Durch den NOK von Brunsbüttel nach Heiligenhafen

Vom verpatzten Schleusenmanöver, Grundsitzen und "Rotel 9"

Montag, 05. April 04, Brunsbüttel - Rendsburg

Wetter: Schwache westliche Winde, Regenschauer und Temperaturen um 4 Grad

Wir starten im NOK-Yachthafen von Brunsbüttel

Nach der Aufregung der letzten Woche vom Kranen, dem Maststellen, nach dem Abschied von den so hilfsbereiten Seglern des WSV-Brunnsbüttel und von den Vorbesitzern sind wir nun allein auf unserer „Kalami“. Endlich wieder richtig ausschlafen. Wir sind das einzige Boot im Brunsbüttler Yachthafen, doch was heißt allein? Kaum stecke ich meinen Kopf aus der Kuchenbude, hat mich eine ganze Busladung Touristen im Visier – alle mit Regenschirm bewaffnet und wild entschlossen, mit vielen maritimen Eindrücken am späten Abend zuhause wieder vor Anker zu gehen. Wetten, dass die längst im Bus „Rolling home“ hinter sich gebracht haben? „Baesmann ist mit drei Bussen hier, nur Deine Mutter sehe ich nicht…“, locke ich Sabine aus der Koje, doch dann sind die Tagestouristen auf dem Weg zur Aussichtsplattform der Schleuse. Auf „Kalami“ beginnt die Routine. Ich gehe duschen, der Müll wird entsorgt, wir frühstücken in aller Ruhe denn bis Rendsburg brauchen wir lediglich sechs Stunden.

Blick mit der webcam vom Radarturm der Verkehrszentrale (VKZ) auf die Alten Schleusen in Brunsbüttel. Diese webcam zeigt die Neuen Schleusen.

Noch einmal lassen wir unser Geld bei Aldi und bei „Frau’n“ – ich werd’ nie begreifen, warum Edeka in Brunsbüttel „Frau’n“ heißt. Es ist wirklich ein schöner Supermarkt, nein, nicht weil wir noch einmal auf unseren Unterstützer Horst aus dem WSV treffen, der das Leergut aus dem Clubheim gegen frisches Holsten Edel tauscht. Nein, bei „Frau’n“ werden heute Fotos für die Kundenzeitschrift oder für irgendwelche Broschüren gemacht und da muss Sabine unbedingt abgelichtet werden, findet der Marktleiter, sie ist ja auch fotogen. Da steht sie nun an der Salatbar, wird vom Fotografen in Szene gesetzt und schnackt mit der Verkäuferin über die frischen und knackigen Salate. „Frau’n ist wirklich überzeugend, hier kaufe ich immer gern!“ Ob wir da jemals was von hören oder sehen werden, vielleicht von unseren Vorbesitzern?

Am Ende ist alles an Bord verstaut, das letzte Brunsbütteler Foto gemacht und um 14.00 Uhr sind Vorleine, Vor- und Achterspring los. Durch das Dichtholen der Achterleine dreht „Kalami“ so weit um den dicken Fender, dass wir mit Backbordruder und Maschine schnell die Hafenausfahrt vor dem Steven haben. Nun schiebt uns der Volvopenta auf die meist befahrene Schifffahrtsroute der Welt.

Gleich hinter der Ausfahrt passieren wir die beiden Fähren, die das seit mehr als 100 Jahren durch den Kanal geteilte Brunsbüttel fährbinden. “Sportboote mögen die nicht so“, habe ich Volker noch im Ohr. Zwölf weitere Fährstellen werden wir im Verlauf der Reise bis Holtenau passieren. Sie werden von der Kanalverwaltung betrieben, die beim Kanalbau verpflichtet wurde, alle durch den Kanalbau getrennten Landverbindungen kostenlos wiederherzustellen. Gleich nach der Fähre das Clubheim des WSV und der Winterlagerplatz an Backbord, aber da ist niemand in Sicht; schließlich sind alle Boote draußen. Plötzlich ein schriller Pfiff von der Bunkerstation. „Mücke“ hat die alte „DIXI“ entdeckt, winkt herüber und ich winke zurück. Tschüss Brunsbüttel. Zu gern erinnere ich mich an seine Storys rund um seine Yacht „Tiger von Eschnapur“. Der Hauptmann von Köpenick scheint in Mücke einen brillanten Nachfolger gefunden zu haben, der nun in seinem roten Overall immer kleiner wird. Unglaublich, was so ein Schiffstankwart erzählen kann, aber das ist eine andere Geschichte und Diskretion Ehrensache. Nach „Mücke“ verabschiedet sich auch „meine“ Bootshalle. Fünf Tage und Nächte habe ich an Bord von "Kalami" in der finsteren Halle „gelebt“ und an diesem Schiff gearbeitet. Tagsüber war Volker dabei und vorgestern standen hier noch 14 Boote vor dem Kran „Schlange“. Mir ist, als wären seitdem zwei Wochen vergangen, so erlebnisreich waren die letzten 48 Stunden.

