper fest und das heißt, dass der Winddruck auf den Backbordleinen liegen wird. Diese Leinen müssen also zuerst festgemacht werden, damit wir nicht auf ein Nachbarschiff geschoben werden können. Die Vorschiffscrew bestätigt „Backbord wird Luvseite“ und dann geht es zwischen die Achterpfähle an den Steg. Schnell ist die Achterleine fest, doch die Vorleine kommt nicht schnell genug an Land, sodass der Wind das Vorschiff immer mehr nach Lee und ganz leicht auf eine dänische Yacht drückt. Natürlich verhindern die Fender eine wirkliche Karambolage und der dänische Skipper findet das auch nicht sonderlich aufregend. So was habe ich schon ganz anders erlebt. Da wir nun zwar achtern fest, aber vorn zwei Boxen weiter nach Lee gerutscht sind, sieht Bogi gar nicht ein, das Vorschiff an die richtige Stelle zu verholen und beginnt eine energische Diskussion mit dem Skipper. Der Blick auf die Achterleinen beendet diesen „Meinungsaustausch“ aber „zeitnah“.
Jörg hat diesen Tag so erlebt:
Wie immer haben wir den Tag mit einem guten Frühstück begonnen. Bei der Törnbesprechung lassen wir uns mehrere Möglichkeiten, da wir nicht ganz sicher sind, was uns auf hoher See erwartet. Es kommt noch ’mal ganz anders, als den Tag vorher. Ziemliche Windstärke und hohe Wellen von hinten. Ich weiß, dass der Jargon gar nicht im Sinne der Seefahrt ist, das stört mich aber nicht. Ich hoffe, es weiß auch jeder so, was gemeint ist. Auf jeden Fall bin ich ganz froh, dass mir Beides (Windstärke und Seegang) nicht auf den Magen schlägt. Ganz im Gegensatz zu Andreas, der sehr still ist, aber nicht jammert. Der erfahrene Skipper merkt natürlich sofort was los ist und übergibt das Ruder an den Co-Skipper.
Erst später realisiere ich die strategische Entscheidung und bin während der Fahrt über Andreas´ Künste begeistert. So hat er was zu tun und kann sich nicht mit Seekrankheit beschäftigen und er macht seine Sache super. Trotzdem entscheiden wir uns, früher als geplant anzulegen und steuern Marstal an. Dort machen wir mittags fest und entschließen uns zu einem Landgang. Der Ort ist schön, leider noch nicht zu touristischen Zwecken freigegeben. Das Schifffahrtsmuseum öffnet erst am 1. Mai und auch Cafés werden erst noch zurecht gemacht, sind also noch geschlossen. Also machen wir nur einen kleinen Spaziergang mit einer Pause in einer kleinen Bucht, wo uns die Sonnenstrahlen erfreuen und wir Kraft tanken für Abendbrot und Rotwein.
Ich bin total zufrieden über das, was hier passiert. Wir verstehen uns prima, lachen viel und lassen uns von Bogis Kochkünsten verwöhnen. Seit langer Zeit „denke ich wieder um die Ecke“, aber auch das macht nur gemeinsam (mit Andreas) Spaß. Immer ständig zusammenzuhocken bin ich ja eigentlich nicht gewohnt und ich war schon gespannt, wie das wohl wird. Aber bisher klappt das super und das wird übrigens auch für den Rest der Reise so bleiben. Ich habe selten das Bedürfnis, mich zurückziehen zu müssen. Das liegt aber auch daran, dass meine Crew auch gerne z.B. "Land in Sicht" hört und mitsummt. Vorm Schlafengehen denke ich an die weiteren Törns. Ob es wohl jeden Tag so unterschiedlich wird, wie die Reise begonnen hat?
Die Bilanz aus dem Logbuch:
| Gesegelte Meilen | Maschinenfahrt | Zusammen |
Bisher | 15,0 | 15,0 | 30,0 |
Heute | 8,5 | 1,0 | 9,5 |
Gesamt | 23,5 | 16,0 | 39,5 |
Überhaupt scheint endlich die Sonne aus allen Knopflöchern und lockt die Besatzung zum Landgang. Ærø ist nämlich eine wunderschöne Insel. Die 25 km lange und max. 8 km breite Insel mit Hügeln, den 30 m hohen Klippen bei Voderup, mit Windmühlen, Dörfern und kleinen Städten lässt sich bequem an einem Tag mit dem Fahrrad entdecken. Wer mit dem Boot kommt hat immerhin die Auswahl zwischen den Häfen Søby im Nordwesten, Ærøskøbing oder eben Marstal im Südosten. Marstal verfügt über eine jahrhundertelange Schiffbautradition.
„Alten Salzbuckeln“ sind die dreimastigen Marstalschoner auch heute noch ein Begriff. Das wunderbare Schifffahrtsmuseum hat viele Schätze aus dieser Zeit aufbewahrt, doch vor der Saison hat das Museum, wie der Friseur eben auch, leider noch geschlossen. Ab 1. Mai – und das ist Übermorgen - haben wir täglich geöffnet. Wer zu früh kommt wird das Gefühl nicht los, dass hier noch ein paar Tage länger die Bürgersteige hochgeklappt bleiben. Da gehen wir lieber wieder an Bord. Während Andreas und Jörg „um die Ecke denken“ bereite ich dem Gurkensalat. Bogi macht sich an die Spaghetti mit Knobi, Krabben und viel Petersilie - in dieser Reihenfolge:
500 gr. Spaghetti, 2 – 3 Becher Tiefseekrabben (ca. 150 gr.), 5 Knoblauchzehen, Bruschettagewürz, 1 großes Bund Petersilie, Parmesan (den haben wir leider nicht bei Aldi gefunden), Olivenöl.
Bruschettagewürz in Wasser aufweichen. Knoblauchzehen in Olivenöl anschwitzen, gehackte Petersilie, Krabben sowie das aufgeweichte Gewürz dazu geben.
Alles unter die abgeschreckten Spaghetti heben und mit frisch geriebenem Parmesan veredeln. Als Vorspeise kredenzt der Skipper seinen Gurkensalat a la „Basine“. Lecker!
Danach kommen endlich die Doppelkopfkarten in die harten und schwieligen Hände der Seeleute aus Hannover. Zum Glück setzt niemand seine Heuer auf’s Spiel und die eigene Koje liegt am Ende wirklich näher als das in Hafennähe liegende Etablissement von Ma-dame Veronique, in dem sogar deutsch gesprochen wird, aber beschwören wird das wohl niemand.
Montag: Marstal - Lyø
Der Seewetterbericht für Belte und Sund: Südwest 5, später Südost 4, strichweise diesig.
Der Verlierer des gestrigen Doppelkopfabends ist heute zur Belohnung Skipper des Tages. Also übernimmt Bogi nach dem Auslaufmanöver um 10.00 Uhr die Pinne. Um 10.15 Uhr setzen wir in der Fahrrinne die Genua, segeln zunächst auf Halbwindkurs und wenig später auf Vorwindkurs Richtung Rudkøbing.
