Samstag, 29. Mai 04, Heiligenhafen - Rødby

Wetter: 1 – 2 Bft. aus NNO, 1013 hPc (+ 8 in 12 Stunden), wolkenlos, gute Sicht, dazu sogar 18 Grad.

Crew: Sabine & Ralf, special guest Sabines Mutter

Und mit Gästen an Bord ist natürlich eine Sicherheitseinweisung genauso obligatorisch wie die Einweisung in die üblichen Spielregeln. Wir gehen alle Positionen durch und ganz zum Schluss wird die Schwimmweste nahezu zerlegt und probeweise angezogen. Um 14.00 Uhr können wir ablegen und das neue (gebrauchte) Beiboot fährt endlich wieder zur See, nachdem es den Kindern des Vorbesitzers auf der Fulda viel Vergnügen bereitet haben soll. Um 14.20 Uhr werden Groß und Genua gesetzt. Zunächst segeln wir auf leisem "Amwindkurs" mit Kurs auf die Sundbrücke, danach Wende und Kurs auf den WP 300. Aber die Reise westlich um Fehmarn nach Rødby gerät vor Flügge zur Entdeckung der Langsamkeit, denn auf Halbwindkurs machen wir gerade noch 1 – 2 Knoten Fahrt und auch dieses Tempo genießen wir. Wir haben keine Eile, schließlich wird es in diesen Wochen kaum dunkel. In Höhe Flügge verabschiedet sich der Wind endgültig für diesen Tag, sodass wir die Reise unter Maschine fortsetzen – Segel bergen und Maschinenstart 17.00 Uhr.

Eine Stunde später haben wir die Großschifffahrt im Blick und Westermarkelsdorf querab. Ganz fein lässt sich in der Ferne bereits das hohe Getreidesilo von Rødby ausmachen, aber zunächst gilt unsere Aufmerksamkeit der Querung des Kiel--Ostseeweges. Für ein paar Minuten reduzieren wir nun die Marschfahrt auf 1.200 Umdrehungen, damit die "Leichtigkeit des Verkehrs" gewährleistet bleibt und ein russischer Frachter vor uns passieren kann. Danach haben wir mit der Großschifffahrt nichts mehr am Hut und können den Kiel-Ostseeweg ohne weitere Kurskorrekturen passieren. Zwei Stunden nach Westermarkelsdorf erreichen wir die Ansteuerung von Rødby und teilen uns das lange Fahrwasser mit einer Fähre der Vogelfluglinie Puttgarden - Rødby.

   

Im Hafenhandbuch haben wir natürlich längst unseren Liegeplatz gefunden, aber wie so oft, sieht die Wirklichkeit ganz anders aus. Im Yachthafen kein freier Platz, also rüber in den "richtigen" Hafen, ein paar Yachtliegeplätze soll es hier auch noch geben. Okay, an Stb. voraus 250 m blanke und viel zu hohe Kaimauer - das ist nix für "Kalami". Gegenüber, teilweise im Päckchen, die Fischerei und die paar Yachtliegeplätze an der Südseite sehen ja merkwürdig aus ... kleine Metallschwimmer zur einen, zur anderen Seite gar nichts. Wie geht denn das? fragen sich Skipperin und Skipper, die hier erstmals mit einer solchen Anlage konfrontiert werden - und sind damit wieder prompt in der Abteilung Lernen gelandet. Zum Glück haben wir kaum Wind, haben die Backbordseite gut abgefendert und ganz vorsichtig gehen wir nach 24,7 sm längsseits und sind um 20.30 Uhr fest. Nebenbei noch ein Dank an den Bootshaken - der ist an Schwimmstegen unverzichtbar.

Nach dem leckeren Berenbosteler Goulasch folgen wir bei einem Abendspaziergang der untergehenden Sonne. Es gibt nach Westen einen zauberhaften Fußweg mit einem fabelhaften openair-Konzert oberhalb des Strandes. Zur Rechten also Kröten und/oder Frösche und zur Linken die leichte Brandung. Dem grandiosen Sternenhimmel liegt die Ostsee mit den Lichtern der Großschifffahrt und ein bischen Fehmarn zu Füßen. Nach einer halben Stunde wird soeben an Steuerbord voraus ein seltsames Licht langsam größer - ein Ufo? Nein, kein Ufo und eine Stadt kann das auch nicht sein. Eine Stunde später erscheint das stärker werdende Licht wie eine riesige "Arena" über dem inzwischen dunklen Küstenstreifen. Niemals ist das eine Sporthalle, werden wir von dem seltsamen Licht, vom Strandweg tief in den "Dschungel" gelockt und sind plötzlich Zaungäste einer tropischen Badelandschaft. Dazu Spielhallen, Restaurants, Läden und natürlich Ferienhäuser ohne Ende - eine Welt für sich. Diese Welt, für die ganze Saison unter Glas gesetzt, löst bei mir keine Begeisterung aus, aber bild Dir Deine Meinung und klick Dich ins Lalandia.

(Pfingst)Sonntag, 30. Mai 04 Rødby - Heiligenhafen

Wetter: 3 – 4 Bft. aus O, 1005 hPc (- 5 in 12 Stunden), leicht bedeckt, gute Sicht, 18 Grad.