Hinter Brunsbüttel kilometerweit Großindustrie und Petrochemie mit Kais für Tanker an beiden Kanalseiten. Danach wird die Großindustrie übergangslos von der Marsch abgelöst – ein Kontrastprogramm. Bis etwa Kilometer 20 werden wir „über“ der Elbmarsch motoren, denn der eingedeichte Kanal ist höher als das umliegende Gelände.

Hochbrücke Brunsbüttel

Nach Passieren der Fähren Ostermoor und Kudensee sowie der Hochbrücke Brunsbüttel erreichen wir schon die erste Weiche, aber für die Sportschifffahrt haben diese Ausweichstellen praktisch keine Bedeutung – nur bei drei roten Lichtern müssten alle Schiffe stoppen, auch „Kalami“. Entlang des Kanals gibt es zwölf Weichen, in denen sich größere Schiffe begegnen können. Während der Fahrt ist nämlich nur die Begegnung von Schiffen zulässig, deren Verkehrsgruppen in ihrer Summe die Kategorie 6 nicht überschreiten. Schiffe der Verkehrsgruppe 3 dürfen sich im Kanal begegnen, ist die Summe der beiden Fahrzeuge größer als 6 muss das kleinere Schiff an der Weiche warten bis das größere Fahrzeug passiert hat. Die Lotsen sind darüber natürlich über Sprechfunk informiert, damit aber auch gar nichts schief geht, können die Lichtsignale zum Halten zwingen. Hiefür sind in den Weichen auf jeder Kanalseite lange Reihen von Dalben gerammt, an denen die Schiffe festmachen und die Begegnung abwarten.

Nach Passieren der Fähren Ostermoor und Kudensee sowie der Hochbrücke Brunsbüttel erreichen wir schon die erste Weiche, aber für die Sportschifffahrt haben diese Ausweichstellen praktisch keine Bedeutung – nur bei drei roten Lichtern müssten alle Schiffe stoppen, auch „Kalami“. Entlang des Kanals gibt es zwölf Weichen, in denen sich größere Schiffe begegnen können. Während der Fahrt ist nämlich nur die Begegnung von Schiffen zulässig, deren Verkehrsgruppen in ihrer Summe die Kategorie 6 nicht überschreiten. Schiffe der Verkehrsgruppe 3 dürfen sich im Kanal begegnen, ist die Summe der beiden Fahrzeuge größer als 6 muss das kleinere Schiff an der Weiche warten bis das größere Fahrzeug passiert hat. Die Lotsen sind darüber natürlich über Sprechfunk informiert, damit aber auch gar nichts schief geht, können die Lichtsignale zum Halten zwingen. Hiefür sind in den Weichen auf jeder Kanalseite lange Reihen von Dalben gerammt, an denen die Schiffe festmachen und die Begegnung abwarten.

 Hochbrücke Rendsburg und Schwebefähre

Inzwischen fahren wir „durch“ die Stadt. Die berühmte Hochbrücke mit der Schwebefähre kommt in Sicht und damit ist untrennbar mein erster Abschied von der Seefahrt verbunden. Klammheimlich habe ich hier als 15 jähriger Mittelschüler Rotz und Wasser geheult, als die großen Ferien zu Ende waren und ich in Rendsburg die „Siegerland“ verlassen und mit der Bahn zurück nach Hause musste. Über diese Brücke! Hier ging 1965 meine erste Seereise zu Ende und die Vorstellung, nach sechs Wochen Seefahrt die Schulbank gegen das Steuerrad auf dem Kümo „Siegerland“ einzutauschen, war einfach zu viel für mich. Dies hier war doch meine Welt, hier wollte ich bleiben, aber nun bin ich ja wieder da.

Bereits vor der Hochbrücke gestalten der Rendsburger Kreishafen und der Schiffbau das Stadtbild. Inzwischen ist es 19.30 Uhr, der vorhin angekündigte wunderschöne Sonnenuntergang hat seinen Auftritt und hier muss doch bald das Fahrwasser zum Yachthafen nach Norden abzweigen? Nein, erst nach der nächsten Fähre verlassen wir den Nord-Ostsee-Kanal und motoren im Fahrwasser der Obereider. Wir passieren die HDW Nobiskrugwerft und weiter stadteinwärts mehrere Sportboothäfen. Hier verengt sich die Obereider wie ein Flaschenhals bevor sie sich wieder als Binnensee zur Stadt öffnet. Viele Sportboote nutzen wie wir die kleinen Yachthäfen als Zwischenstation. Aufgrund des Nachtfahrverbots können oder wollen sie den Kanal häufig nicht an einem Tag passieren und finden hier gute Liegeplätze mit Einkaufs- und Tankmöglichkeiten. Da wir ja fast noch vor der Saison unterwegs sind, sind wir wohl die einzige Yacht die an diesem Abend im Rendsburger Regattaverein festmacht.


Übrigens gelang uns das erste Anlegemanöver, nach 68 km Maschinenfahrt, in der „Fremde“ schon ganz gut. Punkt 20.00 Uhr sind wir in der Box fest. Wenig später haben wir einen funktionierenden Landstromanschluss gefunden und sind beim Ankommensschluck glücklich und zufrieden mit unserem ersten Tag allein auf „Kalami“. Das „Riverboat“, die kulinarische Empfehlung aus Brunsbüttel, ist noch mit Brettern zugenagelt.