Ein herrlicher Segeltag. Strahlender Sonnenschein, 4 – 5 Windstärken von achtern. Die Besatzung badet in der Sonne, gut erholte Steuerleute geben an der Pinne ihre Visitenkarte ab und Andreas wird wieder vom Jagdfieber gepackt. Allein seine entspannte Mine und die lockere „Haltung“ des Jagdgerätes signalisieren Dorsch und Hering nur geringe Gefahr für Leib und Leben. Wer aber einmal bei Samy Molcho über die Körpersprache nachgelesen hat, erkennt sofort die Körpertäuschung des hinterlistigen Fischers. Klar, dass Bogi bereits nach der Pfanne sucht – um den Fisch damit zu erschlagen! Doch wie so oft wird des Fischers Glück durch äußere Umstände stark beeinträchtigt. In diesem Fall ist es die zwischen Marstal und Rudkøbing pendelnde Fähre. Es gibt eben keine Zufälle.
Vor Rudkøbing, das auf den letzten Meilen von Ærø nur über ein schmales Fahrwasser zu erreichen ist, kommt die beeindruckend große Marstalfähre immer mehr auf, sodass wir lieber nach Steuerbord aus dem Fahrwasser gehen, weil es hier immer noch 3 m tief ist. Von nun an hat der Skipper Fähre, Kurs und Echolot gleichzeitig im Blick. Da wir Rudkøbing schon fast erreicht haben, muss die Fähre jetzt ihre Geschwindigkeit reduzieren, sodass wir einträchtig nebeneinander unserem jeweiligen Schicksal entgegen fahren, bzw. segeln, denn neben der Fahrrinne wird es gleich verdammt flach. Dann haben wir nur noch 1,10 m Wassertiefe und «Rasmus» geht 1,65 m tief. Ins Fahrwasser wechseln geht nicht, da fährt ja die Fähre und neben dem Fahrwasser weiter erst recht nicht, dann werden wir gleich aufsitzen. Was nun? Ein Vollkreis über Steuerbord befreit uns aus der misslichen Lage. Genial. Wir haben Glück, die Fähre ist durch, die Wassertiefe hat ausgereicht und wir segeln jetzt im Fahrwasser – hinter der Fähre. Das Echolot sorgt noch für einen neuen Adrenalinstoß, als es mitten in der Fahrrinne 1,50 m anzeigt, dort wo eben noch die große Fähre durchgerauscht ist. Unglaublich.
Um 12.00 Uhr passieren wir Rudkøbing. Vor vielen, vielen Jahren durfte ich hier einmal helfen, einen wohl unter Denkmalschutz stehenden Segler wieder in Schwung zu bringen. Dieses verdiente Schiff sollte auf seine alten Tage noch einige gute Dienste verrichten und wenig oder schon ein bisschen mehr gestrauchelte Jugendliche zu neuen Ufern bringen. In den 80zigern waren solche Reisen die Krönungstage für marinisierte Sozialpädagogen – während heute Managementtrainings an Bord moderiert werden. Doch damals waren weder die Opfer sozialpädagogischer Bemühungen noch Manager an Bord, nachdem das Schiff wohl zwei Jahre trocken gelegen hatte. Das Eichenholz war jedenfalls noch nicht aus-reichend gequollen und auf unserer Reise von Rudkøbing nach Eckernförde zog der alte Kahn immer mehr Wasser. Windstärke 6 -7 und reichlich Krängung taten ein Übriges, bis unter Deck immer mehr Wasser einsickerte und alle Klamotten langsam aber sicher in einem Seewasser-, Ölgemisch baden gingen. Ich glaube, nur die Festmacherleinen haben den alten „Dampfer“ in Eckernförde noch über Wasser gehalten. Wenigstens gut versichert war die Firma und so kam ich zu neuen Klamotten, einem Hotelaufenthalt in Eckernförde und einem zusätzlichen aber unfreiwilligen Urlaubstag.
Während Andreas diesmal mit seiner Videocamera auf die Jagd geht passieren wir die große Brücke, die Langeland via Svendborg mit dem Alten Europa verbindet. Nach einer Weile können wir das Rudkøbing Fahrwasser verlassen. An Backbord passieren wir die Insel Tåsinge und recht voraus ist schon die Einfahrt in den bei Seglern so beliebten Svenbord-Sund auszumachen. Leider zieht der schöne blaue Himmel immer mehr zu und gleichzeitig lässt der Wind nach. Die wunderbare Fahrt durch den Svendborg Sund bei Regen? Es kommt, wie es kommen muss. Vor der Hafeneinfahrt müssen wir die Genua einrollen und ab 13.00 Uhr das eiserne Segel zu Hilfe nehmen. Hier beginnt es richtig zu regnen, doch wenigstens ist die Strömung mit uns und schiebt «Rasmus» mit 2 Knoten durch den Sund. Von wegen schöne Häuser, eine romantische Parklandschaft, Villen am Wasser, reetge-deckte Landsitze…, kannste bei dem Wetter alles vergessen. Jedenfalls will keiner von uns in Svendborg anlegen, lieber segeln/motoren wir weiter. Etwas anderes als Regen findest Du überall!
Dabei ist Svendborg ein echtes Juwel. Immerhin zählt die zweitgrößte Stadt auf Fyn 39.000 Einwohner und natürlich ist Svendborg schon seit 1253 eine traditionsreiche Seefahrerstadt. Enge verwinkelte Gassen, verträumte Innenhöfe, ein idyllischer Marktplatz, das Hafenviertel und wie fast überall auf unserer Reise, prägen auch die vielen Oldtimersegler den Charakter der bereits achteraus im Regen versinkenden Stadt. In der Ferne kommt der «Rasmus» wieder eine Fähre entgegen und Jörg, eigentlich gelassen genug, spürt da gewisse Probleme auf sich zukommen. Es ist wie mit diesem einen einzigen Baum an der Landstraße, der dich magisch anzieht und schon so vielen zum Verhängnis wurde.
Dieser eine Baum sind in diesem Fall zwei Untiefentonnen, die aus der Fahrrinne eine schmale S-Kurve machen. Genau im Scheitelpunkt dieser Kurve werden wir der Fähre begegnen. Warum wieder wir, murrt ein Teil der Besatzung, während Andreas dieses Dokument Holzmindener Steuermannskunst, durch das Oberlicht der vorderen Kabine, für die Ewigkeit festhält. Anders als einst zwischen Schröder und Lafontaine passen dann doch mehrere Blätter zwischen Fähre und Segelyacht, sodass Jörg gelassen Kurs auf Lyø nehmen kann. Da wir bei diesem Schietwetter in der dänischen Südsee das „Süd“ heute durchaus vernachlässigen können zieht sich unsere Reise nach Lyø, genau wie dieser Satz, ziemlich in die Länge. Bogi hat zwar vorsichtshalber aus dem Hafenhandbuch schon andere Häfen heraus gesucht, „…aber wat mutt, dat mutt“.
