„Fritze“ wird vor unser Boot gespannt und wir sind wieder unterwegs zum Steinhuder Meer. Vor dem Kran rechnen wir damit, uns zum Saisonauftakt in der Trailerspur hinten anstellen zu müssen, aber es gibt nur eine Schlange und das sind wir! Schon öffnet sich die Schranke und wir stehen auf dem Präsentierteller. Bei dem schönen Wetter sind viele Radfahrer und Spaziergänger unterwegs und wer hier vorbei kommt, der schaut eine Weile beim Kranen zu. An einem so schönen Sonntag kommen so viele vorbei...
„Das ist ja ein schönes Boot“, höre ich natürlich gern und ein paar Minuten später wird „flexibel“ vom Trailer gehoben und landet im nassen Element. Wir sind wieder da! Während Sabine Auto und Trailer zum Clubhaus fährt, schiebt uns die mit Sonnenenergie geladene Batterie an den Stegkopf unseres Clubs. Auf dem Weg dahin zählt Sabine derweil die Boote am Steg und so oft sie auch zählt, es sind nur fünf. „Mehr liegen noch nicht draußen...?“, höre ich Sabine halb spöttisch, aber auch mit klammheimlicher Freude in meine Richtung. Soll wohl zweierlei heißen, „Ralf, du bist verrückt, so einen Druck mit dem Boot zu machen, …aber Gott sei Dank müssen wir uns darum nicht mehr kümmern!“
Letzte Saison lagen wir an der Westseite und in diesem Jahr ist unsere „Box“ an der Ostseite des Steges. In manchen Clubs am Steinhuder Meer nennt man die Ostseite auch die Vorstandsseite, weil man bei den hier vorherrschenden Westwinden direkt vom Achterpfahl lossegeln oder leichter festmachen kann. Durchaus ein Vorteil, doch im Segelclub Mardorf gibt es diese Vorstandsprivilegien zum Glück nicht. In die Box 35 Ost parken wir „flexibel“ endgültig für die neue Saison ein. Bis Ende Oktober haben wir Segelzeit.
Jetzt beginnen die Vorbereitungen zum Aufriggen, wir wollen den Mast stellen. Alle Bändsel am Mast werden gelöst, die Stage und Wanten positioniert, die neue Windex wird montiert und der Mast mit dem Bolzen am Mastfuß befestigt. Dabei rutscht eine Unterlegscheibe zwischen Mast und Mastfuß immer wieder ab, bleibt aber zum Glück im „Koker“ hängen, also nächster Versuch. „Die kann ja leicht über Bord rollen“, sage ich gerade zu Sabine, als sich die Unterlegscheibe auf genau diesen Weg macht und mit einem leisen „Plopp“ den Newtonschen Gesetzen in die Tiefe folgt. Weck isse!
„Ohne Unterlegscheibe kannst du den Mast nicht aufstellen“, höre ich Sabines Schuld-zuweisung, so als hätte ich das mit Absicht getan. „Hast ja recht“, grummele ich genervt, doch nicht nur das, Sabine weist mit ihrer rettenden Idee auch gleich die Richtung, „FSA hat doch bis 18.00 Uhr auf – auch am Sonntag“. Tatsächlich, der Segelladen in Mardorf hat nicht nur geöffnet, sondern auch noch Unterlegscheiben zu verkaufen; zwei simple Plastik-scheiben für 2 €! Diesmal wird die Scheibe an einem Klebestreifen fixiert und erst dann der Bolzen durchgesteckt. Nach fünf zermürbenden feinmotorischen Minuten klappt das auch und nun kann der Mast e n d l i c h aufgestellt werden. „Du bist ja total genervt, Dir geht mal wieder alles viel zu langsam oder liegt es daran, dass ich die rettende Idee hatte“, analysiert Sabine zielsicher meine Ungeduld.
Sabine steht im Cockpit und sichert den Mast, der noch auf der Transportstütze liegt, während ich auf dem Vorschiff bin. Ob der Mast auch über das Vorstag aufzustellen ist, frage ich mich und hänge mich ohne Ankündigung probeweise mit meinem ganzen Gewicht an’s lose Vorstag. Sofort hebt sich der Mast von der Stütze. Sabine wird überrascht, egal es geht doch aufwärts, aber langsam schneidet sich der dünne Draht immer mehr in meine Hand und mit jedem Zentimeter Höhe wird der Mast immer schwerer. Irgendwann ist Schluss, ich krieg’ das Ding nicht höher und für’s vorsichtige Absenken reicht einfach nicht die Kraft. Ich kann den Mast nicht mehr halten. „Pass auf, der Mast“, rufe ich und dann kracht es auch schon. Aus 2 m Höhe schlägt der Mast knapp an Sabine vorbei auf das Heck. Wumm!!! Zum Glück ist Sabine nichts passiert und weder Mast noch Heckkorb sind verbogen oder zeigen irgendwelche Spuren. Da haben wir wohl beide tierisch Schwein gehabt. Uns zittern die Knie, so ist uns der Schreck in die Glieder gefahren und der lässt uns so schnell nicht mehr los. Ein paar Minuten lang geht nichts mehr, der Bordsegen hängt richtig schief.