Dienstag, 06. April 04, Rendsburg - Wentorf

Schwache westliche Winde, Regenschauer und Temperaturen um 4 Grad. Die Kuchenbude bleibt stehen.

Mit uns scheint auch der Rendsburger Regattaverein aus dem Winterschlaf aufzuwachen. An Land wird geschliffen und Antifouling aufgebracht. Ein paar Boote sind bereits im Wasser und der Hafenmeister, der mal kurz vorbeiguckt, macht uns einen 5 € Vorsaisonpreis. Na prima. Wir lassen uns viel Zeit und genießen das Frühstück im warmen „Wohnzimmer“. Da wir Heiligenhafen ohnehin nicht an einem Tag erreichen können, überlegen wir,heute möglichst weit zu fahren damit wir Morgen einen kurzen Seetörn haben. Geht unsere Reise also nach Schilksee oder Strande, die beiden Häfen kennen wir ja schon, oder nach Wentorf? Wenn es das Wetter zulässt wollen wir Wentorf erreichen, aber ab Holtenau natürlich erstmals unter Segeln.

Doch bevor wir ablegen der Routinecheck: Zunächst überprüfe ich den Ölstand und muss 0,5 Liter 15/40 nachfüllen. Die Menge überrascht mich nicht, denn durch die lange Motorfahrt hat sich das gerade beim Ölwechsel in Brunsbüttel frisch aufgefüllte Motoröl erst jetzt richtig verteilt. Danach das Seeventil für den Kühlkreislauf öffnen, die Motorbatterie und die Instrumente zuschalten. Der Gasschalter ist aus, der Landstromanschluss verstaut, die beiden Schalter für den Ladestrom der Batterien sind aus und die Logge steht auf 0. Gut, jetzt die Maschine starten und ein paar Minuten warm laufen lassen. Tritt Kühlwasser aus, Abgasfarbe, lädt die Lichtmaschine? Sind die Seeventile für WC, Waschbecken und Spüle geschlossen und alle Luken dicht? Und nebenbei ein Klönsnack mit dem Nachbarn, der sein Boot vom Schlauchboot aus streicht. Der will nicht nur nach St. Petersburg in diesem Jahr, der Einhandsegler lebt in der Saison auf seinem Stahlboot.

Um 12.50 Uhr ziehen wir uns mit den Leinen aus der Box und sind wieder unterwegs. Die Obereider war früher Teil des „Schleswig-Holsteinischen-Kanals“, 1784 von den Dänen nach sieben Jahren Bauzeit in Betrieb genommen. 1866 nahm Preußen den Dänen Schleswig Holstein und damit den „Eiderkanal“ ab. Damals wurden die Boote von Pferden und oft sogar von der Besatzung gezogen. Segeln war wegen der vielen Kurven nicht möglich. Das ist heute einfach unvorstellbar, während unser 23 PS-Diesel wieder Kurs auf den Nord-Ostsee-Kanal nimmt.
 
Schauerliche Schauer wechseln sich ab

Dort ist alles ruhig, nur weit hinten auf der Autobahnbrücke herrscht viel Verkehr. Hier wird der Kanal zunächst immer breiter und Teil des Audorfer Sees, eines der natürlichen Gewässer im Verlauf des Nord-Ostsee-Kanals. Am Südufer liegt die Kröger- Werft und die scheinen Spezialisten für Luxusyachten zu sein. Wer kann sich bloß diese mehrstöckigen Yachten leisten? Dann die Autobahnbrücke der A 7 mit einem Mittelpfeiler auf der Rader Insel, einem natürlichen Eiland im Kanalverlauf, dem die Borgstedter Enge folgt. Auch den anschließenden Schirnauer See hat die Eiszeit hinterlassen. Hier kennzeichnen Tonnen das Fahrwasser, eine Seltenheit auf dem Nord-Ostsee-Kanal. Wie schade, dass wir beinahe noch im Winter den Kanal passieren. Braunes Gras, kahle Bäume, einzig die Zugvögel scheinen schon zurück. Wie schön muss es hier im Sommer sein.

Und während wir bei Regenschauern selbst unter dem Cabriodach die Handschuhe nur zum Tee trinken ausziehen, scheint der Sommer noch so weit. Doch bereits in zwei, drei Wochen, zur Heringszeit im Frühjahr, wandern ganze Schwärme zum Laichen von der Ostsee bis westlich von Rendsburg den Kanal hoch. Dann frönen Angler ihr Hobby überall entlang des Kanals, der durchaus ein fischreiches Gewässer ist, aber heute? Kein Petrijünger und kein Fischer in Sicht. Haben die etwa keine Handschuhe? Dafür macht Sabine Jagd auf die Kormorane, die auf den Dalben der nächsten Weiche sitzen. Doch immer wenn sie fotografieren will, suchen die Kormorane das Weite. Fotografie- und Fluchtdistanz sind wohl nahezu identisch.

