Freitag, 09. April 04, hinter die Fehmarnsundbrücke & zurück - Die Bootstaufe
Schwachwindig bis 3 Bft. aus NW. Barometer 1001 hPC
Nach einer Woche auf dem Wasser entwickelt sich eine gewisse Routine. Aufstehen, Frühstück, Weiterreise. An diesem Tag kommt alles anders. Heute wäre es besser gewesen, den Tag in der Koje zu verbringen, doch leider sind die Polster von unten durchfeuchtet und auch das Bett ist, wo es die Bordwand berührt, feucht. Wir wischen, trocknen & lüften was das Zeug hält und lernen, auch im "Sommer" täglich die Polster und Betten zu überprüfen. Die kalte Außentemperatur und ein geheizter Salon müssen, trotz Innenschale, zu Kondenswasser führen, das sich natürlich dort niederschlägt, wo es nicht abtrocknen kann.
Die zweite feuchte Überraschung ist Wasser unter dem Niedergang zur Achterkabine. Doch wie kommt das dahin? Wir werden noch tagelang daran rumknobeln, bis wir entdecken, dass die Sitzbank hinter dem Steuerrad heraus gehoben werden kann. Regenwasser oder in diesem Fall Tauwasser von Schnee & Eis, läuft in den Fugen auf den Cockpitboden und von dort über die Seeventile außenbords. In diesen Fugen hatten sich Staub und Krümel gesammelt und den Wassertransport verstopft. Das Wasser konnte nicht ablaufen und drang durch die Fugen nach innen.
Die zufällige Entdeckung des defekten Fäkaltanks setzt diesem geschundenen Tag die Krone auf. Ich öffne die Backskiste und finde die mit Lappen und Handschuhen vollgestopfte Pütz voller Wasser. Was heißt voll Wasser, die Brühe stinkt und tropft von oben genau in die Pütz. Der Fäkaltank, schießt es mir durch den Kopf und tatsächlich, wie aus einem Flacon versprüht der Fäkaltank aus einem Leck im oberen Falz seinen ganzen Charme unter die Decke der Backskiste. Ein Großteil davon landet glücklicherweise in der Pütz, aber auf dem Boden der Backskiste steht bereits eine Mischung aus Seewasser und Urin. So eine Scheiße, die ist zum Glück nicht dabei, denn die großen Geschäfte werden natürlich im Hafen erledigt. Spontan öffne ich das Seeventil des Fäkaltanks, damit der Druck entweichen kann. Die Beschreibung der Reinigungsarbeiten erspare ich uns an dieser Stelle, aber es sei vorsorglich darauf hingewiesen, das kein Papier ins WC gehört.
Dass sich noch ein Reißverschluss der Kuchenbude verabschiedet und wir heute tanken und danach endlich segeln wollen sei nur am Rande vermerkt. Schließlich scheint die Sonne aus allen Knopflöchern und wir haben sogar ein wenig Wind. Also warme Klamotten und Handschuhe an und raus auf die Ostsee. Vergessen wir das Wasser im Schiff und den defekten Fäkaltank. Um 17.00 Uhr ist es endlich so weit, wir legen ab und haben uns spontan entschieden, unser Boot endlich auch mit Neptuns Segen zu taufen.
„…ob wir unter der Brücke durchpassen?“
Zwanzig Minuten später haben wir das Fahrwasser hinter uns und erstmals rauschen Groß und Fock in die Höhe. Ein leichter Halbwind schiebt uns auf die Fehmarnsundbrücke zu. An Bord wird uns richtig feierlich zu Mute, denn ab sofort befahren wir „Neuland“. Zum ersten Mal die Fehmarnsundbrücke und kurz vor „Deutschlands größtem Kleiderbügel“ frage ich Sabine im Spaß, „…ob wir wohl unter der Brücke durchpassen?“ „Um Gottes Willen, da passen wir nicht durch“, kommt die aufgeregte Antwort, „wir müssen was tun!“ Doch der 14 m hohe Mast kratzt die 22 m Durchfahrtshöhe nicht, aber jeder, der schon einmal unter einer Brücke durchgesegelt ist, kennt genau dieses Gefühl. Das zweite Phänomen ist der „Düseneffekt“ bei der Brückenpassage. Zwischen Festland und Insel wird der Wind hindurchgepresst und beschleunigt. Das kennt eigentlich jeder aus dem Verkehrsstudio, wenn die Fehmarnsundbrücke wieder einmal für Wohnwagen und leere LKW gesperrt ist. Hatten wir eben noch leichte 2 Bft. so sind es jetzt 4 Windstärken, die uns durch den Fehmarnsund schieben.
