2004
Wolfgang, immer wieder mal ein paar Wochen mit Annemarie im Mittelmeer unterwegs und eben alter Schiffbauer.
Noch was gehört vorneweg gesagt: Wir segeln auch nach dem Spielplan der Euro 2004, die gerade in Portugal läuft. Da setzt Annemarie, nach dem überraschenden 2:1 Auftaktsieg der Griechen gegen Gastgeber Protugal, natürlich andere Prioritäten, während wir, nach dem 1:1 gegen Holland, nicht so recht wissen wo "wir" stehen.
Donnerstag, 16. Juni 04, Heiligenhafen - Bagenkop
Wettervorhersage: S – SW 4 – 5, Böen 6, Gewitter (das Barometer fiel in den letzten 12 Stunden um 8 hPc auf 992)
Beim Frühstück hatten wir noch einen Törn längs der Ostseite von Langeland favorisiert und vor allen Dingen mit mehr Wind gerechnet. Nun zieht uns seit 1145 Uhr allein die Genua auf Raumwindkurs rwK 321 zu unserem Wegepunkt. Da wir keinen Spibaum haben, versuchen wir die Genua mit dem Bootshaken „auszubaumen“. Von Böen oder Gewitter keine Spur. Als wir um 1200 Uhr „Wetter machen“ kommt der Wind mit 4 Bft. aus Süd, wir haben bedeckten Himmel, mit 13 Grad ist es schweinekalt und das Barometer ist bei 992 hPc hängen geblieben.
„Kalami“ rollt so stark in achterlicher Dünung, dass sich die Hälfte der Besatzung zunehmend aus dem aktiven Geschehen verabschiedet. Um 1345 setzen wir das Groß und beim Passieren des Kiel-Ostseeweges herrscht ausgesprochene Langeweile, nix los bei der Berufsschifffahrt, eine Stunde später dümpeln wir wenigstens dicht an der Großfähre „Colorline“ vorbei, die auf dem Weg von Kiel nach Oslo unterwegs ist. Aufgrund nachlassenden Windes entscheiden wir uns nun für Bagenkop statt für Spodsbjerg und um 1700 erreichen wir mit dem Dovns Klint die Südspitze von Langeland. Ausgerechnet an Dänemarks windreichstem Kap schläft der Wind völlig ein, sodass wir die Segel bergen und nach 29 sm, um 1730 in Bagenkop fest sind.
Hafenmeister 18 €, Landgang durch den hochgeklappten Ort. Später heftige Regenschauer
Die Mannschaft von Otto Rehhagel überzeugt auch beim 1:1 gegen Spanien. Griechenland besteht auch den zweiten Härtetest. Das Team von Otto Rehhagel rang in Porto Spanien ein 1:1 ab und ist auf Viertelfinal-Kurs.
Wochentag
Donnerstag Datum
17. Juni 04 Hafen
Heiligenhafen Barometer
992 – 8 hPC
Wind aus/Beaufort
4 S Temperatur
13o Wolken
Wetter
Bewölkt, kalt, kaum Sonne
Auslaufen in
11.20 Uhr Fest in Bagenkop
17.30 Uhr Gesegelte Meilen
29 Sm davon Maschinenfahrt
4 Sm
Freitag, 18. Juni 04 Bagenkop - Marstal
Wettervorhersage: WNW 5, abnehmend 3 – 4, Schauerböen
10.00 ablegen Bagenkop, Maschine aus 10.15
Drei erfahrene SeglerInnen geben sich die Kante und bringen „Kalami“ in die See.
Unter Groß und Genua 16 sm auf Amwindkurs, davon 1 sm Maschine
Schöne schräge Fahrt aber ruhig
14.00 Uhr Marstal fest
Hafenmeister 14 €
Fahrradleihe nach Ærøskøbing
Samstag, 19. Juni 04 Marstal - Rudkøbing
WSW 4-5, Schauerböen, diesig
Küche kaputt, kein Gas, neue Flasche, immer noch kein Gas, aber Ralf und Annemarie lösen das Problem
Seefahrtsmuseum wird besichtigt, unglaublich
Nasskalt, regnerisch
Aber unter Deck gemütlich
14.00 Auslaufen nach Dauerregen
in Lee der Insel noch ruhig, dann zunehmender Wind bis 7 Bft., aber wenig Seegang, also ruhige Fahrt, schreibt Bärbel.
Zwei Traditionsschiffe
16.00 Uhr fest in Rudköbing, Spitzenanlegemanöver, aber Bootshaken abgebrochen, wir lösen alles.
10,2 sm, Hafenmeister 15 € Dusche 5 DK extra
Die Suche nach einer Fernsehkneipe gestaltet sich etwas schwieriger als erwartet und das die Dänen unbedingt Deutschland sehen wollen?
0:0 gegen Lettland: Michael Ballack: "Wir sind enttäuscht, denn wir wollten unbedingt gewinnen. Noch ist nichts verloren. Wir wussten schon vorher, dass das Spiel gegen Tschechien ein Endspiel wird. Nur jetzt müssen wir es gewinnen. Heute haben wir einen Satzball vergeben. Wir haben das Spiel kontrolliert und mehr Ballbesitz gehabt, aber die Letten haben kompakt gestanden. Dann bekommt man eben nur wenige Chancen, aber die muss man halt nutzen."