Am Ende des Törns folgen wir der kleinen Fähre, die zwischen Fåborg, Avernakø und Lyø pendelt, wie einem Lotsen in den kleinen Hafen von Lyø. Um 17.15 Uhr sind wir fest. Der Tagesskipper macht mich beim Anlegesherry darauf aufmerksam, dass ich auf der Gegen-seite hätte festmachen müssen, so wie er das vorgelesen hat. Da der Weg zum Waschhaus von dieser Seite aber bedeutend kürzer ist, werden Hafenmeister und die restliche Besatzung diesen Hinweis hoffentlich ignorieren. Bei dem Regen hat ohnehin niemand Lust, jetzt noch auf die andere Seite zu verholen. Aber die Crew ist eben hoch motiviert und registriert jeden Fehler, ist der Skipper nicht unzufrieden.
| Gesegelte Meilen | Maschinenfahrt | Zusammen |
Bisher | 23,5 | 16,0 | 39,5 |
Heute | 20,0 | 17,0 | 37,0 |
Gesamt | 43,5 | 33,0 | 76,5 |
Zurück an Bord, beginnen wir das kulturelle Erbe unserer Vorfahren zu pflegen. Als aktive Denkmalschützer holen wir rauhen Gesellen die Zeit der Kap Hoorniers in den Salon der «Rasmus». Rauh aber herzlich klingt unser Gesang und als endlich alle Dämme brechen kommt sogar der heute wohl unter die Suchtleitlinien fallende „Whiskey for my Johnny“ an Bord. Als wir später die unglückliche Liebe des weißen Matrosen zur Tochter des Indianer-häuptlings „Shenandoah vom great Missouri“ beklagen, sind meine Gedanken längst in den späten 60zigern. Damals, als Leichtmatrose, war ich so gern im French Quarter und in der Burbon Street von New Orleans auf den Spuren von Cajun, Blues und Jazz unterwegs. Sally fällt mir sofort wieder ein und mein Blick findet ihr auf meinen Unterarm tätowiertes Herz. „Oh Shenandoah, I love your daughter…“
Wie gut, dass wir noch in der Vorsaison sind und die Gefahr einer Klage, nach Ruhe suchender Stegnachbarn wegen vorsätzlicher Körperverletzung, ausgeschlossen werden kann. Das Bild- und Tondokument dieses wunderbaren Abends werden wir jedenfalls nicht einmal unseren Frauen vorführen. Vielleicht wird es später einmal hoch gehandelt, wenn die sterblichen Überreste des letzten Kameraden der See anvertraut worden sind.
Der Seewetterbericht für Belte und Sund: Süd - Südwest 5 – 6, abnehmend 4 - 5, stürmische Böen, strichweise diesig.
Heute holt Bogi die Brötchen vom Købmand, die er bereits gestern Abend beim Hafenmeister bestellt hatte. Und da ich ein paar Fotos von der Insel nachholen will, gehe ich mit ins Dorf. Während Bogi beim Købmand alle alten und nicht mehr aktuellen dänischen Münzen „abgenommen“ werden, finde ich in Lyø By viele reizvolle Motive. Im Baedeker lese ich über Lyø: „Um 1540 waren die ersten Inselbewohner vor die Wahl gestellt worden: Hinrichtung oder Auswanderung hierher. Heute haben die Höfe stolze Ausmaße von Herrensitzen und die 140 Einheimischen werben zu Recht mit einem der schönsten Dörfer Dänemarks. Hier sieht man fast nur reetgedeckte Häuser, von Stockrosen umrankte Fachwerkfassaden mit rostrot, hellgrün oder amtblau gestrichenen Türen und Fenstern, wie Leuchtzeichen gegen das lange Grau des Winters“. Doch die Leuchtzeichen gehen heute eher von unseren Sangesbrüdern aus, die bestimmt längst mit dem Frühstück auf uns warten.
Während der Törnbesprechung werden zwei Routen nach Sønderburg erwogen, nämlich die Nord- oder Südrundung der Insel Als. Die Entscheidung wollen wir erst treffen, wenn wir uns von Lyø frei gesegelt haben und Windstärke und –richtung besser einschätzen können. Um 10.15 Uhr verlassen wir den kleinen Inselhafen. Noch unter Landabdeckung setzen wir bei 4 Beaufort das Großsegel und binden gleich das erste Reff. Die Genua wird zu 2/3 gesetzt. Im Lyø Krog, so heißt die Bucht, wird klar, dass die Nordroute deutlich länger gegen die Windrichtung verlaufen wird und somit entscheiden wir uns für die Südroute nach Sønderborg. Während wir uns langsam von der Insel frei segeln wird spürbar, dass wir einen unruhigen Segeltag vor uns haben, denn bereits jetzt schieben wir viel Lage. Auch die ca. ein Meter hohen Wellen kündigen keine sogenannte „Damenbrise“ an. Schon wenig später frischt der Wind weiter auf, doch Andreas und ich legen unterschiedliche Maßstäbe an. Während Andreas den Wind auf vier Bft. einschätzt, bin ich bereits bei fünf.
Ob nun 4 oder 5 ist letztlich ziemlich egal. Inzwischen kommt hin und wieder Spritzwasser über und eine Dusche fällt so kräftig aus, dass mir reichlich Wasser durch den geöffneten Kragen der Segeljacke bis in die Gummistiefel läuft. Da ich an der Pinne sitze habe ich keine Chance, dem Spritzwasser auszuweichen. Für die Dschjungs hat das überkommende Wasser dagegen einen hohen Unterhaltungswert, je nachdem, wen es gerade nicht trifft.
Die starke Krängung löst zunehmend unangenehme Gefühle bei den Mitseglern aus und Bogi beschäftigt sich immer wieder mit unserer bevorstehenden Kenterung. „Kann das Schiff wirklich nicht umkippen?“, wiederholt er einige Male und auf seine Frage, ob wir bei diesem Wetter nicht besser die Schwimmwesten anlegen müssen, antworte ich gelassen, dass das bei dieser Wetterlage noch nicht erforderlich ist, schließlich besteht bei 5 Bft. nun wirklich keine ernsthafte Gefahr, „…was sollen wir denn erst bei 8 machen?“
Das soll sicher, beruhigend und überzeugend klingen und doch mir wird bei dieser Frage Angst und Bange. Schon bei dem Gedanken an eine Schwimmweste ist es zum Anlegen fast zu spät, steht in jedem Lehrbuch, die muss man bereits vorher angelegt haben. Meine Sorge, mit dem Anlegen der Schwimmwesten noch mehr Angst und Unsicherheit auszulösen ist genau so daneben, wie die Angst, dass jemand auf dem Weg unter Deck ausrutschen und über Bord fallen kann. Zum Glück wird diese Haltung „nur“ eine folgenlose Fehleinschätzung des Skippers bleiben, denn bei diesem Seegang und 8 oder 9 Grad Wassertemperatur, einen Seemann aus dem Wasser zu fischen ist schon ein Kunststück – wenn er denn überhaupt noch gesehen wird und in den schweren Klamotten schwimmen kann! Also, beim ersten Gedanken an eine Schwimmweste gehört die sofort angelegt. Diese Lektion sitzt jedenfalls, das passiert mir nicht noch einmal!