Hier hat der Seemann fahrlässig seine Grenze überschritten und Sabine in große Gefahr gebracht. Wenn ich mein Vorhaben nicht ankündige, kann nicht erwarten, dass ein Manöver oder das Mastaufstellen gelingt. Klare Absprachen sind das A + O und gute Kommunikation ist eine wirklich schwierige Nummer. Da muss ich noch viel lernen und nach so viel Selbst-kritik traut sich Sabine wieder mit mir an den Mast. Wenn nicht jetzt, wann denn?
Mit der „Bedienungsanleitung“ in der Hand starten wir den zweiten Versuch, und zwar so, „wie Herr Schmude es erklärt hat“. Darauf besteht Sabine und gibt jetzt den Ton an. Diesmal bleibe ich hinter dem Mast und mit einem Kraftakt drücken wir den Mast Hand über Hand in die Senkrechte. Sofort schäkelt Sabine das Vorstag ein und schon kann nichts mehr schief gehen, der Mast steht. Geschafft – doch erst jetzt sehen wir, dass sich die Steuerbordsaling beim Absturz verbogen hat und das kann natürlich nicht so bleiben! Also den Mast wieder runter, die Saling einigermaßen hin gebogen und den Mast wieder rauf gewuppt. Diesmal geht es schon besser und gar nicht so schwer. So bearbeiten wir unser Trauma und der Bordsegen nimmt wieder Kurs auf die Waagerechte. „Wir“ haben mal wieder reichlich Lehrgeld gezahlt, aber dieser Preis wäre beinahe zu hoch gewesen – und außerdem völlig überflüssig, Seemann!
Die Spannschrauben der Wanten lassen sich auf der Backbordseite leicht einsetzen und sichern. An Steuerbord bewegen sich die Sicherungsschrauben keinen Millimeter. In der Werkzeugkiste fehlt der passende Dorn und der Schraubenzieher ist bereits verbogen. So kommen wir nicht weiter. Inzwischen ist es schon spät und sehr kalt geworden, sodass wir die Arbeit abbrechen. Nächste Woche haben wir Urlaub, dann gibt’s die nächste Chance.
„Das ist ja ein schönes Boot“, höre ich natürlich gern und ein paar Minuten später wird „flexibel“ vom Trailer gehoben und landet im nassen Element. Wir sind wieder da! Während Sabine Auto und Trailer zum Clubhaus fährt, schiebt uns die mit Sonnenenergie geladene Batterie an den Stegkopf unseres Clubs. Auf dem Weg dahin zählt Sabine derweil die Boote am Steg und so oft sie auch zählt, es sind nur fünf. „Mehr liegen noch nicht draußen...?“, höre ich Sabine halb spöttisch, aber auch mit klammheimlicher Freude in meine Richtung. Soll wohl zweierlei heißen, „Ralf, du bist verrückt, so einen Druck mit dem Boot zu machen, …aber Gott sei Dank müssen wir uns darum nicht mehr kümmern!“
Letzte Saison lagen wir an der Westseite und in diesem Jahr ist unsere „Box“ an der Ostseite des Steges. In manchen Clubs am Steinhuder Meer nennt man die Ostseite auch die Vorstandsseite, weil man bei den hier vorherrschenden Westwinden direkt vom Achterpfahl lossegeln oder leichter festmachen kann. Durchaus ein Vorteil, doch im Segelclub Mardorf gibt es diese Vorstandsprivilegien zum Glück nicht. In die Box 35 Ost parken wir „flexibel“ endgültig für die neue Saison ein. Bis Ende Oktober haben wir Segelzeit.
Jetzt beginnen die Vorbereitungen zum Aufriggen, wir wollen den Mast stellen. Alle Bändsel am Mast werden gelöst, die Stage und Wanten positioniert, die neue Windex wird montiert und der Mast mit dem Bolzen am Mastfuß befestigt. Dabei rutscht eine Unterlegscheibe zwischen Mast und Mastfuß immer wieder ab, bleibt aber zum Glück im „Koker“ hängen, also nächster Versuch. „Die kann ja leicht über Bord rollen“, sage ich gerade zu Sabine, als sich die Unterlegscheibe auf genau diesen Weg macht und mit einem leisen „Plopp“ den Newtonschen Gesetzen in die Tiefe folgt. Weck isse!