Sonntag, 20. Juni 04, Rudkøbing - Faaborg
SW – S 5, abnehmend 3 – 4 Schauerböen
Erste Sonnenstrahlen um 10.30 Uhr, Genua 10.35, Motor aus
10.40 Passieren Brücke Langeland
Waldemar Slot
11.40 Motor an, Hafenrundfahrt Svendborg
ohne Uhrzeit, Motor aus, Halbwind nur mit Genua
15.00 Uhr, Motor an, Regen Gewitterböen, Wind wird weniger, schralt
16.00 Uhr, Motor aus
27,1 sm fest in Faaborg, Genua UV-Schutz löst sich, wird geklebt.
Stadtrundgang
Griechenland verliert 1:2 gegen Russland: Trainer Otto Rehhagel (Griechenland): Ich war heute sehr aufgeregt, weil ich wusste, was auf uns zukommen wird. Die Russen wollten sich heute rehabilitieren. Wir wussten nicht, wie es auf den anderen Plätzen steht. Nach 17 Minuten lagen wir 0:2 zurück und befanden uns in einer gefährlichen Situation, aber die Mannschaft hat zurückgefightet und alles gegeben. Heute gibt es keine Kritik, sondern nur Freude, der griechische Fußball hat enorm an Image gewonnen, nie hat er solch einen Erfolg gehabt. Jeder Gegner, der jetzt kommt, ist angenehm, denn wir haben bereits alles gewonnen und nichts mehr zu verlieren.
Und Deutschland?
Montag, 21. Juni 04 Faaborg - Maasholm
Was ist eigentlich mit den sommerlich warmen Tagen und Nächten, in denen es kaum dunkel wird?
Belte und Sund: S – SW 4 -5, Schauer und Gewitterböen
Westliche Ostsee: S – SW 3, Schauer und Gewitterböen
10.00 Uhr Rigg nachgetrimmt
10.45 Uhr Auslaufen mit Kurs auf Maasholm
11.10 Uhr Motor aus, Groß und Genua
13.50 Uhr Kursentscheidung Maasholm
14.30 Uhr Schauerböe, viel Regen, Großsegel reißt an der 3. Segellattentasche ein.
Crew ist wohlauf
18.20 Segelbergen, Motor an
18.45 Uhr fest in Maasholm
35,8 sm
Mittsommernacht in der dänischen Südsee? Hängen in einer Kneipe bei der Euro
Dienstag, 22. Juni 04, Maasholm Heiligenhafen
SW 4 Gewitterböen bis 7 Bft.
Zunächst das Groß geklebt
8.35 Uhr Ablegen Maasholm, vor der Tür Groß gesetzt
09.00 Schleimünde
Manöver Kreuzer kommt entgegen, was tun?
13.15 Uhr, nach 26 sm verlässt uns der schöne Halbwind
Reinschiff
16.00 Uhr, fest in Heiligenhafen
Spitzenanlegemanöver, die Crew perfektioniert ihre Technik
43,2 sm
Segel zum Segelmacher
Rückreise
Wetter: 3 – 4 Bft. NNW, 996 hPc
Wir haben bei Aldi in Schulenburg eingekauft, holen in Lübeck für 11 € einen eBay-Pflugscharanker von der Teerhofinsel ab, essen im Seestern (Heiligenhafen) frischen Fisch und Frank trifft zufällig auf unserem Steg "seinen letztjährigen Skipper" der "Xanadu" vom Hansecup wieder - unser neuer Stegnachbar von gegenüber. Am nächsten Morgen gehen wir an Bord endlich die Position durch, die ein Skipper kennen muss. Nach der Sicherheitseinweisung interpretieren wir den Wetterbericht und leiten daraus die Empfehlung für einen Törn in die Wismarbucht ab. Da dies für alle Neuland ist, greifen wir diese Idee gern auf. Kirchdorf wär' schön, geht es mir durch den Kopf, nachdem ich vor ein paar Tagen "Expedition Wiking Saga" von Burghard Pieske gelesen habe. Hat doch Burghard Pieske seine "Wiking Saga" in Kirchdorf bauen lassen.
Die Crew: Martin, Andreas, Frank und der Fotograf Ralf ist hier mal nicht zu sehen
Um 10.15 Uhr laufen wir aus, setzen bald Groß und Genua, passieren die Fehmarnsundbrücke, flehen nach mehr Wind, doch unsere Gebete werden nicht erhört und Kirchdorf ist noch weit - Motor an. Nach 7 sm versuchen wir es wieder mit Groß und Genua, aber wenig später verlässt uns der Wind erneut - Flaute. Also testen wir das "neue" Beiboot, das sich bei günstigen Bedingungen gar nicht so kinderleicht aufbauen lässt, wie es die Werbeträger versprechen. Allein ist das beinahe unmöglich, also zerren, ziehen und drücken zwei Seeleute die Seiten auseinander damit die Duchten eingeschoben und durch Splinte gesichert werden können. Nach ca. 20 Minuten ist es geschafft und "Kalamini" schwimmt, lässt sich rudern und als ich die Leine löse, bin ich im Beiboot allein auf der Ostsee. Die Fotos könnten auch aus den Doldrums sein.