Was für ein Törn! Wir haben viel mehr Wind als Vorgestern (Bagenkop – Marstal) und die Dschjungs stecken das erstaunlich gut weg. Andreas ist zwar ein wenig blass und wortkarger als sonst, trotzdem fängt er sogar jetzt noch Bilder mit dem Camcorder für die Ewigkeit ein. „Eine Hand für dich und die andere auch noch“, so halten sich die Dschjungs irgendwie fest. Immer häufiger kommt Spritzwasser über. Andere Schiffe? Fehlanzeige, Neptun hat uns ganz für sich allein. Schon kleine Reffmanöver an der Genua erfordern bei so viel Lage viel Geschick und einen enormen Kraftaufwand. Wenn wir beim Reffen in den Wind gehen, spüren wir für einen Moment, wie hart ein Amwindkurs zu segeln wäre. Das Vorschiff wird von den Wellen hoch geliftet und dann kracht «Rasmus» so richtig aufs Wasser. Um 12.30 Uhr, vor dem Passieren von Pølshuk an der Südostspitze von Als, reffen wir die Genua noch weiter, denn danach werden wir die Landabdeckung verlieren und der Wind entsprechend zulegen. Hier erreichen die Wellen inzwischen 2 m Höhe, was in etwa 7 Bft. entspricht. Da wollen wir gegenan segeln? Ich kann es mir nicht vorstellen und informiere die Crew darüber, dass der Kontakt mit der dänischen Bevölkerung auf dem Spiele steht, wenn das Wetter bleibt wie es ist.
Kurz darauf bricht, vermutlich als letzte Warnung, ein Umlenkblock der Genua-Reffleine und danach entscheide ich, dass wir unseren Fisch im deutschen Maasholm statt in Sønderburg kaufen werden. Vorteil: Um die Schlei anzulaufen, brauchen wir nicht einmal den Kurs zu ändern und sind schneller dort, als in jedem anderen Hafen. Gegen 13.00 Uhr wird damit wieder einmal ein neues Tagesziel „unterwegens“ formuliert. Bereits um 14.40 Uhr haben wir den Leuchtturm von Falshöft 6 sm querab. Die Situation an Bord bleibt weiter angespannt, aber immerhin ist die rettende deutsche Küste in Sicht und „…da wir bisher nicht gekentert sind, kann die Yacht wohl auch nicht umkippen“, kommt es bereits vorsichtig optimistisch aus Bogis Ecke. Der Wind pendelt sich jetzt bei 7, in Böen bei 8 Windstärken ein, aber wo ist Schleimünde? Die Küste kenne ich doch wie meine Westentasche. Die charakteristischen Baumgruppen vor dem kleinen Leuchtturm von Schleimünde müssten längst zu sehen sein – wenn die Bäume Laub tragen würden.
Wieso fällt mir ausgerechnet jetzt der Ankommensschluck von Bagenkop wieder ein? Hat Neptun die Kommentare der inzwischen so gestandenen hannöverschen Seeleute etwa doch nicht vergessen? Warum hab’n die Dschjungs auch nur so undankbar reagiert oder hätte ich Neptun einen größeren Schluck zukommen lassen müssen? Hoffentlich kommen wir hier heile raus. Je dichter wir unter Land kommen, desto kürzer und ruppiger wird die Welle. Immer wieder kommt Wasser über und lustig ist das längst nicht mehr. Scheinbar kommen wir auch nicht mehr gegenan und drohen eher von der Küste wegzudriften. Um 16.00 Uhr entdecke ich hinter den kahlen Bäumen endlich den Leuchtturm. Und spätestens jetzt stampfen wir uns fest. „Die Segel müssen runter“, höre ich Andreas, „sonst treiben wir weiter ab“. Mit viel Krafteinsatz gelingt das Manöver. Die Genua wird mühsam eingerollt und schließlich bekommen wir auch das Großsegel in den Griff, wenngleich der Wind unter Maschinenfahrt erst recht mit uns macht, wasser will.
Die letzte halbe Meile bis zur Einfahrt in die Schlei wird ein Ritt über schäumendes und gurgelndes Wasser. Mit halber Maschinenkraft treiben wir beinahe rückwärts und mit voller Kraft kracht das Vorschiff immer wieder auf die Wellen und kommt nur mühsam voran. Die Gischt fliegt uns förmlich entgegen. Wir ducken uns unter die Sprayhood, doch selbst ein Scheibenwischer würde das Spritzwasser nicht wegschaffen. Ich kann kaum was sehen, hab Salz in den Augen und muss trotzdem darauf achten, dass wir in’s Schleifahrwasser reinkommen. Wie ein Stehaufmännchen gucke ich rüber, ducke mich, muss wieder über die Sprayhood schauen und werde unfreiwillig zum John Maynard der »Rasmus«. Während also die Schwalbe über den Eriesee fliegt..., haben wir noch lange nicht die Einfahrt passiert. Zwei Schritte vor und 1,5 Schritte zurück. Erst ein paar Tage später wird mir klar, dass der kräftige Westwind das Wasser aus der Schlei durch die Fahrrinne in die Ostsee drückt. Genau hier durch. Wir haben die ganze Strömung voll von vorn. Das erfordert natürlich eine kräftige Maschine und in diesem Fall nicht unbedingt des Kanzlers ruhige Hand.
Endlich haben wir die Einfahrt recht voraus, doch gerade im Fahrwasser der Schlei pfeifen uns Wind und Strömung nur so um die Ohren. So was habe ich noch nie erlebt. Endlich der Leuchtturm. Der kleine Yachthafen von Schleimünde ist noch völlig leer und in der Fahrrinne muss ich höllisch aufpassen, den Tonnenstrich nicht zu verpassen oder gar quer zu schlagen. Einige Sandbänke deuten an, wie flach es gleich neben dem Fahrwasser ist. Als wir endlich nach Maasholm abbiegen und den Wind von der Seite kriegen, legt sich die Yacht kräftig auf die Leeseite. So viel Krängung ohne Segel? Wieviel Wind haben wir bloß? Der Hafenmeister von Arnis sagt zwei Tage später, bei ihnen wären es neun Bft. gewesen, im Restaurant legt man sich auf acht fest und gefühlt habe ich jedenfalls sieben.