Um 18.40 Uhr liegt das Fahrwasser hinter und die Lübecker Bucht vor uns. „Kalami“ düst auf Halbwindkurs in die aufkommende Dämmerung und die Bootsbesitzerin und der Bootsbesitzer sind so was von stolz auf ihr neues Segelschiff. Der Wind treibt uns über die Wellen, eine kleine Bugwelle schäumt und lässt das Wasser nur so an uns vorbei gurgeln. Das Kielwasser reicht weit zurück und bei 4 Bft. pendelt die Logge zwischen 5 – 6 Knoten. Da wir keine Vergleichsmöglichkeit haben, beschließen wir, dass wir das schönste Schiff der Welt haben und „Kalami“ einfach wunderbar segelt. Diesen traumhaften Moment nicht für die längst überfällige Bootstaufe zu nutzen, könnte eine Verhandlung beim Seegericht nach sich ziehen und wer hat daran schon Interesse.
Doch zunächst prüfen wir, ob wir für ein paar Minuten freien Kurs haben werden und dann steuert uns der Autopilot gen Südosten. Obwohl wir nicht mit Gästen rechnen, klappe ich vorsichtshalber die Badeleiter runter – in bestimmten Kreisen könnte man das sonst als unhöflich oder abweisend empfinden. Danach verschwinden wir kurz unter Deck, um die kleine Zeremonie vorzubereiten. Aber was sind das plötzlich für Geräusche..? Dann Stimmen, Gerutsche und Getrampel an Deck? Was ist da oben los? Eben war doch kein Boot in der Nähe - oder sollte das etwa..? Nein, das gibt's nicht, Neptun und eine Delegation der Heiligen Unterwasserkirche? Ich schiele vorsichtig nach oben... tatsächlich, wir haben hohen Besuch. Wir sind total aufgeregt und nun will Sabine um Himmels Willen nicht mehr die Taufrede halten, sodass der ebenso aufgeregte Skipper die gerade zugestiegenen Gäste, zunächst natürlich Neptun, seine Gemahlin Thetis, den Doktor mitsamt den Krankenpflegern, Sterngucker, Friseur, die als Wächter eingesetzten Polizisten und überhaupt die Heilige Unterwasserkirche der südlichen und nördlichen Halbkugel begrüßen muss. Nur Neptuns Pastor und die Täufer fehlen. Schade, aber die sind lieber bei angenehmeren Temperaturen und bevorzugt bei Äquatortaufen im Einsatz, aber hören wir lieber zu:
"Willkommen an Bord. Neptun, Herrscher aller Meere, Flüsse und Seen, willkommen ihr Gesandten der Heiligen Unterwasserkirche. Am 17. August 1967, habt ihr mich sündigen Seemann vom Schmutz der Nordhalbkugel gereinigt und an Bord des Motorschiffes „Treuenfels“, auf dem längsten aller Breitengrade, auf den Namen Schwertfisch getauft. Dir Neptun und euch allen gilt heute unser Dank für den bisher so wunderbaren Kurs“, überschlägt sich der Skipper beinahe und fährt fort, dass er der Heiligen Unterwasserkirche weiterhin mit großem Respekt begegnen wird. Dann bittet er darum, auf Meeren, Flüssen und Seen nicht mehr vor allzu schwere Prüfungen gestellt zu werden, bitte keine Kalamitäten mehr, "denn wir haben bereits sehr viel Lehrgeld gezahlt und das Lehrgeldkonto längst überstrapaziert. Nehmt dafür dieses Buch zum Beleg und als Geschenk, Neptun“, Ralf überreicht ihm doch tatsächlich sein Buch, „und wir werden selbstverständlich weiterhin dafür sorgen, Dir bei jedem Ankommensschluck den gerechten Teil abzugeben, Ungläubige zu bekehren und darauf zu achten, dass sie ihre Verpflichtungen auch einhalten“. Und während die versammelten Gäste noch über das Lehrgeldkonto nachdenken, motiviert eine gehörige Portion eines feinen Schaumgetränks für großen Zuspruch – für einige Gäste können die Becher nicht groß genug sein.