Um 13.00 Uhr haben wir "Kalamini" wieder verstaut und mit dem eisernen Segel verlassen wir die "Doldrums" südlich Fehmarn, bevor wir nach 22 sm, bei 2 Bft. aus NNW endlich wieder "segeln". Wir passieren den Lübeck - Gedser - Weg und haben die Wismarbucht voraus. Aus dem flachen Landstrich an Backbord wächst eine Steilküste, werden Baumgruppen und ein Strand erkennbar, der scheinbar der ganzen Insel vorgelagert ist. Über das Offentief, das ist die westliche Ansteuerung, haben wir bald den 1872 gebauten markanten Leuchtturm und die Mole von Timmendorf-Strand querab, den uns wieder das WSA vorstellt:
Leuchtturm Timmendorf
Der auf der Westseite der Insel Poel errichtete Leuchtturm bezeichnet mit mehreren farbigen Sektoren, zusammen mit Richtfeuern und Tonnen, das mehrfach die Richtung wechselnde Fahrwasser zum Hafen Wismar, vorbei an den Untiefen "Hannibal" und "Lieps" sowie an den Inseln Poel und Walfisch. Der als Ersatz für eine etwa 16 m hohe besteigbare hölzerne Spierenbake inmitten des damaligen Lotsenhauses errichtete Leuchtturm wurde wie die Spierenbake nicht nur als Navigationshilfe sondern auch als Lotsenausguck genutzt.
Ursprünglich runder, weißer Turm mit einer Galerie im Bereich des Lotsenhauses; auf rechteckigem Unterbau. Weiße sechseckige Laterne mit roter Kuppel. 1930/31 Erhöhung des runden Turmteiles mit rotbraunem, ungeputzten Ziegelmauerwerk, Anbau einer Stahl-Außentreppe in diesem Bereich und Neubau der nun runden Laterne. 1931 wurde das mit einer Petroleumlampe betriebene Leuchtfeuer mit einer Gürtellinse und elektrischer Lichtquelle ausgestattet. Im Zuge einer umfangreichen Grundinstandsetzung mußte 1996/97 der Turm teilweise abgetragen und nach einer Stabilisierung der Gründung neu aufgemauert werden.
Überhaupt Poel. Anfang der neunziger Jahre hatte ich die Insel einmal aus der Ferne gesehen. Ben, Christoph und ich waren mit dem Fahrrad - aus Hannover kommend - vom Schweriner See nach Rerik unterwegs. Damals wie heute wusste ich nichts von der wechselvollen Geschichte, nichts davon, dass die Insel vermutlich häufiger besetzt wurde als sie Einwohner zählte (heute sind es 2.900). Ich bin erstaunt, dass Poel erst 1903 von der schwedischen Krone nach Mecklenburg zurückkehrt und noch am 3. Mai 45 sowjetische die britischen Truppen verdrängen. Ich habe keine Ahnung von alten Gutshäusern und Bauernhöfen, Alleen mit Kopfsteinpflaster und der alten Schlosswallanlage, deren Hauptgebäude im 30-jährigen Krieg zerstört wurde, deren Schanzen aber immer noch von der wechselvollen Geschichte der Insel berichten.
Inzwischen habe ich bei den Poelern nachgelesen, www.insel-poel.de: "Irgendjemand hatte in den letzten Jahrhunderten - und selbstverständlich auch davor schon - immer großes Interesse an unserer Insel. Meistens haben sich deutsche und schwedische Könige sowie Fürsten, Generäle und Marschälle um unser Eiland gestritten. Grund dafür ist die strategisch hervorragende Lage Poels. Die Schweden nutzen während des 30-jährigen Krieges Poel und die klitzekleine vorgelagerte Insel namens “Walfisch” zur Verteidigung ihres Brückenkopfes. Die Hanse war vorher ebenso eifriger Nutzer der Insel und der Kirchsee wie die Gruppe der „Vitalienbrüder“ um Klaus Störtebeker...
Der Nationalen Volksarmee der DDR war die (hoffentlich) letzte militärische Nutzung Poels vorbehalten. An der Steilküste zwischen Timmendorf und dem Schwarzen Busch lagen die Horchposten in Richtung Westen. In der Zeit von 1903 bis 1990 lebten die Poeler unter sechs Flaggen. Der schwedischen Staatszugehörigkeit (1903) folgte das Deutsche Kaiserreich (1918), dann die Weimarer Republik (1933) und das Dritte Reich (1945), gefolgt von der Deutschen Demokratischen Republik (1990) und der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Und es gab Poelerinnen und Poeler, die alle Staatsformwechsel miterlebt haben".
Zurück in die Gegenwart. Um 18.15 Uhr schläft der Wind wieder ein und nach 31 sm sorgt die Maschine erneut für den Vortrieb. Aber wo ist das Fahrwasser nach Kirchdorf, fragt sich die Crew, die vom Volvopenta eigentlich nichts mehr hören will, während wir die "Feldmark" genannte Kornkammer der Insel an Backbord lassen. Dann wieder Naturstrand mit Anglern, einem Liebespaar, Kormoranen, Gänsen, Schwänen sowie am Rustwerder Haken das Naturschutzgebiet "Fauler See". Salzwiesen und ein sumpfiges Gelände ermöglichen hier seltenen Pflanzen und Tieren das Überleben. Richtung Wismar sehen wir die Vogelschutzinsel "Walfisch" an Steuerbord. Am "Walfisch" haben zwar keine Walfänger, dafür aber Wind und Brandung so stark genagt, dass von der namengebenden Form nicht mehr viel übrig blieb. Wir folgen schließlich einem Ausflugsdampfer in die "Kirchsee", Poels fjordähnlicher Bucht, dessen markiertes Fahrwasser ins Zentrum der Insel führt.