Um 17.10 Uhr erreichen wir den sicheren Hafen. Bei dem hohen Winddruck suche ich einen Liegeplatz mit Wind von vorn und beim Festmachen achten wir nur darauf, dass die Vorleinen ganz schnell belegt sind. Die Achterleinen schaffen wir dann auch. Endlich haben wir auch das letzte Manöver geschafft und fast noch mit den Festmachern in der Hand rennt die Crew zur Toilette. Sieben Stunden haben wir uns im Cockpit kaum gerührt. Pinkeln? Um Himmels Willen, aber jetzt gibt es kein Halten mehr. Ich merke davon noch gar nichts und bin erleichtert und froh über den glücklichen Ausgang dieses Törns. Das kann ich für ein paar Minuten wunderbar allein genießen. Glück gehabt? Ein bisschen schon, aber immerhin sind wir 35 Meilen unter ausgesprochen rauen Bedingungen gesegelt. Endlich kann ich meine Tochter Verena anrufen und ihr zum 27. Geburtstag gratulieren. Als ich ihr von unserem Törn erzähle löst sich ganz allmählich meine Anspannung. Ich bin völlig platt und gleichzeitig so was von zufrieden.
die Lage war extrem und schief.
Wie der Skipper es auch lenkte,
die Gischt durch seine Kleidung lief.
Ich stand wohl mehr, als dass ich saß,
recht mulmig war mir dabei auch
und ohne, dass ich etwas aß,
rumorte es in meinem Bauch.
Mit starren Blick zum Horizont
die Reling gut umgriffen,
vertrieb ich mir, schon fast gekonnt,
die Zeit mit Rätseln und mit Schiffen.
Bald sehnte ich mich fest nach Land,
genau genommen nach Port Schlei.
Der Skipper machte, wie ich fand,
die Sache gut für seine drei…
Dschjungs
| Gesegelte Meilen | Maschinenfahrt | Zusammen |
Bisher | 43,5 | 33,0 | 76,5 |
Heute | 35,0 | 2,0 | 37,0 |
Gesamt | 78,5 | 35,0 | 113,5 |
Heute kommt endlich frischer Fisch auf den Tisch und es wird nicht nur drüber geredet. Während Bogi im Fischladen wieder in € bezahlt, schlägt Jörg vor, uns für diesen Ritt durch ein Essen in der Kneipe zu belohnen. Denselben Gedanke muss Bogi auf dem Rückweg auch erwischt haben, denn zum Kochen hat keiner wirklich Lust. Der Dorsch kann warten, beschließen wir beim Ankommensschluck und sind mächtig stolz auf unseren wilden Törn. Wenn wir davon zuhause erzählen…, aber wen interessiert das schon?
Im wohl schönsten Restaurant von Maasholm, mit Blick auf die hinter dem Wormshöfer Noor untergehende Sonne, feiern die Seeleute ihre erste Bewährungsprobe mit Flens statt KöPi. Und da wir noch einen Tag Zeit haben, bevor wir Jörg bis zum Bahnhof in Kiel segeln müssen, beschließen wir, Morgen einen hoffentlich ruhigen Tag auf der Schlei zu verbringen. Vielleicht segeln wir bis Missunde? Über „De Maas rund“, so heißt der kleine Weg direkt an der Schlei, finden wir wieder an Bord zurück. Wie ein Stein habe ich diese Nacht geschlafen und neben mir noch einer.
Mittwoch: Maasholm - Arnis
Bereits vor dem Frühstück ermittelt die Besatzung in alle Richtungen. Andreas sucht beim Hafenmeister nach Spuren für sein immer noch verschwundenes Handtuch und ermittelt weiterhin konsequent wegen Diebstahl. Bogi ist dem Täter im Duschhaus auf der Spur, während Jörg beim Bäcker nach Hinweisen sucht. Spannender als die frischen Brötchen ist diesmal die Brötchentüte, auf die eine Seekarte gedruckt ist. So eine Brötchentüte hat Sabine und mich im letzten Jahr von Maasholm nach Gelting navigiert, weil es hier in der „Segelkiste“ keine Seekarte mehr gab.
Immerhin gibt es wenigstens einen Fahndungserfolg, denn die zwei als vermisst gemel-deten schwarzen Köpfe sind wieder aufgetaucht und damit ist das Quartett oben an der Saling wieder vollständig. Noch ist nicht geklärt, ob sie von „fliehenden Holländern“ shanghait wurden, als „Schläfer“ im Etablissement von Madame Veronique in Marstal ach-teraus gesegelt sind oder sich „einfach nur vertüddelt“ hatten. Egal, Neptun sei Dank hat sich unsere Flaggenbesatzung über Nacht klammheimlich wieder verdoppelt.
Auf der Schlei ist heute Entspannung angesagt. Während der Törnbesprechung legen wir deshalb lieber gar nichts fest. Nur in Kappeln werden wir kurz zum Souvenireinkauf Festmachen. Ob wir in dem berühmtesten Restaurant an der Schlei, der „Schleiperle“ in Deutschlands kleinster Stadt Arnis, einen Capuccino schlürfen werden machen wir von der Zeit abhängig. Um 10.00 Uhr legen wir in Maasholm ab. Es ist kühl, es geht kein Wind, aber die Sonne scheint und wir haben ja einen 19-PS-Motor.
Jörg steuert uns langsam die Schlei aufwärts, während die anderen Beiden ihre optischen Geräte bedienen, so z.B. bei Rabelsund, wo gleich 30 Angler bis zu Hüfte im Wasser dem Hering nachstellen, der mit uns die Schlei aufwärts unterwegs ist. Hier im Wasser würde ich Eisbeine kriegen, aber die kriegen sogar Fisch. Bereits um 10.45 Uhr passieren wir pünktlich die neue Schleibrücke in Kappeln. Die alte Drehbrücke ist tatsächlich vollständig abgerissen und von ihrem Charme nichts mehr übrig. Fünf Minuten später machen wir im Nordteil des Kappelner Yachtclub fest und danach geht’s einmal die Fußgängerzone rauf und runter. Bogi bekommt endlich seinen Südwester, ein paar Lebensmittel werden ergänzt und um 13.15 Uhr legen wir wieder ab – allerdings streikt der Motor, bzw. scheint der Magnetschalter vom Anlasser defekt, denn ein paar Schläge mit der Rohrzange bringen ihn wieder in Fahrt. Da ein leichter Wind gegenan steht, motoren wir bis Arnis und setzen erst dann die Genua.
„Wie ist das eigentlich bei Gewitter?“, bringt Bogi plötzlich Katastrophenstimmung an Bord, als ich mich gerade über Schleswig Holsteins schönstes Dorf, das malerische Dorf Sieseby, an Backbord freue. „Damit gibt’s in der Regel keine Probleme, aber bei einem Blitzeinschlag geht meist die Elektrik drauf“, höre ich mich, aber auf so eine Debatte habe ich im Moment überhaupt keinen Bock oder kommt doch irgendwo ein Gewitter auf? Das Wolkenbild gibt darauf jedenfalls keinen Hinweis.
Als kurz darauf auch noch die Wasserpumpe für die Frischwasserversorgung leer läuft haben wir endlich die gewünschte Katastrophenstimmung an Bord. Sofort vermuten wir einen Zusammenhang mit dem (scheinbar) überhitzten Motor, bzw. dem Anlasserproblem. Zum Glück erreiche ich den Eigner telefonisch, der uns beruhigt und wieder ins richtige Fahrwasser bringt. Wie peinlich, der Frischwassertank ist leer und da soll die Pumpe nicht trocken laufen? Zu unserer Entlastung sei erwähnt, dass der Tank keine Anzeige hat und wir doch erst vor zwei Tagen in Marstal Frischwasser gebunkert haben.