Nicht alle trinken bei der Taufe aus dem Glas
„Sodann taufen wir dich, im Namen der Heiligen Unterwasserkirche und aller hier Anwesenden, auf den Namen „Kalami“, hören wir dem Skipper weiter zu, „wünschen dir allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“. Und dann wird „Kalami“ mit überschäumenden Schampus getauft. Die Gäste feiern das mit stürmischem Applaus, derbe Trinksprüche machen die Runde und wieder wird für die zahlreichen Gäste nachgeschenkt. Wie wir schon ahnen, geht das einigen nicht schnell genug, die nehmen lieber gleich die Flasche - nur die Polizisten, Dienst ist nun mal Dienst, lehnen dankend ab und sind trotzdem köstlich amused. Während Skipperin und Skipper sich voller Freude bei den Gästen bedanken, funkeln in der Dämmerung bereits die ersten Sterne und signalisieren auf ihre Weise Zustimmung. So sind sie alle miteinander verbunden, das Wasser, der Wind, Sonne, Mond und Sterne und so verbindlich ist auch der Name an die Bordwand geschrieben.
Übrigens deutet Neptun beim Abschied an, dass er mit der Namensgebung und der künstlerischen Gestaltung hochzufrieden ist. „So was hatten wir schon lange nicht mehr“, konnten wir noch vernehmen und Thetis flüstert ihrem Mann, schon halb auf der Badeleiter zu, „…die hab’n sich sogar Sonne, Mond und Sterne in die Ringe gravieren lassen, so was Schönes will ich auch mal von Dir“. „Komm’ jetzt“, grummelt Neptun ungeduldig und was von „corporate design“ oder so, während sich die bunte Gesellschaft bei Sonnenuntergang in alle Winde verabschiedet. Als mit der Sonne der letzte Vorhang fällt sind unsere Gäste schnell hinter einer plötzlich aufkommenden Nebelwand verschwunden. Ich wundere mich über gar nichts mehr und als ich die Badeleiter hochklappe verschwindet der Nebel so schnell wie er gekommen ist und von unseren Gästen ist nichts mehr zu sehen. Wir drei sind wieder allein unterwegs.
Inzwischen hält uns der Autopilot weiter auf Südostkurs. Die Stimmung an Bord ist so prächtig, dass erst der Blick auf die Uhr daran erinnert, die „Heimreise“ anzutreten. Um 19.10 Uhr gehen wir bei zunehmendem Wind auf Gegenkurs und bergen kurz vor der Ansteuerungstonne des Fehmarnsundfahrwassers (19.30 Uhr) die Segel - wir haben den Wind in der Fahrrinne genau von vorn. Unter Maschinenfahrt passieren wir die Brücke und erreichen nach insgesamt 16,7 sm, um 21.00 Uhr, unseren Liegeplatz in Heiligenhafen. Aufgrund des stärker gewordenen Windes (5 Bft.) klappt erst das zweite Anlegemanöver, aber dieser Versuch zieht keinen Cent mehr von unserem Lehrgeldkonto, das kann auch den „Profis“ mal passieren. Hat sich die Taufe etwa schon bezahlt gemacht?