Wer sich wie wir von Süden her nähert, erblickt schon von Weitem die Inselkirche mit dem 47 m hohen Turm, der eine hervorragende Landmarke abgibt. Das in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaute Gotteshaus, zeugt von der überaus wechselvollen Geschichte der Insel. Eine so beeindruckende Annährung gibt es auf keinem Landweg. Die Crew ist von der Ruhe, von dem satten Grün, dem tiefen Blau der Kirchsee und der friedlichen Stimmung so beeindruckt, dass "Kalami" sich beinahe andächtig leise dem Hafen nähert. Längst haben wir den Hafenplan "fotografiert", weil wir mit unseren 1,50 m Tiefgang nicht überall reinpassen. Ganz vorsichtig nähern wir uns dem Steg, der gar nicht näher kommen will. Also gebe ich mehr Speed, doch der Steg bleibt wo er ist - wir sitzen fest! Ganz sanft sind wir in den Schlick gerutscht und sind mit einem Schub rückwärts auch gleich wieder frei. Vom Steg aus weist uns der Hafenmeister einen Platz längsseits eines Traditionsseglers zu - hier ist es tief genug und nach 38,6 sm sind wir um 19.40 Uhr in Kirchdorf fest.
Na klar finden wir Burghard Pieskes "Winking-Saga-Werft", erleben einen vorzüglichen Hafenmeister, gepflegte sanitäre Anlagen, finden ein tolles Fischrestaurant direkt am Hafen und sind überhaupt bester Stimmung. Ab 20.00 Uhr ist es ohnehin fantastisch in Kirchdorf, weil sich die Lage in den Restaurants entspannnt, nachdem der letzte Dampfer die Tagestouristen nach Wismar abgeschoben hat. Außer Fisch und guter Laune bekommen wir von der Insel leider sonst nichts mit. Die Zeit reicht einfach nicht.
Ein Wochentörn, vielleicht mit Neustadt, Wismar, Kirchdorf, Timmendorf und Travemünde wäre sicher ein Riesending.
Sonntag, 06. Juni, Kirchdorf (Poel) - Heiligenhafen
Wettervorhersage 3 – 4 Bft. SW...,
doch zunächst kommt der Wind mit 4 Bft. aus W, sodass wir bereits im Hafen die Segel setzen und nach dem Ablegen (9.25 Uhr) gleich durch die Kirchsee rauschen. Wenn das so weiter geht...
Der Kirchturm als Landmarke der Insel. Nach dem Ablegen gleich auf Halbwindkurs
... und vielleicht noch die Wolken verschwinden, aber den Gefallen tun sie nicht, wenigstens kommt die Sonne ab und zu mal durch, wir erreichen bei guter Sicht max. 18 Grad. Jetzt, nachdem alles seeklar ist und Kirchdorf achteraus liegt, holt mich eine Notiz aus dem Geschichtsbuch der Insel Poel wieder ein, die mich gestern Abend in eine andere Welt gebeamt hatte. Als ich darin las spürte ich, dass ich schon einmal hier gewesen sein muss, denn mit jedem Schritt veränderte sich meine Umgebung, tauchen von Ochsen gezogene Karren auf die Getreide zum Hafen fahren, werde ich immer wieder in fremden Sprachen angesprochen. Klar, russisch nach 45, ganz lange schwedisch, dänisch, natürlich das mecklenburger Platt und für eine kurze Zeit überraschend eine vertraute Sprache - weit zurück. Hannöversches Platt auf Poel? Natürlich will ich keinem Segler "Dönekens vertellen", aber vor rund 300 Jahren waren wir Hannoveraner schon einmal hier, okay nicht als Urlauber - auch wenn die schönsten Wochen des Jahres unser Geschäft sind (TUI). 1716 teilten sich nämlich Dänen, Preußen und Hannoveraner Poel als Basislager für die Belagerung Wismars, das am 20. April 1716 kapituliert, um nicht an Zar Peter I. zu fallen, der bereits vor Poel liegt.
Heute kann ich versichern - und so steht es auch im Logbuch - dass wir Hannoveraner jedenfalls am Vormittag des 06. Juni 2004 in friedlicher Absicht auf Wismar zuhalten, bevor wir unseren Kurs seewärts korrigieren können und aus der Wismarbucht kreuzen. Zwar beobachten wir argwöhnisch eine aufkommende Yacht und vergleichen immer wieder Echolot, Karte und den Kurs unseres Mitbewerbers um den "invisible Timmendorf Cup", damit wir bloß als erste Yacht den Leuchtturm passieren. Dabei bleibt es lange spannend auf der Kreuz, aber ob die "Konkurrenz" von unseren Ambitionen überhaupt was mitbekommt? Falls ja, werden sie sich freuen, der Cup geht an die schnellere Konkurrenz.