„Ohne Unterlegscheibe kannst du den Mast nicht aufstellen“, höre ich Sabines Schuld-zuweisung, so als hätte ich das mit Absicht getan. „Hast ja recht“, grummele ich genervt, doch nicht nur das, Sabine weist mit ihrer rettenden Idee auch gleich die Richtung, „FSA hat doch bis 18.00 Uhr auf – auch am Sonntag“. Tatsächlich, der Segelladen in Mardorf hat nicht nur geöffnet, sondern auch noch Unterlegscheiben zu verkaufen; zwei simple Plastik-scheiben für 2 €! Diesmal wird die Scheibe an einem Klebestreifen fixiert und erst dann der Bolzen durchgesteckt. Nach fünf zermürbenden feinmotorischen Minuten klappt das auch und nun kann der Mast e n d l i c h aufgestellt werden. „Du bist ja total genervt, Dir geht mal wieder alles viel zu langsam oder liegt es daran, dass ich die rettende Idee hatte“, analysiert Sabine zielsicher meine Ungeduld.
Sabine steht im Cockpit und sichert den Mast, der noch auf der Transportstütze liegt, während ich auf dem Vorschiff bin. Ob der Mast auch über das Vorstag aufzustellen ist, frage ich mich und hänge mich ohne Ankündigung probeweise mit meinem ganzen Gewicht an’s lose Vorstag. Sofort hebt sich der Mast von der Stütze. Sabine wird überrascht, egal es geht doch aufwärts, aber langsam schneidet sich der dünne Draht immer mehr in meine Hand und mit jedem Zentimeter Höhe wird der Mast immer schwerer. Irgendwann ist Schluss, ich krieg’ das Ding nicht höher und für’s vorsichtige Absenken reicht einfach nicht die Kraft. Ich kann den Mast nicht mehr halten. „Pass auf, der Mast“, rufe ich und dann kracht es auch schon. Aus 2 m Höhe schlägt der Mast knapp an Sabine vorbei auf das Heck. Wumm!!! Zum Glück ist Sabine nichts passiert und weder Mast noch Heckkorb sind verbogen oder zeigen irgendwelche Spuren. Da haben wir wohl beide tierisch Schwein gehabt. Uns zittern die Knie, so ist uns der Schreck in die Glieder gefahren und der lässt uns so schnell nicht mehr los. Ein paar Minuten lang geht nichts mehr, der Bordsegen hängt richtig schief.
Hier hat der Seemann fahrlässig seine Grenze überschritten und Sabine in große Gefahr gebracht. Wenn ich mein Vorhaben nicht ankündige, kann nicht erwarten, dass ein Manöver oder das Mastaufstellen gelingt. Klare Absprachen sind das A + O und gute Kommunikation ist eine wirklich schwierige Nummer. Da muss ich noch viel lernen und nach so viel Selbst-kritik traut sich Sabine wieder mit mir an den Mast. Wenn nicht jetzt, wann denn?
Mit der „Bedienungsanleitung“ in der Hand starten wir den zweiten Versuch, und zwar so, „wie Herr Schmude es erklärt hat“. Darauf besteht Sabine und gibt jetzt den Ton an. Diesmal bleibe ich hinter dem Mast und mit einem Kraftakt drücken wir den Mast Hand über Hand in die Senkrechte. Sofort schäkelt Sabine das Vorstag ein und schon kann nichts mehr schief gehen, der Mast steht. Geschafft – doch erst jetzt sehen wir, dass sich die Steuerbordsaling beim Absturz verbogen hat und das kann natürlich nicht so bleiben! Also den Mast wieder runter, die Saling einigermaßen hin gebogen und den Mast wieder rauf gewuppt. Diesmal geht es schon besser und gar nicht so schwer. So bearbeiten wir unser Trauma und der Bordsegen nimmt wieder Kurs auf die Waagerechte. „Wir“ haben mal wieder reichlich Lehrgeld gezahlt, aber dieser Preis wäre beinahe zu hoch gewesen – und außerdem völlig überflüssig, Seemann!
Die Spannschrauben der Wanten lassen sich auf der Backbordseite leicht einsetzen und sichern. An Steuerbord bewegen sich die Sicherungsschrauben keinen Millimeter. In der Werkzeugkiste fehlt der passende Dorn und der Schraubenzieher ist bereits verbogen. So kommen wir nicht weiter. Inzwischen ist es schon spät und sehr kalt geworden, sodass wir die Arbeit abbrechen. Nächste Woche haben wir Urlaub, dann gibt’s die nächste Chance.