Schwachwindig bis 3 Bft. aus NW. Barometer 1001 hPC
Nach einer Woche auf dem Wasser entwickelt sich eine gewisse Routine. Aufstehen, Frühstück, Weiterreise. An diesem Tag kommt alles anders. Heute wäre es besser gewesen, den Tag in der Koje zu verbringen, doch leider sind die Polster von unten durchfeuchtet und auch das Bett ist, wo es die Bordwand berührt, feucht. Wir wischen, trocknen & lüften was das Zeug hält und lernen, auch im "Sommer" täglich die Polster und Betten zu überprüfen. Die kalte Außentemperatur und ein geheizter Salon müssen, trotz Innenschale, zu Kondenswasser führen, das sich natürlich dort niederschlägt, wo es nicht abtrocknen kann.
Die zweite feuchte Überraschung ist Wasser unter dem Niedergang zur Achterkabine. Doch wie kommt das dahin? Wir werden noch tagelang daran rumknobeln, bis wir entdecken, dass die Sitzbank hinter dem Steuerrad heraus gehoben werden kann. Regenwasser oder in diesem Fall Tauwasser von Schnee & Eis, läuft in den Fugen auf den Cockpitboden und von dort über die Seeventile außenbords. In diesen Fugen hatten sich Staub und Krümel gesammelt und den Wassertransport verstopft. Das Wasser konnte nicht ablaufen und drang durch die Fugen nach innen.
Die zufällige Entdeckung des defekten Fäkaltanks setzt diesem geschundenen Tag die Krone auf. Ich öffne die Backskiste und finde die mit Lappen und Handschuhen vollgestopfte Pütz voller Wasser. Was heißt voll Wasser, die Brühe stinkt und tropft von oben genau in die Pütz. Der Fäkaltank, schießt es mir durch den Kopf und tatsächlich, wie aus einem Flacon versprüht der Fäkaltank aus einem Leck im oberen Falz seinen ganzen Charme unter die Decke der Backskiste. Ein Großteil davon landet glücklicherweise in der Pütz, aber auf dem Boden der Backskiste steht bereits eine Mischung aus Seewasser und Urin. So eine Scheiße, die ist zum Glück nicht dabei, denn die großen Geschäfte werden natürlich im Hafen erledigt. Spontan öffne ich das Seeventil des Fäkaltanks, damit der Druck entweichen kann. Die Beschreibung der Reinigungsarbeiten erspare ich uns an dieser Stelle, aber es sei vorsorglich darauf hingewiesen, das kein Papier ins WC gehört.
Dass sich noch ein Reißverschluss der Kuchenbude verabschiedet und wir heute tanken und danach endlich segeln wollen sei nur am Rande vermerkt. Schließlich scheint die Sonne aus allen Knopflöchern und wir haben sogar ein wenig Wind. Also warme Klamotten und Handschuhe an und raus auf die Ostsee. Vergessen wir das Wasser im Schiff und den defekten Fäkaltank. Um 17.00 Uhr ist es endlich so weit, wir legen ab und haben uns spontan entschieden, unser Boot endlich auch mit Neptuns Segen zu taufen.
„…ob wir unter der Brücke durchpassen?“
Zwanzig Minuten später haben wir das Fahrwasser hinter uns und erstmals rauschen Groß und Fock in die Höhe. Ein leichter Halbwind schiebt uns auf die Fehmarnsundbrücke zu. An Bord wird uns richtig feierlich zu Mute, denn ab sofort befahren wir „Neuland“. Zum ersten Mal die Fehmarnsundbrücke und kurz vor „Deutschlands größtem Kleiderbügel“ frage ich Sabine im Spaß, „…ob wir wohl unter der Brücke durchpassen?“ „Um Gottes Willen, da passen wir nicht durch“, kommt die aufgeregte Antwort, „wir müssen was tun!“ Doch der 14 m hohe Mast kratzt die 22 m Durchfahrtshöhe nicht, aber jeder, der schon einmal unter einer Brücke durchgesegelt ist, kennt genau dieses Gefühl. Das zweite Phänomen ist der „Düseneffekt“ bei der Brückenpassage. Zwischen Festland und Insel wird der Wind hindurchgepresst und beschleunigt. Das kennt eigentlich jeder aus dem Verkehrsstudio, wenn die Fehmarnsundbrücke wieder einmal für Wohnwagen und leere LKW gesperrt ist. Hatten wir eben noch leichte 2 Bft. so sind es jetzt 4 Windstärken, die uns durch den Fehmarnsund schieben.