Inzwischen liegt rwK 350 an und der Wind kommt "natürlich" aus NW (also gegenan und nicht wie angekündigt aus SW). Und während Poel langsam im Kielwasser versinkt, taucht um 13.00 Uhr die Fehmernsundbrücke ganz fein am Horizont auf, die wir um 16.20 Uhr passieren. Zwischendurch verließ uns mal wieder der Wind, musste der Motor aushelfen und diesseits der Brücke fahren wir das erste Ankermanöver mit "Kalami" unter Segeln - das muss ja mal geübt werden. Was haben wir noch gelernt? Andreas brachte Windfäden an den Wanten an, beim Schleppen des Beibootes muss der richtige Abstand ermittelt werden, damit das Boot nicht vollschlägt (an Deck gefahren erspart man sich viel Ärger). Franks Logbuchführung wird ab sofort eingeführt und erstmals wird alle zwei Stunden das Wetter dokumentiert - das soll auch so bleiben.
Um 18.30 Uhr hat uns Heiligenhafen nach 39,8 sm wieder. Was für ein Wochenendtörn mit einer überraschend schönen Insel. Poel ist eine Reise wert - hätten wir nur Zeit gehabt.
Wetter: 1 – 2 Bft. aus NNO, 1013 hPc (+ 8 in 12 Stunden), wolkenlos, gute Sicht, dazu sogar 18 Grad.
Crew: Sabine & Ralf, special guest Sabines Mutter
Und mit Gästen an Bord ist natürlich eine Sicherheitseinweisung genauso obligatorisch wie die Einweisung in die üblichen Spielregeln. Wir gehen alle Positionen durch und ganz zum Schluss wird die Schwimmweste nahezu zerlegt und probeweise angezogen. Um 14.00 Uhr können wir ablegen und das neue (gebrauchte) Beiboot fährt endlich wieder zur See, nachdem es den Kindern des Vorbesitzers auf der Fulda viel Vergnügen bereitet haben soll. Um 14.20 Uhr werden Groß und Genua gesetzt. Zunächst segeln wir auf leisem "Amwindkurs" mit Kurs auf die Sundbrücke, danach Wende und Kurs auf den WP 300. Aber die Reise westlich um Fehmarn nach Rødby gerät vor Flügge zur Entdeckung der Langsamkeit, denn auf Halbwindkurs machen wir gerade noch 1 – 2 Knoten Fahrt und auch dieses Tempo genießen wir. Wir haben keine Eile, schließlich wird es in diesen Wochen kaum dunkel. In Höhe Flügge verabschiedet sich der Wind endgültig für diesen Tag, sodass wir die Reise unter Maschine fortsetzen – Segel bergen und Maschinenstart 17.00 Uhr.
Eine Stunde später haben wir die Großschifffahrt im Blick und Westermarkelsdorf querab. Ganz fein lässt sich in der Ferne bereits das hohe Getreidesilo von Rødby ausmachen, aber zunächst gilt unsere Aufmerksamkeit der Querung des Kiel--Ostseeweges. Für ein paar Minuten reduzieren wir nun die Marschfahrt auf 1.200 Umdrehungen, damit die "Leichtigkeit des Verkehrs" gewährleistet bleibt und ein russischer Frachter vor uns passieren kann. Danach haben wir mit der Großschifffahrt nichts mehr am Hut und können den Kiel-Ostseeweg ohne weitere Kurskorrekturen passieren. Zwei Stunden nach Westermarkelsdorf erreichen wir die Ansteuerung von Rødby und teilen uns das lange Fahrwasser mit einer Fähre der Vogelfluglinie Puttgarden - Rødby.
Im Hafenhandbuch haben wir natürlich längst unseren Liegeplatz gefunden, aber wie so oft, sieht die Wirklichkeit ganz anders aus. Im Yachthafen kein freier Platz, also rüber in den "richtigen" Hafen, ein paar Yachtliegeplätze soll es hier auch noch geben. Okay, an Stb. voraus 250 m blanke und viel zu hohe Kaimauer - das ist nix für "Kalami". Gegenüber, teilweise im Päckchen, die Fischerei und die paar Yachtliegeplätze an der Südseite sehen ja merkwürdig aus ... kleine Metallschwimmer zur einen, zur anderen Seite gar nichts. Wie geht denn das? fragen sich Skipperin und Skipper, die hier erstmals mit einer solchen Anlage konfrontiert werden - und sind damit wieder prompt in der Abteilung Lernen gelandet. Zum Glück haben wir kaum Wind, haben die Backbordseite gut abgefendert und ganz vorsichtig gehen wir nach 24,7 sm längsseits und sind um 20.30 Uhr fest. Nebenbei noch ein Dank an den Bootshaken - der ist an Schwimmstegen unverzichtbar.
Nach dem leckeren Berenbosteler Goulasch folgen wir bei einem Abendspaziergang der untergehenden Sonne. Es gibt nach Westen einen zauberhaften Fußweg mit einem fabelhaften openair-Konzert oberhalb des Strandes. Zur Rechten also Kröten und/oder Frösche und zur Linken die leichte Brandung. Dem grandiosen Sternenhimmel liegt die Ostsee mit den Lichtern der Großschifffahrt und ein bischen Fehmarn zu Füßen. Nach einer halben Stunde wird soeben an Steuerbord voraus ein seltsames Licht langsam größer - ein Ufo? Nein, kein Ufo und eine Stadt kann das auch nicht sein. Eine Stunde später erscheint das stärker werdende Licht wie eine riesige "Arena" über dem inzwischen dunklen Küstenstreifen. Niemals ist das eine Sporthalle, werden wir von dem seltsamen Licht, vom Strandweg tief in den "Dschungel" gelockt und sind plötzlich Zaungäste einer tropischen Badelandschaft. Dazu Spielhallen, Restaurants, Läden und natürlich Ferienhäuser ohne Ende - eine Welt für sich. Diese Welt, für die ganze Saison unter Glas gesetzt, löst bei mir keine Begeisterung aus, aber bild Dir Deine Meinung und klick Dich ins Lalandia.