Und da wir überlegen, vielleicht diese Nacht im Wormshöfer Noor zu ankern brauchen wir zum Fisch als Hauptgericht auch Frischwasser. Andreas macht kurz vor der Brücke von Lindaunis die Marina auf dem Nishaken aus und diesmal bestimmt die Nähe zum Wasser-schlauch den Stegplatz. Zehn Minuten später sind wir wieder mit 90 Litern unterwegs, diesmal in die Gegenrichtung und mit Kurs auf das Wormshöfer Noor, westlich von Maas-holm.
Unter Groß und Genua kreuzen wir die Schlei seewärts. Andreas, angeregt durch die Schlange stehenden Heringsangler von Kappeln und Rabelsund, wird nun wieder vom Jagdfieber gepackt. Bevor der Haken aber überhaupt einen Hering bedrohen könnte, sind diverse technische Hindernisse zu überwinden, die auch dann noch nicht gelöst sind, als eine halbe Stunde später der einsetzende Regen dem Jagdfieber ein jähes Ende bereitet. Der Köder, ein paar hässliche, fette Wurstscheiben, sorgt eher für eine Wasservergiftung und wird die Heringe frühzeitig zu einer weiträumigen Umfahrung motiviert haben.
Als der Regen immer stärker wird und wieder einmal die vertraute Feuchtigkeit in unser Boot einzufallen droht und überraschend doch das Grollen eines Gewitters hörbar wird, hat keiner mehr Lust an den Schlickhaken (Anker) ins Wormshöfer Noor zu gehen. Jetzt muss es ein richtiger Hafen sein, aber zack! Bogi, der dank seiner seherischen Kompetenz das Gewitter ja schon frühzeitig geahnt haben muss, steuert uns wie ein Vormann durch den immer stärker einsetzenden Regen und um 16.00 Uhr sind wir in der WSG-Arnis fest. Den Hafenmeister erwischen wir bei dem Schietwetter nicht, aber die sechzig/sechzig, die Codenummer für Dusche und Toilette, erfahren wir von anderen Seglern.
| Gesegelte Meilen | Maschinenfahrt | Zusammen |
Bisher | 78,5 | 35,0 | 113,5 |
Heute | 4,0 | 10,0 | 14,0 |
Gesamt | 82,5 | 45,0 | 127,5 |
Heute gibt es endlich den von Bogi wunderbar zubereiteten „Dorsch mit Rosmarinkartoffeln“ und das hat er so gemacht:
100 gr. frisches Dorschfilet pro Person, kleine Kartoffeln, Olivenöl, Butter, Mehl, Zitrone, Salz, Pfeffer, Rosmarin.
Kleine, ungeschälte Kartoffeln kurz ankochen, abkühlen und halbieren. Salzen, mit Rosmarin bestreuen und auf ein gefettetes Blech geben. Im vorgeheizten Backofen ca. 20 Minuten garen.
Fischfilets waschen, abtrocknen, mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft würzen, in Mehl wenden und in Butter goldbraun braten.
Wie (fast) alle Zutaten stammt auch der Soave aus dem Anbaugebiet neben dem Parkplatz von Aldi
Damit wir morgen sicher und rechtzeitig Kiel erreichen, beschließen wir, bereits um 7 Uhr aufzustehen und früher als sonst auszulaufen. Und da wir eine Doppelkopfrunde sind, soll der heutige Verlierer bestimmen, wer am nächsten Tag zur Strafe mit dem Bootsmannsstuhl am Mast hochgezogen werden soll. Wie schön, dass sich Bogi zwar um diesen übersichtlichen Job bemüht, dafür aber partout nicht verlieren will. Dann hätte er ja auf jeden Fall seine Chance gehabt, aber so verliert Ralf, wer sonst.
Donnerstag: Arnis - Heiligenhafen/Ortmühle
Der Seewetterbericht für die Westliche Ostsee: Südwest - West 5 - 6, Schauerböen, See 1 – 2 m.
Das Wetterfax vom Hafenmeister weicht vom Seewetterbericht ab, weil es stündlich aktualisiert wird. Der um 8.30 Uhr auf NDR IV gesendete Seewetterbericht ist von 5.00 Uhr GZ (Gesetzlicher Zeit).
Nachts um drei kommt plötzlich der bereits für Gestern versprochene Wind mit 7 – 8 Beaufort aus Südwest. Es rüttelt, pfeift und schlägt heftig in der Marina und ein gelegentlich wiederkehrendes Klappern holt mich zweimal an Deck, doch nirgendwo ist ein schlagendes Fall zu entdecken. Erst als ich wieder in der Koje liege klappert es wieder. An Schlaf ist in dieser Nacht nicht zu denken. Immer wieder gehen mir verschiedene Varianten durch den Kopf, denn heute müssen wir Jörg nach Kiel bringen. Bei diesen Bedingungen nach Kiel? Es heult und kachelt unaufhörlich weiter, während die Crew scheinbar gelassen dem neuen Tag entgegen schläft… oder? Sang nicht einst Wolf Biermann vom Morgenrot, das auch nach einer durchzechten Nacht kommt…
Wie verabredet wacht die Besatzung um 7.00 Uhr auf und will sich auf die Reise vorbereiten. Natürlich ist jeder heilfroh, dass wir bei diesem Wetter vorerst nicht auslaufen – jedenfalls löst die Entscheidung des Skippers keine Meuterei aus. Bis zum Seewetterbericht um 8.30 Uhr sind es aber auch noch 1,5 Stunden, also schlafen die weiter, die bei diesem Sturm-getöse da draußen überhaupt schlafen können.
Nach dem Duschen gehe ich am Büro des Hafenmeisters vorbei, der zufällig in seinem Büro sitzt. Sofort zeigt er mir das gerade eingetroffene Wetterfax, das zwar heute 7 – 8 aus Südwest verspricht, aber für Morgen 5 – 6 aus Südost. „Und Samstag“, so der Hafenmeister, „geht hier ein Neuner durch“. „Vielen Dank für die Beratung“, verabschiede ich mich schleunigst und damit sind die Würfel wieder einmal ganz anders gefallen:
Bei 7 – 8 aus Südwest können wir heute vielleicht Kiel erreichen, aber wir müssen morgen Abend unser Schiff in Heiligenhafen abliefern und gegen den Südost werden wir diese lange Strecke nicht an einem Tag schaffen. Wir haben nur eine Chance, wir müssen heute mit Jörg nach Heiligenhafen und unseren Törn einen Tag eher als geplant beenden. Aber bei 7 – 8 über die Ostsee und dazu hat der Wetterbericht bis zu 2 m hohe Wellen prophezeit? Die Törnbesprechung gerät zu einer Risikoabwägung. Wir gehen alle Möglichkeiten in Ruhe durch. Jeder weiß, dass wir bisher unter solchen Bedingungen nicht gesegelt sind – auch der Skipper nicht. Trotzdem beruhigt Ralf die Besatzung und erklärt, „…dass von uns allen das Schiff der stabilste Faktor ist. Auf die «Rasmus» können wir uns 100%ig verlassen. Begeben wir uns auf diesen Törn, könnten wir im ersten Drittel der Strecke noch nach Marstal oder Bagenkop ablaufen, danach gibt es allerdings keinen Schutz mehr“. Wir überlegen weiterhin, nach der Ansteuerungstonne Schlei, den Kurs nach Kiel zu testen oder sogar nach Damp, das nur ein paar Meilen südlich von Schleimünde liegt. Falls es zu sehr kachelt könnten wir auch dahin flüchten.