Um 18.40 Uhr liegt das Fahrwasser hinter und die Lübecker Bucht vor uns. „Kalami“ düst auf Halbwindkurs in die aufkommende Dämmerung und die Bootsbesitzerin und der Bootsbesitzer sind so was von stolz auf ihr neues Segelschiff. Der Wind treibt uns über die Wellen, eine kleine Bugwelle schäumt und lässt das Wasser nur so an uns vorbei gurgeln. Das Kielwasser reicht weit zurück und bei 4 Bft. pendelt die Logge zwischen 5 – 6 Knoten. Da wir keine Vergleichsmöglichkeit haben, beschließen wir, dass wir das schönste Schiff der Welt haben und „Kalami“ einfach wunderbar segelt. Diesen traumhaften Moment nicht für die längst überfällige Bootstaufe zu nutzen, könnte eine Verhandlung beim Seegericht nach sich ziehen und wer hat daran schon Interesse.
Doch zunächst prüfen wir, ob wir für ein paar Minuten freien Kurs haben werden und dann steuert uns der Autopilot gen Südosten. Obwohl wir nicht mit Gästen rechnen, klappe ich vorsichtshalber die Badeleiter runter – in bestimmten Kreisen könnte man das sonst als unhöflich oder abweisend empfinden. Danach verschwinden wir kurz unter Deck, um die kleine Zeremonie vorzubereiten. Aber was sind das plötzlich für Geräusche..? Dann Stimmen, Gerutsche und Getrampel an Deck? Was ist da oben los? Eben war doch kein Boot in der Nähe - oder sollte das etwa..? Nein, das gibt's nicht, Neptun und eine Delegation der Heiligen Unterwasserkirche? Ich schiele vorsichtig nach oben... tatsächlich, wir haben hohen Besuch. Wir sind total aufgeregt und nun will Sabine um Himmels Willen nicht mehr die Taufrede halten, sodass der ebenso aufgeregte Skipper die gerade zugestiegenen Gäste, zunächst natürlich Neptun, seine Gemahlin Thetis, den Doktor mitsamt den Krankenpflegern, Sterngucker, Friseur, die als Wächter eingesetzten Polizisten und überhaupt die Heilige Unterwasserkirche der südlichen und nördlichen Halbkugel begrüßen muss. Nur Neptuns Pastor und die Täufer fehlen. Schade, aber die sind lieber bei angenehmeren Temperaturen und bevorzugt bei Äquatortaufen im Einsatz, aber hören wir lieber zu:
"Willkommen an Bord. Neptun, Herrscher aller Meere, Flüsse und Seen, willkommen ihr Gesandten der Heiligen Unterwasserkirche. Am 17. August 1967, habt ihr mich sündigen Seemann vom Schmutz der Nordhalbkugel gereinigt und an Bord des Motorschiffes „Treuenfels“, auf dem längsten aller Breitengrade, auf den Namen Schwertfisch getauft. Dir Neptun und euch allen gilt heute unser Dank für den bisher so wunderbaren Kurs“, überschlägt sich der Skipper beinahe und fährt fort, dass er der Heiligen Unterwasserkirche weiterhin mit großem Respekt begegnen wird. Dann bittet er darum, auf Meeren, Flüssen und Seen nicht mehr vor allzu schwere Prüfungen gestellt zu werden, bitte keine Kalamitäten mehr, "denn wir haben bereits sehr viel Lehrgeld gezahlt und das Lehrgeldkonto längst überstrapaziert. Nehmt dafür dieses Buch zum Beleg und als Geschenk, Neptun“, Ralf überreicht ihm doch tatsächlich sein Buch, „und wir werden selbstverständlich weiterhin dafür sorgen, Dir bei jedem Ankommensschluck den gerechten Teil abzugeben, Ungläubige zu bekehren und darauf zu achten, dass sie ihre Verpflichtungen auch einhalten“. Und während die versammelten Gäste noch über das Lehrgeldkonto nachdenken, motiviert eine gehörige Portion eines feinen Schaumgetränks für großen Zuspruch – für einige Gäste können die Becher nicht groß genug sein.