Die Landschaft bietet wieder ein verändertes Bild, wir queren die Holsteiner Hügellandschaft mit ihren Wäldern und Seen. Der Wittensee ist durch einen kleinen Fluss mit dem Kanal verbunden. Die Fähre in Sehestedt verbindet die nördlichen und südlichen Teile des alten Ortes miteinander und ist Teil dieser reizvollen Gegend. Südlich dieser Passage findet man noch Fragmente des Eiderkanals, wie zum Beispiel die alte Schleuse bei Klein-Königsförde. So heißt auch die nächste Weiche, die wir natürlich wieder ohne Stopp passieren.

Immer wieder verlangen Gegenkommer oder querende Fähren besondere Aufmerksamkeit

Da wir uns am Steuer abwechseln, finde ich endlich Zeit, das Eignerschild zu montieren. Sabine hatte es mir zum Geburtstag geschenkt und nun soll es an die Stelle, an der Volker sein Schild abgeschraubt hat. Damit sind nun alle Namenssymbole angebracht, aber taufen werden wir „Kalami“ nur unter Segeln, auf keinen Fall bei Regenwetter und schon gar nicht bei dem Gegenverkehr. Auf dem Kanal ist nämlich richtig was los. Wieder einmal müssen Richtung Kiel fahrende Container- oder RoRofrachter in der Weiche Groß Nordsee festmachen während ein Containerriese passiert. Übrigens wird die Ortsbezeichnung Groß Nordsee auf die im 13. Jahrhundert ansässigen „von Norce“ zurückgeführt. Diese Familie war damals, im Kirchspiel Nortorf, im Besitz der Ländereien.

Nahe Groß Nordsee zweigen zwei Schifffahrtswege in südlicher Richtung ab. Zunächst der Flemhuder See und danach der Achterwehrer Schifffahrtskanal. Beide sind nur für Sportboote und sehr kleine Schiffe zugänglich. Durch die schmale Zufahrt sehen wir auf die idyllische Wasserfläche des Flemhuder Sees mit seinen breiten Schilfgürteln. Der Achterwehrer Schifffahrtskanal wird durch die dann folgende Schleuse Strohbrück vom Nord-Ostsee-Kanal getrennt. Die Schleuse wird noch weitgehend im Handbetrieb bedient. Der kleine Kanal wird aufgrund alter Schifffahrtsrechte des Ortes Achterwehr aufrechterhalten, aber nur noch von Sportbooten benutzt. Er führt in den Westensee, einem buchtenreichen Gewässer, das mitten im gleichnamigen Naturpark vor den Toren Kiels liegt.

Sieben Kilometern weiter lassen wir die Weiche Schwartenbek hinter uns und kurz darauf die Levensauer Hochbrücke mit ihrem Nebeneinander von alter Eisenbahn- und neuer Straßenüberführung. Schneller als erwartet kommt bereits die Holtenauer Hochbrücke in Sicht und noch weit entfernt, aber bereits „unter“ der letzten Brücke sichtbar, die Holtenauer Schleusen. Eine halbe Stunde später passieren wir am Südufer den Holtenauer Binnenhafen. Sogar einen kleinen Ölhafen gibt es hier, aber da spielt Brunsbüttel wirklich in einer anderen Liga.

Das Kanalende kommt in Sicht - Kiel Holtenau
 
 Viel reizvoller ist das Nordufer. Selbst bei diesem Schietwetter wirkt Holtenau ein wenig verträumt und scheint aus einer anderen Zeit. Doch nun gilt unsere Konzentration ganz anderen „Sehzeichen“. Mit langsamer Fahrt bleiben wir zunächst auf der rechten Fahrwasserseite. Das Fernglas meldet noch keine freie Einfahrt in eine der beiden nördlichen Schleusenkammern, aber eine andere Yacht scheint schon länger vor der Schleuse zu warten, demnach könnte es ja bald losgehen. Längst sind Leinen und Fender klar, aber welche Seite wird Landeite? Vor den Schleusen drehen wir ein paar Runden in langsamster Fahrt, als uns plötzlich eine Personenfähre aus dem Weg hupt. Die „Adler I“ verbindet Kiel mit Holtenau und ist hier zwischen den drei Anlegern unterwegs.

Für die Berufsschifffahrt dauert die 98,6 km lange Kanalpassage auf dem „Kaiser-Wilhelm-Kanal“, so wurde der Kanal ganz früher genannt, ca. sechseinhalb Stunden, mit Weichenstopps entsprechend länger. Schiffe mit einem Tiefgang von mehr als 8,5 Metern benötigen allerdings immer mindestens acht Stunden. Sie dürfen auf dem Kanal höchstens 12 km/h alle anderen 15 km/h fahren.