   

Sabines Mutter, special guest zum nachgeholten Muttertag und das Banana Boot. Rødby: Ficherei-, Yacht- und Fährhafen

Rødbys Hafen hat nicht viel zu bieten. Die Blütezeit der sanitären Anlagen liegt weit zurück, aber sie sind wenigstens sauber und wie in fast allen dänischen Häfen gibt es auch hier einen Aufenthaltsraum. Fahrtensegeln hat in Dänemark eine lange Tradition und wer in kleinen Booten unterwegs ist, weiß solche Räume bei Schlechtwetter sehr zu schätzen, erinnere ich mich gern z.B. an Faldsled, wo wir mit unserer Varianta vier Tage eingeweht waren. Den Ort Rødby heben wir uns für einen späteren Törn auf, heute wollen wir vorbei an Fehmarns Ostküste zurück nach Heiligenhafen. Bei guten Bedingungen legen wir um 13.15 Uhr ab und haben gleich danach noch einmal den Blick auf den Fährhafen der Vogelfluglinie. Schnell sind wir aus dem Fahrwasser und können bis Staberhuk, das ist die Südostspitze von Fehmarn, rwK 180 steuern. Bis dahin ist aber eine gute Strecke (15 sm) zurückzulegen und vor allen Dingen der Kiel Ostsee-Weg über den WP 29 zu queren. Um 15.00 Uhr erreichen wir mitten im Kiel-Ostsee-Weg die Racontonne doch jetzt lässt der Wind nach und geht auf 2 Bft. Unser special guest, Sabines Mutter, scheint mit ihren 75 Jahren ebenfalls zu schwächeln und holt den Mittagsschlaf nach. Ohne Ausweichmanöver passieren wir den heute wieder viel befahrenen Großschifffahrtsweg und plötzlich hat es sich der Wind anders überlegt und kommt jetzt mit 4, später mit 5 Bft. aus SO. "Kalami" schiebt, nun auf Amwindkurs, Lage und damit wir nicht ins nordöstliche Sperrgebiet vor Fehmarn rauschen, müssen wir für einen Schlag auf Bb.-Kurs wenden. Da wir nicht mit 25 Grad Lage fahren wollen, reffen wir die Genua leicht ein und haben um 17.00 Uhr Staberhuk querab.
   

Leuchtturm Staberhuk

22,6 m hoher Turm mit roter Laterne - Feuerhöhe 25,5 m

1903 begannen die Arbeiten für den jüngsten LT Fehmarns. Aus gelbem Backstein entstanden Wärterhaus und der besonders stämmige Turm. Er hatte nämlich nach seiner Fertigstellung keine gewöhnliche Laterne zu tragen, sondern die gusseiserne des alten Leuchtturmes von Helgoland. Das fast 2,5 m hohe Glasgetüm wurde nach Fehmarn geschafft und auf dem Turm montiert.

Da die gelben Steine des LT an der Westseite den wechselnden Witterungseinflüssen nicht standhielten, tauschte man diese gegen rote Ziegel aus. Eine Charakteristik des LT, die sicher einmalig ist. Das Leuchtfeuer Staberhuk wird von der Verkehrszentrale in Travemünde fernüberwacht. Mittels einer Gürtelleuchte, Baujahr der Optik etwa 1870, Höhe = 241 cm, Brennweite = 925 mm und einer HQJ-T 400 W Halogenentladungslampe wird eine Lichtstärke von 115680 cd erzeugt, mit der eine Nenntragweite von ca. 19 sm erreicht wird.

Durch eine Umlaufblende wird die Kennung Ubr. Grp. 2 weiß und grün = (1) + 3 +(1) + 11 = 16 s erzeugt.

Inzwischen hat der Wind wieder auf O zurück gedreht. Als wir den neuen Kurs auf die Ansteuerungstonne Fehmarnsund absetzen kommt wieder Ruhe ins Schiff. Skipperin und Skipper begrüßen auf Vorwindkurs eine ausgeschlafene Mutter und haben erstmals das Gefühl, wir kommen nach Hause, hier kennen wir uns schon ganz gut aus. Aber hier ist richtig was los, es scheint, als seien zu Pfingsten wirklich alle Segler auf dem Wasser. Dazu die wuseligen Gummiboote der Angler, die mit den Spielregeln der SeeschStrO nicht immer so ganz vertraut sind. Um 19.00 Uhr wechseln wir auf die andere Seite der "Brücke" und haben unseren Heimathafen im Blick. Vor dem Fahrwasser wollen wir die Segel bergen, doch die Genua hat dazu überhaupt keine Lust und lässt sich nicht einrollen. Erst nach mehreren kraftraubenden Versuchen bekommen wir die Genua in den Griff (da wir erstmals die Genua gesetzt hatten, war sie nicht hoch genug angeschlagen, außerdem hatte sich das Spifall am oberen Wirbel vertörnt).

Um 19.40 Uhr hat uns Heiligenhafen wieder und diesmal sind wir 28,7 sm, also 4 sm weiter als auf der Hinreise nach Rødby gesegelt.