(Pfingst)Sonntag, 30. Mai 04 Rødby - Heiligenhafen
Wetter: 3 – 4 Bft. aus O, 1005 hPc (- 5 in 12 Stunden), leicht bedeckt, gute Sicht, 18 Grad.
Sabines Mutter, special guest zum nachgeholten Muttertag und das Banana Boot. Rødby: Ficherei-, Yacht- und Fährhafen
Rødbys Hafen hat nicht viel zu bieten. Die Blütezeit der sanitären Anlagen liegt weit zurück, aber sie sind wenigstens sauber und wie in fast allen dänischen Häfen gibt es auch hier einen Aufenthaltsraum. Fahrtensegeln hat in Dänemark eine lange Tradition und wer in kleinen Booten unterwegs ist, weiß solche Räume bei Schlechtwetter sehr zu schätzen, erinnere ich mich gern z.B. an Faldsled, wo wir mit unserer Varianta vier Tage eingeweht waren. Den Ort Rødby heben wir uns für einen späteren Törn auf, heute wollen wir vorbei an Fehmarns Ostküste zurück nach Heiligenhafen. Bei guten Bedingungen legen wir um 13.15 Uhr ab und haben gleich danach noch einmal den Blick auf den Fährhafen der Vogelfluglinie. Schnell sind wir aus dem Fahrwasser und können bis Staberhuk, das ist die Südostspitze von Fehmarn, rwK 180 steuern. Bis dahin ist aber eine gute Strecke (15 sm) zurückzulegen und vor allen Dingen der Kiel Ostsee-Weg über den WP 29 zu queren. Um 15.00 Uhr erreichen wir mitten im Kiel-Ostsee-Weg die Racontonne doch jetzt lässt der Wind nach und geht auf 2 Bft. Unser special guest, Sabines Mutter, scheint mit ihren 75 Jahren ebenfalls zu schwächeln und holt den Mittagsschlaf nach. Ohne Ausweichmanöver passieren wir den heute wieder viel befahrenen Großschifffahrtsweg und plötzlich hat es sich der Wind anders überlegt und kommt jetzt mit 4, später mit 5 Bft. aus SO. "Kalami" schiebt, nun auf Amwindkurs, Lage und damit wir nicht ins nordöstliche Sperrgebiet vor Fehmarn rauschen, müssen wir für einen Schlag auf Bb.-Kurs wenden. Da wir nicht mit 25 Grad Lage fahren wollen, reffen wir die Genua leicht ein und haben um 17.00 Uhr Staberhuk querab.
Leuchtturm Staberhuk
22,6 m hoher Turm mit roter Laterne - Feuerhöhe 25,5 m
1903 begannen die Arbeiten für den jüngsten LT Fehmarns. Aus gelbem Backstein entstanden Wärterhaus und der besonders stämmige Turm. Er hatte nämlich nach seiner Fertigstellung keine gewöhnliche Laterne zu tragen, sondern die gusseiserne des alten Leuchtturmes von Helgoland. Das fast 2,5 m hohe Glasgetüm wurde nach Fehmarn geschafft und auf dem Turm montiert.
Da die gelben Steine des LT an der Westseite den wechselnden Witterungseinflüssen nicht standhielten, tauschte man diese gegen rote Ziegel aus. Eine Charakteristik des LT, die sicher einmalig ist. Das Leuchtfeuer Staberhuk wird von der Verkehrszentrale in Travemünde fernüberwacht. Mittels einer Gürtelleuchte, Baujahr der Optik etwa 1870, Höhe = 241 cm, Brennweite = 925 mm und einer HQJ-T 400 W Halogenentladungslampe wird eine Lichtstärke von 115680 cd erzeugt, mit der eine Nenntragweite von ca. 19 sm erreicht wird.
Durch eine Umlaufblende wird die Kennung Ubr. Grp. 2 weiß und grün = (1) + 3 +(1) + 11 = 16 s erzeugt.
Inzwischen hat der Wind wieder auf O zurück gedreht. Als wir den neuen Kurs auf die Ansteuerungstonne Fehmarnsund absetzen kommt wieder Ruhe ins Schiff. Skipperin und Skipper begrüßen auf Vorwindkurs eine ausgeschlafene Mutter und haben erstmals das Gefühl, wir kommen nach Hause, hier kennen wir uns schon ganz gut aus. Aber hier ist richtig was los, es scheint, als seien zu Pfingsten wirklich alle Segler auf dem Wasser. Dazu die wuseligen Gummiboote der Angler, die mit den Spielregeln der SeeschStrO nicht immer so ganz vertraut sind. Um 19.00 Uhr wechseln wir auf die andere Seite der "Brücke" und haben unseren Heimathafen im Blick. Vor dem Fahrwasser wollen wir die Segel bergen, doch die Genua hat dazu überhaupt keine Lust und lässt sich nicht einrollen. Erst nach mehreren kraftraubenden Versuchen bekommen wir die Genua in den Griff (da wir erstmals die Genua gesetzt hatten, war sie nicht hoch genug angeschlagen, außerdem hatte sich das Spifall am oberen Wirbel vertörnt).