„Also, fahren oder nicht fahren?“, beschließen wir unsere Törnbesprechung. Andreas stimmt zu, dann Jörg und schließlich auch Bogi. Ich hatte mich bereits beim Wetterfax im Hafen-meisterbüro entschieden. Wir treten die Flucht nach vorn an. Sind wir noch zu retten, draußen sind es 8 Beaufort?
Jetzt wird die Sicherheitsleine gespannt und natürlich legt jeder seine Schwimmweste an. Die Lifebelts werden eingeclickt und um 10.20 Uhr verlassen wir die WSG-Arnis, damit wir um 10.45 die Brückenöffnung in Kappeln nicht verpassen. Vor der Brücke treffen wir auf weitere Yachten, die sich ebenfalls auf den Weg machen. Wir werden diesmal wenigstens nicht allein auf dem Wasser sein. Trotzdem, ein ziemlich mulmiges Gefühl begleitet mich die Schlei abwärts. Halten alle Dschjungs diesen im günstigsten Fall achtstündigen Ritt durch? Und was, wenn jemand seekrank wird?
Nach der neuen Brücke in Kappeln setzen wir zunächst nur die Genua, lassen uns (leider) zu einer Regatta mit einer Comfortina hinreißen, passieren Rabelsund und das Wormshöfer Noor. Wie gut, dass wir in dieser Nacht hier nicht geankert haben, wir wären bestimmt irgendwo im Schilf gestrandet. Gleich darauf haben wir Maasholm an Backbord und vor uns Schleimünde. Noch könnten wir zurück. Mit 6 Knoten rauschen wir am berühmten Leuchtturm vorbei, passieren die Ansteuerungstonne und die Yacht liegt auf Halbwindkurs relativ ruhig in der bewegten See. Wir testen den möglichen Kurs nach Kiel und sofort legt sich unsere »Rasmus« mächtig auf die Seite. Klar, Kiel wäre ein Amwindkurs. Damit scheidet Damp als Nothafen erst recht aus, wir müssten voll gegenan! Noch einmal verständigen wir uns auf unser Tagesziel: Heiligenhafen liegt 46 Meilen vor uns, das GPS gibt die voraussichtliche Ankunftszeit Ansteuerungstonne Heiligenhafen mit 18.10 Uhr an, Kurs 116o. Der Tanz beginnt.
Als wir die östliche Sperrgebietstonne passieren sind wir von der Küste frei. Hier draußen scheint sogar die Sonne. Es ist nicht zu fassen, Wasser und Himmel sind blau und der Wind schiebt uns manchmal mit 7 Knoten durch’s Wasser. Als wir uns kurz versteuern erreichen wir mit 8,36 Knoten unseren Spitzenwert. Wir surfen über die Ostsee! Herrliches Segelwetter und bei mir stellt sich bereits jetzt Erleichterung ein. Wenn sich das Wetter so hält, werden wir keine Mühe haben, Heiligenhafen zu erreichen.
Nach einer Stunde übergebe ich Andreas die Pinne und damit hat die Seekrankheit keine Chance mehr. Der Halbwindkurs ist jedoch schwer zu steuern und jede Abweichung wird sofort durch starkes Rollen angezeigt. Nach zehn Minuten hat Andreas jedoch den Kurs sicher im Griff und wir kommen planmäßig voran. Die See geht inzwischen sogar um 2,5 m hoch, was Windstärke acht entspricht, dennoch können wir diesen Halbwindkurs gut halten. Hin und wieder wird der blaue Himmel durch Regenwolken buchstäblich geschwärzt, aber es scheint, als wollten die Regenwolken mit uns nichts am Hut zu haben. Nur selten huscht mal ein Wolkenschatten über uns hinweg, regnen wird es jedoch nicht. Davon hatten wir ohnehin reichlich.
Jeden Morgen tropfte das Kondenswasser von der Decke oder lief die nassen Seitenwände hinunter. Handtücher trocknen? Keine Chance! Schon an die Seitenwand gelehnte Bücher wurden durchnässt. Jeden Morgen war alles klamm und selten konnten wir kräftig lüften. Gut, nach der Ankunft in Marstal wurde es sonnig und am nächsten Tag bis Svendborg. Auch von Lyø nach Maasholm schien die Sonne, aber es war auch immer saukalt. Eigentlich so wie jetzt, Sonnenschein, Wind zwischen 6 und 8, und Handschuhwetter.
Schleimünde liegt inzwischen weit achteraus. An Backbord ist Ærø, als letzter Zipfel von Dänemark gerade noch zu erkennen, während auf der Steuerbordseite Kiel-Leuchtturm und recht voraus die Großschifffahrt auf dem Kiel-Ostseeweg langsam das Bild bestimmen. Zeit-gleich sind immer 5 Frachter zu sehen und genau da müssen wir durch. Weil wir mindestens 5 Knoten konstant segeln, können wir sogar noch ein wenig anluven, um das Verkehrs-trennungsgebiet vorschriftsmäßig rechtwinklig zu durchqueren. Das hatte ich auf der Hin-reise schlicht unterschätzt. Um 13.30 Uhr haben wir die Großschifffahrtsstraße passiert und wieder freies Wasser vor uns.
Als Bogi für die Crew sogar das mittägliche Müsli mit Bananen und Äpfeln zubereitet, ist die gute Laune nicht mehr zu toppen. Die Zweifel vor dieser Überfahrt liegen scheinbar weiter als Arnis zurück. Nur Jörg ist noch ein wenig blass und legt sich im Cockpit auf die Leeseite. Eine halbe Stunde später sind auch bei ihm Müdigkeit und die aufkommende Seekrankheit wie weg geblasen. So geht es also auch.
Fern an der Küste sind immer wieder dicke Regenschauer zu sehen, während wir draußen auf der „hohen See“ die Sonne genießen. Seglerherz, was willst du mehr? Gegen 16.00 Uhr kommt endlich Leuchtturm Flügge auf Fehmarn in Sicht und bald wird auch Heiligenhafen zu sehen sein. Inzwischen hat Bogi die Pinne übernommen, doch nun lässt der Wind ein wenig nach und der Speed geht auf 3 – 4 Meilen runter. Andreas will aber mehr Speed und so öffnen wir die Genua auf 100%. Der Wind bedankt sich, legt wieder ein wenig zu und schon haben wir die vertrauten 5,5 Knoten wieder.