Die Einfahrsignale zur Schleuse bleiben gnadenlos auf rot. Wir warten, kreisen, hoffen beinahe 30 – 40 (gefühlte) Minuten bis das weiße Licht um 16.15 Uhr endlich die Einfahrt freigibt. Wir haben leichten Schiebewind und die Backbordseite wird Landseite. Nachdem wir zweimal die Schleuse in Brunsbüttel „unter Aufsicht“ und kräftiger Mithilfe des Vorbesitzers passiert haben sind wir diesmal auf uns allein gestellt. Die zweite Yacht kurvt noch weit hinter uns auf dem Kanal und kein Frachter ist in Sicht, sodass wir als Erste mit langsamer Fahrt in die Schleusenkammer fahren. Jetzt fehlen nur noch wenige Meter und natürlich steht Sabine längst mit der Vorleine in der Hand hinter der Reling. Mit ein wenig Rückwärts will ich das Schiff zum Stillstand bringen, doch das Heck von „Kalami“ dreht genau in diesem Moment vom Schlengel weg. Was ist denn jetzt los, so stark ist doch der Wind gar nicht? Da wir schon dicht am Schleusentor sind, breche ich das Manöver ab und versuche in Rückwärtsfahrt die Yacht wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Nach einigem hin und her habe ich „Kalami“ wieder im Griff. Wie gut, dass Sabine noch nicht auf dem Schlengel steht und wir den zweiten Anlauf gemeinsam wagen können. Doch das zweite Anlegemanöver misslingt wie das Erste. Ist mir das peinlich, wir kriegen unser Boot nicht fest. Ich mag nicht nach oben schauen und rechne fest damit, dass jeden Moment irgendjemand kluge Kommandos in die Schleuse brüllt oder der Schleusenmeister sich über Lautsprecher bemerkbar macht. Als ich die andere Yacht sehe, die ebenfalls einen zweiten Anlauf braucht, gehen bei mir endlich alle Lichter an: Na klar, die linksdrehende Schraube dreht bei Rückwärtsfahrt nach rechts, also von der Landseite weg. Der aus jedem Segelkurs bekannte "Radeffekt" wird natürlich durch den leichten Schiebewind verstärkt. Beim dritten Versuch nähern wir uns dem Schlengel über’s Heck und dann klappt alles wie am Schnürchen. Wir sind fest. Niemand hat gebrüllt und als ich beim Schleusenmeister die 12 € Kanalpassage bezahle gibt’s keinen Kommentar zum Anlegemanöver. Der hat ganz andere Sorgen. Hat das überhaupt jemand gesehen? Schwamm drüber.
Der Blick mit der webcam über die Schleusen von Kiel Holtenau - jetzt!

Als sich das Schleusentor zu öffnen beginnt, holen wir die Vorleine ein und wollen raus auf die Kieler Förde, aber warum bleibt das Tor zur Hälfte zu, ein Flügel des Tores steht offen, der andere ist geschlossen und bewegt sich keinen Millimeter. Was ist hier los? Wir müssen warten. Nach fünf Minuten informiert der Schleusenmeister über Lautsprecher von Problemen mit der Hydraulik, „…aber gleich geht es los.“ Gar nichts geht los. Wir warten weiter, und da die Schleuse bereits zur Hälfte geöffnet ist könnten wir doch raus fahren. Wir können bereits auf die Kieler Förde sehen, liegen dennoch fest und warten immer noch? Auf der zweiten Yacht ist man mit der Geduld am Ende und legt entnervt ab. Nichts wie hinterher, befreien wir uns ebenfalls aus der Gefangenschaft und die Ostsee hat uns wieder.   

Das Tor öffnet sich... oder doch nicht, schließlich nur halb - nix wie weg

Von wegen Ostsee, auf der Kieler Förde weht nicht einmal ein laues Lüftchen. Doch allein der intensive Schiffsverkehr verlangt zunächst die ganze Aufmerksamkeit, da ist an Segeln noch nicht zu denken. Auf dem Kanal gibt es eben nur zwei Richtungen und kein Fahrzeug verlässt seine Linie, aber hier halten sich zwar die großen Dampfer ans Fahrwasser, die kleineren Schiffe natürlich nicht. Es ist ja überall tief genug. Dazu vor uns auch noch Ankerlieger, aber da rauschen wir elegant zwischen durch. Hier ist richtig was los. Längst habe ich die Kanal- gegen die Fördekarte getauscht und bis Wentorf ist es ja nicht mehr weit. Wir brauchen eigentlich nur noch auf die andere Fahrwasserseite und am Ausgang der Förde rüber nach Wentorf. Als uns ein RoRoSchiff passiert können wir bei Friedrichsort auch locker die Fahrwasserseite wechseln.

Nun motoren wir am Ostufer der Förde seewärts, an Steuerbord voraus Laboe. In diesem Yachthafen waren wir ja kurz vor unserer SKS-Prüfung schon einmal. Damals hatte sich unser Skipper noch heftig mit seiner Freundin gestritten, ob wir die nördliche oder südliche Hafeneinfahrt nehmen. Als sei das Gestern gewesen, erinnere ich mich, dabei ist das bald drei Jahre her. Die Prüfungssituationen fallen mir ein und dafür haben wir in dieser Ecke alle Manöver dieser Welt trainiert. Hier kenne ich mich aus wie in meiner Westentasche. Als ich auf die Toilette muss löst mich Sabine am Steuer ab. Hier können wir ruhig außerhalb des Fahrwassers bleiben, „steuer’ 50 Grad weiter“, übergebe ich lässig das Ruder an Sabine und gehe runter.
 