Um 19.40 Uhr hat uns Heiligenhafen wieder und diesmal sind wir 28,7 sm, also 4 sm weiter als auf der Hinreise nach Rødby gesegelt.
Wetter: Vormittags 4 – 5, später abnehmend bis schwachwindig West
Barometer 1008 hPc (+3 letzte 12 Stunden), Kaiserwetter - wolkenlos
Bevor wir um 13.50 Uhr ablegen, möchte ich hier noch meine beiden "Kalami" Lieblingsfotos loswerden: Zu Beginn der Saison wird der Blick aus dem Cockpit zum Graswarder nämlich nicht durch Nachbarschiffe blockiert. Außerdem ist "Kalami" natürlich selbst ein Hingucker.
Gleich nach dem Ablegen setzen wir bereits mutig im Hafen die Segel und lassen uns auf Vorwindkurs durch das inzwischen bekannte Fahrwasser schieben. Den Leuchtturm Heiligenhafen erkennen wir natürlich sofort, aber heute wollen wir uns den markantesten Leuchtturm dieses Reviers gleich vom Wasser- und Schiffahrtsamt Lübeck vorstellen lassen, nämlich Flügge - wer selbst auf die homepage des WSA gehen möchte, bitte hier
Der schmale Leuchtturm ist für 2 € vom 1. April bis 31. Oktober, Di. - So., von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Der Leuchtturm Flügge bezeichnet für die Schifffahrt als Oberfeuer in Verbindung mit dem Unterfeuer Strukkamphuk die schmale Fahrrinne des östlichen Fehmarnsundes, zunächst mit einem Benzol-, später mit einem Flüssiggas-Glühlicht als Lichtquelle. Seit 1954 speist elektrischer Strom die Anlage. Der Leuchtturm steht bisher nicht unter Denkmalschutz und ist baugleich mit dem denkmalgeschützten Leuchtturm Neuland - der liegt auf halbem Weg vom Fehmarnsund zur Kieler Förde.
Flügge ist ein achteckiger Turm mit rot-weißer Kunststoffplattenverkleidung. Die Kennung Unterbrochen – Gruppe – 4 durch eine Umlaufblende. Als Lichtquelle dient eine 400 W/HQI-Lampe. In Verbindung mit dem Feuer Strukkamphuk wird ein Richtfeuer in der Feuerlinie 305° betrieben. Als Oberfeuer wird hierfür auf dem LT Flügge eine 250 W/24 V Halogenlampe eingesetzt. Die Stromversorgung erfolgt durch das öffentliche Netz; ein Dieselnotstromaggregat dient als Notversorung.
Das also ist Flügge und dazu in einigen Monaten mehr. Zurück zu unserem Tagestörn in die "Nachbarschaft". Der leichte Wind verlangt uns "Neulingen" heute nicht viel ab und bringt nur wenig Speed. Wieder wird auf der Höhe von Flügge gewendet und um 16.15 Uhr sind wir nach gerade 10,2 sm zurück am Steg. Glückwunsch an Sabine, die heute ihren ersten Anleger und "Kalami" sicher in die Box manövriert.
Fast hätte ich es unterschlagen, wir haben endlich ein Beiboot :
"Kalamini" heißt unser Banana Boot. Wochenlang lag ich bei eBay auf der Lauer, aber die Dinger gehen zu unglaublichen Preisen über den virtuellen Thresen, da wollte ich nicht mithalten. Auf der Suche nach anderen Quellen fand ich unser Banana Boot durch Zufall auf dem Gebrauchtmarkt des Großversenders Compass - da ist die Konkurrenz offenbar nicht so groß. 450 € für das 2,60 m lange Boot sowie die Fahrt nach Fulda haben sich m.E. gelohnt. Das Boot ist für unsere Zwecke genau richtig. Es lässt sich falten und wie ein Surfbrett platzsparend an der Reling unterbringen. Es ist unempfindlich gegen UV-Strahlen - Schlauchbooten geht nämlich nach einigen Jahren die Puste aus - dazu ist es beim "Pullen" kursstabil. Wird es über Sand oder Kies gezogen - kein Problem.
Carla und Bobby Schenk, alles Banane
Das Banana Boot lässt sich sogar mit einem 2 PS Außenborder und/oder mit Segeln aufrüsten, aber für noch mehr "Zubehör" reicht unser Stauraum einfach nicht. Wer die Einsatzmöglichkeiten des Banana Boot unter die Lupe nehmen möchte, kann sich bestens auf der Seite von Paul Lenz informieren. Auch Bobby Schenk ist als Werbeträger für das Banana Boot unterwegs und liefert auf seiner Seite eine feine Diskussion zum "ideales Beiboot".
Ein Boot mit einem festen Rumpf kommt aus Platzgründen nicht in Frage und auch ein Schlauchboot muss verstaut und aufgepumpt werden. Annemarie, unsere befreundete Weltumseglerin, empfiehlt übrigens das Faltboot von Nautiraid, das in Frankreich produziert wird. Das Nautiraid liegt preislich deutlich über dem Banana Boot und braucht dazu mehr Stauraum. Wie ein Banana Boot lässt es sich leider nicht "falten" - der Name Faltboot ist nicht immerein Programm.