Nicht alle trinken bei der Taufe aus dem Glas
„Sodann taufen wir dich, im Namen der Heiligen Unterwasserkirche und aller hier Anwesenden, auf den Namen „Kalami“, hören wir dem Skipper weiter zu, „wünschen dir allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“. Und dann wird „Kalami“ mit überschäumenden Schampus getauft. Die Gäste feiern das mit stürmischem Applaus, derbe Trinksprüche machen die Runde und wieder wird für die zahlreichen Gäste nachgeschenkt. Wie wir schon ahnen, geht das einigen nicht schnell genug, die nehmen lieber gleich die Flasche - nur die Polizisten, Dienst ist nun mal Dienst, lehnen dankend ab und sind trotzdem köstlich amused. Während Skipperin und Skipper sich voller Freude bei den Gästen bedanken, funkeln in der Dämmerung bereits die ersten Sterne und signalisieren auf ihre Weise Zustimmung. So sind sie alle miteinander verbunden, das Wasser, der Wind, Sonne, Mond und Sterne und so verbindlich ist auch der Name an die Bordwand geschrieben.
Übrigens deutet Neptun beim Abschied an, dass er mit der Namensgebung und der künstlerischen Gestaltung hochzufrieden ist. „So was hatten wir schon lange nicht mehr“, konnten wir noch vernehmen und Thetis flüstert ihrem Mann, schon halb auf der Badeleiter zu, „…die hab’n sich sogar Sonne, Mond und Sterne in die Ringe gravieren lassen, so was Schönes will ich auch mal von Dir“. „Komm’ jetzt“, grummelt Neptun ungeduldig und was von „corporate design“ oder so, während sich die bunte Gesellschaft bei Sonnenuntergang in alle Winde verabschiedet. Als mit der Sonne der letzte Vorhang fällt sind unsere Gäste schnell hinter einer plötzlich aufkommenden Nebelwand verschwunden. Ich wundere mich über gar nichts mehr und als ich die Badeleiter hochklappe verschwindet der Nebel so schnell wie er gekommen ist und von unseren Gästen ist nichts mehr zu sehen. Wir drei sind wieder allein unterwegs.
Inzwischen hält uns der Autopilot weiter auf Südostkurs. Die Stimmung an Bord ist so prächtig, dass erst der Blick auf die Uhr daran erinnert, die „Heimreise“ anzutreten. Um 19.10 Uhr gehen wir bei zunehmendem Wind auf Gegenkurs und bergen kurz vor der Ansteuerungstonne des Fehmarnsundfahrwassers (19.30 Uhr) die Segel - wir haben den Wind in der Fahrrinne genau von vorn. Unter Maschinenfahrt passieren wir die Brücke und erreichen nach insgesamt 16,7 sm, um 21.00 Uhr, unseren Liegeplatz in Heiligenhafen. Aufgrund des stärker gewordenen Windes (5 Bft.) klappt erst das zweite Anlegemanöver, aber dieser Versuch zieht keinen Cent mehr von unserem Lehrgeldkonto, das kann auch den „Profis“ mal passieren. Hat sich die Taufe etwa schon bezahlt gemacht?