Plötzlich geht ein sanft gebremster, aber heftiger Ruck durchs Schiff. „Wo kommt denn diese Welle her“, fliege ich beinahe vom Klo, "draußen ist doch alles ruhig". „Wir sitzen fest, wir sind aufgelaufen, komm’ schnell“, Sabine ist entsetzt. „Ach du Scheiße“, nicht ’mal die Hose habe ich richtig an. Tatsächlich, keine Fahrt, „Kalami“ bewegt sich nicht, die ganze Welt steht still. Und obwohl die Maschine läuft höre ich keinen Ton, wie bei einem Fernseher, mit ausgeschaltetem Lautsprecher. Ich sehe den nahen Strand von Laboe, die Spaziergänger mit Regenschirmen, auf der anderen Seite das Fahrwasser und könnte im flachen (Sand)Boden versinken. Da liegt die Seekarte und wir motoren mit 1,50 m Tiefgang in den Sand? Sind wir denn von allen guten Geistern verlassen? Wie weit sind wir denn von der roten 2,00 m Linie entfernt? Was, so weit dahinter! Egal, das ändert auch nichts mehr. Bleib ruhig Ralf…

… und Ralf analysiert ganz ruhig die Situation: Da drüben fährt eine Barkasse, wir haben Sichtkontakt, wir haben ein intaktes Sprechfunkgerät, es gibt keinen Wind, keine Wellen und keine Strömung. Es besteht weder für das Schiff noch für uns eine Gefahr und vielleicht kommen wir hier aus eigener Kraft wieder raus. Vielleicht genau so wie wir rein gekommen sind? Die Maschine läuft ja noch. Ich starte den ersten Versuch, kuppele ein, gebe Vollgas und beinahe hart Backbordruder. Tatsächlich, wie auf einem Teller wühlt sich „Kalami“ ganz langsam in die Gegenrichtung. „Das gibt’s doch gar nicht, wir rutschen über den Sandboden“, freu’n wir uns, „jetzt bloß nicht mehr hängen bleiben.“ Und dann sind wir so schnell wieder frei, wie wir da rein geraten sind. „Kalami“ hat wieder ’ne handbreit Wasser unter’m Kiel. Der Crew fällt ein (Sand)Stein vom Herzen.

Sabine zittert beinahe vor Aufregung und Erleichterung und ich bin platt, richtig platt. Das neue Boot und gleich auf Sand gesetzt? Wenig später hat uns die Maschine im Fahrwasser und nun wird jeder Meter exakt mit der Karte abgestimmt. Das passiert uns nie wieder. „Dabei habe ich die Veränderungen auf dem Wasser wahrgenommen, hab’ gesehen, dass was nicht stimmt und längst den 50 Grad-Kurs in Richtung Fahrwasser korrigiert, aber es war schon zu spät“, trauert Sabine meiner miserablen Navigation hinterher. Die „Seglerbeichten“ fallen mir ein, so heißt ein bei Delius Klasing erschienenes Buch. Darin beichten erfahrene Salzbuckel ihre peinlichsten Segelmomente und ich habe wohl gerade meine Visitenkarte für die zweite Auflage abgeliefert. Zuerst in der Holtenauer Schleuse das doppelt verpatzte Anlegemanöver und gleich danach auf die Sandbank. Nein, Neptun hat immer seinen Anteil bekommen und auf eine sofortige Taufe legt der auch keinen Wert. Daran wird es nicht gelegen haben, nur auf Lehrgeld ist der immer wieder scharf.

Jetzt passen wir besser auf. Von Tonne 8 halten wir solange auf Tonne 6 zu, bis wir die Ansteuerung Wentorf 90 Grad an Steuerbord peilen. 30 Minuten später haben wir Ansteuerungstonne und Fahrwasser erreicht und rutschen erstmals in diese Marina. Bei absoluter Windstille sind wir um 18.00 Uhr fest. Natürlich können wir nicht ahnen, dass der Hafenmeister unsere beiden Anlegemanöver mit dem Fernglas beobachtet und „Kalam“ ohne i als Gastlieger einträgt. Auch in Wentorf benötigen wir einen zweiten Anlauf, weil es am zunächst gewählten Steg viel zu eng ist. Also rückwärts wieder raus und dahin wo die größeren Yachten liegen. Hier klappt alles wie am Schnürchen und nach insgesamt 47 sm Maschinenfahrt sind alle Leinen fest.

Beim Ankommensschluck beobachten wir, wie nebenan ein etwa 12-jähiger Junior seinen Vater nebst 28 Fuß Yacht elegant in die Box manövriert. Den Beifall des „erfahrenen Salzbuckel“ von der „Kalami“ wird der blutjunge Skipper so schnell nicht vergessen, so sehr hat er sich über die standing ovations gefreut. Der Hafenmeister, mit russischem Dialekt, knöpft uns akzeptable 11,50 € Liegegebühr und 10,00 € Pfand für den Duschraumschlüssel ab. Auf das beim Bootsnamen fehlende i angesprochen wird uns klar, dass Sonne, Mond & Sterne das arme i ganz schön in die Enge treiben. Aber auf unserem Boot sind die immerhin noch zu sehen, während uns die Sonne heute längst verlassen hat und der inzwischen düstere Himmel Mond und Sternen keine Chance gibt.