Hier demonstriert uns der Hersteller den Aufbau. Aus Platzgründen geht das an Bord nicht so "kinderleicht".
Vom Fäkaltank zum Wetter: Umlaufend schwachwindig, später 2 – 3 Bft aus N – NW, strichweise diesig.
Barometer 1010 hPC (+ 2hPc letzte 12 Stunden), Sonnenschein, leicht diesig, ansonsten kühles Vorfrühlingswetter.
Nach der Schufterei am Samstag wollen wir wenigstens die nähere Umgebung kennenlernen und einen kleinen Spaziergang vor die Haustür segeln. Und damit sich die mehr oder weniger interessierten Leserinnen und Leser beim Spaziergang nicht langweilen, werde ich versuchen, hin und wieder ein "Sehzeichen" aus unserer Nachbarschaft ins Logbuch aufzunehmen.
Um 12.30 Uhr legen wir so ab als hätten wir nie im Leben etwas anderes gemacht. Dabei ist alles noch so neu. Unsere "Kalami", der riesige Yachthafen mit rund 1.000 Liegeplätzen, dann auslaufend an Steuerbord der kommunale Hafen, in dem hin und wieder mal ein Kümo festmacht, der aber vor allen Dingen die kleine Fischereiflotte, die Hochseeangler und Ausflugsschiffe beherbergt. An Backbord der lange Blick auf das Naturschutzgebiet Graswarder, dann gegenüber Ortmühle mit seinen beiden Werften. Kurz darauf passieren wir die schmalste Stelle des Fahrwassers, dass durchgängig mindestens 4 m tief ist und 15 Minuten später liegt das Fahrwasser mit der Tonne Heiligenhafen 1 hinter uns, Groß und Fock werden gesetzt und endlich kein Motorgeräusch mehr.
Schweinekalt und vom Graswarder ist im Dunst nicht viel zu sehen
Es ist so schweinekalt, dass ich die dicken Handschuhe aus der „Winterkiste“ hole. „Draußen“ ist wenig Wind und noch weniger Verkehr, aber wir segeln im Fehmarnsund, zwischen Fehmarnsundbrücke und dem Leuchtturm Flügge, um uns an dieses neue wunderbare Gefühl zu gewöhnen, dass ein Virus auf Korfu vor vier Jahrenr ausgelöst hat. Und das fühlt sich gut an. Wie schade, dass trotz Sonnenschein die Sicht nicht einmal zum Fotografieren einlädt. Auf der Höhe von Flügge kommen uns die ersten Fischkutter mit ihrer Ladung Hochseeangler entgegen. Die sind seit 06.30 Uhr unterwegs und wie an einer Perlenschnur gezogen kehrt ein "Dampfer" nach dem anderen mit Petrijüngern in den Heimathafen zurück.
Für uns ist jetzt „Coffeetime“, so hieß das früher an Bord auch immer, und Coffeetime wird im Laufe der Saison zum beliebten Ritual an Bord. Coffeetime ist Pause, Cappucino, Cuchen und ceine Manöver.
In der Nähe von Flügge wird gewendet und das Graswarder hat uns wieder
Nachdem wir einsehen müssen, dass uns das GPS wegen der vorangeschrittenen Zeit nicht mehr bis zum Waypoint 300 führen kann, beenden wir den 12,2 sm kurzen „Spaziergang vor die Haustür“ und wenden. Die Tonne Heiligenhafen Nord und der Leuchtturm Heiligenhafen weisen schließlich den Weg zum Fahrwasser. Wer uns allerdings an Steuerbord überholen und den Weg um das Grswarder verkürzen will, könnte auf Sand bauen, denn hier ist es ausgesprochen flach. Tagsüber ist nämlich der Leuchtturm Heiligenhafen, der mitten im Ortsteil Ortmühle steht, so unscheinbar, dass ich das Wasser- und Schiffahrtsamt Lübeck bemühen musste, dieses Seezeichnen hier vorzustellen. Wer noch mehr wissen möchte, klicke bitte hier:
Leuchtturm Heiligenhafen
Im Leuchtturm Heiligenhafen dient ein Leitsektor für die Zufahrt nach Heiligenhafen und ein Warnsektor kennzeichnet die Untiefe "Graswarder Sand". Das 1907 erbaute Leuchtfeuer war zunächst ein 12 m hoher, roter, runder Turm mit einer eisernen Laterne. 1938 wurde er durch einen viereckigen 19 m hohen Turm aus Mauerwerk und einer Verblendung aus Ziegelsteinen ersetzt (Foto). Das Leuchtfeuer wird mit dem Richtfeuer Heiligenhafen und Warder von einer gemeinsamen Schaltstelle gesteuert, die von der Verkehrszentrale in Travemünde fernüberwacht wird.
Mittels einer Gürteloptik F = 250 mm Brennweite, Höhe 72 cm, und einer Glühlampe 250 W/230 V wird durch Taktung der Lichtquelle die Kennung Ubr. Grp.(2) w, r, gr mit der Wiederkehrzeit = 9 s erzeugt. Die Nenntragweite beträgt 13,0 sm.g.