Über’s Handy verständigen wir jetzt den Eigner der »Rasmus«, Herrn Petersen, von unserer bevorstehenden Ankunft und dem angekündigten Wetterbericht vom Wochenende, den er sogleich über’s Internet abgleicht. Schließlich ist am Samstag Ansegeln im Segelclub von Ortmühle und da braucht man moderate Winde (leider werden an diesem Samstag zeitweise 10 Windstärken in der Kieler Bucht gemessen, aber davon haben wir jetzt noch keine Ahnung). Na und wenn die Verbindung zu Herrn Petersen schon so gut klappt, kann ich auch gleich Sabine über unsere vorzeitige Rückkehr nach Hannover informieren. Die Vorfreude ist auf beiden Seiten groß. Sabine, inzwischen ja ebenfalls Segel erfahren, hat unseren Kurs und das Wetter auf den heimischen Seekarten immer genau verfolgt.
Endlich kommt auch Heiligenhafen in Sicht und für den Rest der Strecke übernimmt Jörg das Ruder. Doch je näher wir dem Ziel kommen desto bedrohlicher werden die Regenwolken. Düster bedroht uns eine schwarze Wand, aber auch diesmal bleiben wir trocken, während Heiligenhafen vorübergehend nicht mehr zu sehen ist. Da wollen wir hin? Nicht ganz, denn die »Rasmus« gehört nach Ortmühle, 1,5 Meilen östlich von Heiligenhafen, aber ebenso von dem vorgelagerten Graswarder geschützt. Das östliche Ende der Nehrung ist durch eine Untiefentonne markiert und die müssen wir umfahren, aber die Tonne will und will einfach nicht auftauchen. Lange suche ich die Umgebung ab, doch die gelb-schwarze Markierung ist vor der Küste selbst durch das Glas schlecht auszumachen. Endlich habe ich sie gefunden und das ist das Startsignal für Festmacher und Fender.
Unter Deck wird bereits gepackt und aufgeklart. Die restlichen Lebensmittel werden aus Schapps und Winkeln geräumt und zum Schluss holt uns doch noch ein kleines Schauer ein – ausgerechnet vor der Haustür! Neptun’s kleine Rache ist aber nichts gegen das Festmachen in Arnis, als wir nicht einmal die Persenning um das Groß bändseln wollten, während Bogi noch das Landstromkabel legte. Mit elegantem Schwung motoren wir ein letztes Mal in die Box. Um 19.10 Uhr liegt die »Rasmus« wieder fest im Heimathafen.
| Gesegelte Meilen | Maschinenfahrt | Zusammen |
Bisher | 78,5 | 35,0 | 113,5 |
Heute | 48,0 | 3,5 | 51,5 |
Gesamt | 126,5 | 38,5 | 179,0 |
Und so wie es den Täter im richtigen Leben oder im Krimi an den Tatort zurück zieht, so verabschieden wir uns im Restaurant „Seestern“ von diesem abenteuerlichen Törn. Sogar die freundliche Bedienung erkennt ihre Doppelkopfrunde wieder. Den leckeren „Matrosen-teller“ tausche ich an diesem Abend gegen die frischen „Grünen Heringe“, die leider nicht von Andreas gefangen werden wollten. Um 22.30 Uhr sind die Leinen los und wir sitzen im Auto mit Kurs auf Hannover.
Da der Skipper seine Verantwortung nun wirklich abgeben kann, holt ihn die viel zu kurze letzte Nacht auf dem Rücksitz ein. „Weder von Windstärke 8 noch von 2,5 m hohen Wellen lassen wir uns vom Kurs abbringen“, wird er vermutlich träumen, „…und dass während dieser Nachtfahrt die Küste kaum noch auszumachen ist“. Vielleicht segelt er in seinem Traum bereits Jyllands Küste bis Århus und Ebeltoft rauf. Im Sommerurlaub will der Skipper nämlich mit sin Fru und der 6,50 m langen Varianta nach Middelfahrt, Veije, Horsens und vielleicht bei gutem Wetter über Samsø und durch den Großen Belt zurück. Damit er weiterhin gut schlafen kann, versichert ihm die Crew gern, dass wir sehr schnell auf der richtigen Fahrspur im Verkehrstrennungsgebiet A1 und später auf der A7 unterwegs sind.
Bereits nach gut zwei Stunden Heimreise machen wir die ersten Leuchtfeuer von Hannover aus. „Wo müssen wir nach Vinnhorst abbiegen“, weckt Jörg ganz vorsichtig den Skipper. „Die nächste Abfahrt hart Steuerbord“, antworte ich noch ziemlich verschlafen als wir gerade den Mittellandkanal passieren, „und die Steuerbordseite wird Luvseite“. Genau so machen wir in der Dammstraße fest. Nur die Fender haben wir vergessen.
„Kalami“ haben wir im Oktober 2003 in Brunsbüttel übernommen und sind dann nur noch ins Winterlager „gesegelt“ - die Saison 03 war einfach schon gelaufen. Im April 2004 haben wir „Kalami“ über den Nord-Ostsee-Kanal nach Heiligenhafen überführt.
„Kalami“, eine Targa 96, stammt aus der Feder von Hans Groop, der mit dem H-Boot das wohl erfolgreichste Serienboot gezeichnet hat. Unsere "Kalami" wurde 1980 in Finnland bei der Targawerft als Baunummer 127 (von 300) gebaut.
Länge 9,60 m (9,95 m LÜA), Breite 3,0 m, Tiefgang 1,50 m, Gewicht 4,6 t. Damit ist „Kalami“ (Yardstick 107) ein komfortabler Fahrtenkreuzer für vier bis fünf Personen. Hinzu kommt, dass das geschützte Mittelcockpit mit seinem Cabrioverdeck die Nutzung des ganzen Bootes auch bei schlechtem Wetter ermöglicht - siehe Details in der Zeichnung ganz unten.
„Kalami“ segelte bis 1994 als „Blue Bayou“ und danach bis 2003 als „Dixi“. Inzwischen wissen wir, dass "Kalami" einen weiteren Vorbesitzer hatte, den uns unser Vorgänger - um jeden Preis - unterschlagen wollte. Nur wenn man zufällig den Vorbesitzer "des" Vorbesitzers trifft, erfährt man, dass "Onenpottku" auch ein Teil der Geschichte dieser Targa ist. Was uns der Dithmarscher Vorbesitzer noch alles per Handschlag "besiegelt" hat, ist eine andere Geschichte und die könnte eher aus Münchhausens Bodenwerder stammen als aus Brunsbüttel. Damit muss dieser unglaubliche "Segler", nebst anwaltlichem Filius, selbst ins Reine kommen. So, genug nachgetreten, wir mögen "Kalami" trotzdem - und wie.
Wer wissen möchte, warum „Kalami“ nun ausgerechnet „Kalami“ heißt, der kann das hier nachlesen.