Unser Landgang durch die ausgestorbene Marina Wentorf ist zwar ein Vergnügen für die Beine, aber ein Vergnügen für die von der Sandbank geschundene Seglerseele kann neben diesen Betonklötzen nicht aufkommen. Erst der „lange Marsch“ von der Marina zum Campingplatz „Bonanza“ offenbart eine reizvolle Umgebung. Leider beendet ein Platzregen diese kurze Entdeckungsreise und jetzt wird der geheizte Salon der „Kalami“ zum gemütlichsten Platz der Welt.

Mittwoch, 07. April 04, Wentorf - Heiligenhafen

Umlaufend schwachwindig, später auffrischend.

In der Nacht ist das Barometer um 10 hPC gefallen. Der Himmel ist vollständig bedeckt, alles ist grau. Mehr als 8 Grad sollen es nicht werden und von Westen ziehen immer dunklere Wolken auf. Ich drängele, damit wir loskommen und vielleicht noch dem schlechten Wetter davon segeln können. Längst habe ich noch einmal Frischwasser gebunkert, ist das Cabrioverdeck eingepackt und die Segelpersenning verstaut. Als wir um 11.30 Uhr ablegen ist der Himmel dramatisch schwarz. Gute Nacht, denke ich, aber wir sind warm eingepackt, tragen Ölzeug, Gummistiefel, Handschuhe und Südwester. Wir wissen, es gibt keine Sturmwarnung, aber es kann nass und kalt werden. Noch im Hafen öffnet der Himmel seine Schleusen. Es regnet wie aus Kübeln, klar Segeln ist Wassersport, aber sowas... Nach der Hafenausfahrt geht die Sicht vorübergehend auf unter 100 m und aus dem Regen- wird zunächst ein Graupel-, dann ein Hagelschauer und dazwischen wieder Schneeflocken. Nach einer Viertelstunde haben wir 5 cm Eis an Deck. Das Thermometer ist auf 4 Grad runter und jetzt könnten wir einen Schneemann bauen und als Autopiloten einsetzen.

Schietwetter kommt und stellt die noch grünen Bootsbesitzer auf eine harte Probe

Aber wo fahren wir überhaupt hin? Von der Ansteuerungstonne hangeln wir uns zunächst nordwärts, um dann über die Sperrgebietstonne 5 (Warngebiet Todendorf) die Fehmarnsundbrücke anzusteuern. Doch im GPS ist keine Tonne 5 (WP 80) gespeichert. Nichts leichter als das, im Wegepunktheft sind die Koordinaten und die sind natürlich schnell eingegeben. Aber Wegepunkte eingeben, steuern, auf Verkehr und Wetter achten lassen sich bei diesen miserablen Bedingungen nicht unter einen Hut bringen. Und hier ist Einiges los. Beinahe voraus Kiel Leuchtturm mit der Großschifffahrt, ein Kümo aus Richtung Fehmarn quert unseren Kurs, ein Hochseeangler läuft mit uns und hinter uns rutschen, kaum sichtbar, zwei Bundeswehrschlauchboote durch. Fahren die zu dieser Jahreszeit und bei diesem Wetter Manöver? Das glaub’ ich nicht oder was kommt da hinten für ein Boot? Grau wie der Himmel und ein Funkellicht im Top? Klar, die Bundesmarine wird uns mitteilen, dass wir das Sperrgebiet umfahren müssen. Oder sind wir etwa schon drin? Über den Daumen peile ich Holm und Kiel Leuchtturm, aber eben nur über den Daumen. Wie ein scharfer Hund sorgt das Wachboot dafür, dass kein Fahrzeug in das Sperrgebiet eindringt.

Da wir im Moment alle Hände voll zu tun haben, überhaupt mit Boot und Kurs klar zu kommen, versetzt uns die nur noch 50 m entfernte Marine in eine gewisse Unruhe. „Gehen sie bitte auf Kanal 11“, kommt es drüben aus der Flüstertüte, „Kanal 11?“. Ach du Schreck, das haben wir ja noch nie gemacht. Sabine stellt das Sprechfunkgerät an, schaltet Kanal 11 ein und kommt wieder ins Cockpit. „Geh du runter, das kann ich noch nicht“.

„Hier ist die Segelyacht „Kalami“, wiederhole ich, „bitte kommen“. „Moin, Moin, hier spricht die Bundesmarine. Was ist ihr Reiseziel?“, fragt der uns und „bitte kommen“. „Wir gehen nach Heiligenhafen, over“, antworte ich und die Bundesmarine: „Dem steht auch nichts im Wege, nur haben wir derzeit Manöver. Sie brauchen das Sperrgebiet aber nicht ganz umfahren. Von Rotel 2 können sie rüber nach Rotel 9, over“. „Okay, von Rotel 2 nach Rotel 9“, wiederhole ich, „vielen Dank“. „Danke ebenso, wir wünschen eine gute Saison 2004“. „Danke, gute Wache und gute Fahrt“, schließe ich das erste Funkgespräch meines Lebens so selbstverständlich ab, als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Vermutlich werde ich auch noch in drei Jahren diese Sätze fehlerfrei runterbeten können. Aber was hat der gute Mann überhaupt gemeint?

Von Rotel 2 können sie rüber nach Rotel 9? Ich schaue mir immer wieder die Karte an und endlich habe ich begriffen, der meint Hotel statt Rotel. Natürlich Hotel als internationale Bezeichnung für den Buchstaben H. Also, "...von der Tonne H 2 können sie rüber nach H 9". Damit brauchen wir wenigstens das Sperrgebiet nicht auf dem nördlichen Außenkreis umfahren sondern können beinahe mittendurch. Nun hat auch der Hochseeangler abgedreht und ein, zwei Meilen nördlich von uns müssen wir zunächst Hotel 1 erwischen. Inzwischen sind die dicksten Schauer durch, aber wir habenimmer noch Eis an Deck. Zum Glück wird die Sicht auf dem Wasser besser, 4 – 5 Meilen können wir bestimmt sehen. Nach 20 Minuten passieren wir um 13.18 Uhr Hotel 1 und nun löst mich Sabine am Ruder ab.

Da wir immer noch keine Wegepunkte eingegeben haben steuern wir 20 Grad und werden in einigen Minuten von Hotel 2 einen südöstlichen Kurs absetzen. Doch vorher schlingert „Kalami“ durch die Kieler Bucht. Sabine kennt das Steuern mit der Pinne und hat auf dem Nord-Ostsee-Kanal auch prima am Rad gesteuert, aber nach dem Kompass steuern ist eine andere Geschichte. Dennoch, um 13.40 Uhr haben wir H 2. Wieder beginnt es heftig zu regnen, doch nun können wir am GPS-Handy endlich einen Kurs auf den Wegepunkt 300 absetzen. Da wollen wir hin und erstmals steuert uns der Autopilot über eine längere Distanz. Wir sind auf dem richtigen Kurs und können fürs erste Aufatmen.

Wollten wir nicht segeln? Alles ist segelklar, aber wie vom Wetterbericht angekündigt bleibt es auch: Umlaufend schwachwindig, zum Motoren zu viel und zum Segeln zu wenig. Da hätten wir das Verdeck auch drauf lassen können und wären ohne Eis im Cockpit besser gefahren. Dennoch, bei Tee und Kuchen lässt die Anspannung nach, kehren die Lebensgeister langsam wieder zurück. Vor einem Jahr war es hier genau so spannend. Mit meiner Dokorunde waren wir, von der Schlei kommend, bei halbem Wind und 8 Bft. auf beinahe demselben Kurs unterwegs. Immerhin hatten wir bis 2.50 m hohe Wellen und das bei meinem ersten Skippertörn jenseits unserer 6,50 m kurzen „flexibel“. Doch jetzt verraten GPS und Karte, dass wir gegen 18.00 Uhr in Heiligenhafen ankommen werden. Eine Fahrt in die Nacht bleibt uns zum Glück erspart. Überhaupt klart es zunehmend auf. Rückseitenwetter, die Front ist durch, die Luft klar, kalt und die Sicht wieder ungetrübt. Wenig später kreuzt ein erster Segler unseren Kurs und um 15.50 Uhr passieren wir endlich Hotel 9 und verlassen damit das Sperrgebiet.

Von "Hotel 9" nach Heiligenhafen

Längst sind die vielen Windräder auf Fehmarn in Sicht und so langsam taucht Heiligenhafen aus den sich über Land auflösenden Regenschwaden auf und Leuchtturm Flügge begleitet unseren Kurs Richtung Fehmarnsundbrücke. Wir kommen erstmals nach Hause. Vom letzten Jahr sind mir noch die Untiefentonnen Heiligenhafen Nord (16.50 Uhr) und Heiligenhafen Ost vertraut, die vor dem Sand rund um das Graswarder warnen. Mit dem Sand wollen wir auch hier gar nichts zu tun haben, also Abstand halten. Wenig später sind wir im Fahrwasser nach Heiligenhafen, passieren die Yachtwerft von Ortmühle, den Ausgangshafen des Dokotörns 2003, und tasten uns langsam in unser neues „Wohnzimmer“ vor.

Trotz des schauerlichen Wetters gefällt uns die „Heimreise“. Im Fahrwasser haben wir Ortmühle an Backbord, das Graswarder an Steuerbord, die Einfahrt zum Fischereihafen wird passiert und schließlich die Einfahrt in den Yachthafen. Wir tuckern vorsichtig in die Marina und wo in der Saison an die 1.000 Yachten liegen herrscht noch gähnende Leere. Selbst am größten Steg 5 liegen kaum Boote. Um 17.50 Uhr sind wir fest. Weit und breit kein Stegnachbar in Sicht.

    

Ziel erreicht: Unser Heimathafen für den Sommer