... oder doch nur bis Grömitz, Neustadt i.H., Travemünde oder Lübeck?
Freitag, der 13. Juni 08
Vorbereitend mailt der Skipper noch am Abreisetag an seine Crew: Die Wetterlage muss niemanden schrecken, wir werden wunderbar segeln und aufgrund des Seewetterberichtes hätte ich folgenden Vorschlag: Noch heute Abend von Heiligenhafen rüber nach Großenbrode (unter der Fehmarnsundbrücke durch). Abends im "Tuckers" die wunderbaren Spareribs. Morgen, je nach Wetterlage, weiter nach Neustadt i.H., Travemünde oder sogar nach Lübeck (guten Fisch gibt's überall) und am Sonntag haben wir guten SW-Wind für die Rückreise.
Natürlich wusste der Skipper, dass Sven (lks.), Cathrin (2. v. lks.) und Ulla (4. v. lks.) noch nie gesegelt waren. Nur Jürgen (Mi.) wusste, wo's lang geht und der Flaggenstockabfahrer (re.) natürlich auch.Freitag, der 13. Juni 08
Vorbereitend mailt der Skipper noch am Abreisetag an seine Crew: Die Wetterlage muss niemanden schrecken, wir werden wunderbar segeln und aufgrund des Seewetterberichtes hätte ich folgenden Vorschlag: Noch heute Abend von Heiligenhafen rüber nach Großenbrode (unter der Fehmarnsundbrücke durch). Abends im "Tuckers" die wunderbaren Spareribs. Morgen, je nach Wetterlage, weiter nach Neustadt i.H., Travemünde oder sogar nach Lübeck (guten Fisch gibt's überall) und am Sonntag haben wir guten SW-Wind für die Rückreise.
Die Fotos stammen von Ulla (vielen Dank) und aus der Olympus des Flaggenstockabfahrers.
Seewetterbericht: W um 5, SW drehend, etwas abnehmend, Schauer- und Gewitterböen, See 1 - 1,5 m
Den Regenbogen, der uns gleich nach dem Ablegen auf einen anderen Kurs locken wollte, werden wir jeden Tag auf's Neue suchen. Gleich danach erwischt uns eine "Monsterwelle" und legt "Kalami Star" mächtig auf die Seite. Okay, der Skipper sieht dabei ganz entspannt aus, dann wird uns wohl auch nix passieren. Dass wir unter der Brücke durchpassen ist zunächst sonnenklar, aber so ein paar Meter vor der Brücke wird es doch richtig "eng".
Dann die "Pappelallee", wie Ralf das Fahrwasser nennt, und schließlich nehmen wir Kurs auf Großenbrode. Wäre nicht Jürgens Mütze über Bord gegangen, wir wären pannenfrei auf der anderen Seite angekommen, nur der erste Anleger, das müssen wir nochmal üben. Im "Tuckers" hat die Küche noch auf und die berüchtigten Spareribs werden eigentlich nur vom 4 : 1 Sieg der Oranjes über Frankreich getoppt. Unglaublich. Die Holländer, die damit bereits als Gruppensieger feststehen, treffen am Dienstag in Bern auf Rumänien, Frankreich trifft zeitgleich in Zürich zu einem erneuten "Endspiel" auf Italien. Diesmal geht es jedoch nicht um die Weltmeisterschaft, sondern um die letzte Chance aufs EM-Viertelfinale. Wir haben's zum Finale in die Koje nicht so ganz so weit.
Samstag, 14. Juni 08, Großenbrode - Travemünde
Seewetterbericht: W 4 - 5, später SW drehend, etwas abnehmend, See 0,5 - 1 m
"Kalami Star" im Hafen der Klemenswerft in Großenbrode. Jürgen gibt nicht nur seine Visitenkarte als Smutje ab, sondern kann auch
wunderbar erklären, was z.B. Stabilität bedeutet, führt in die Vektorenrechnung ein und überhaupt, warum segelt das Boot genau dahin! Derweil beschert und das Wetter praktischen Anschauungsunterricht: Immer wieder bringen dicke Wolkenfelder richtig Wind, sodass wir vorsichtshalber reffen (die Segelfläche verkleinern). Ist die Wolke durch, lässt der Wind nach und die Sonne scheint. Das Wechselspiel gelingt jedoch nicht immer, denn zur Kaffeezeit frischt der Wind, wie aus heiterem Himmel, zeitweise bis auf 6 Windstärken auf.
Ab Dahmeshöved (oben) kommt das Hochhaus von Travemünde so langsam aus dem Keller. "Das da hinten, das ist Travemünde", gibt Jürgen den Kurs vor, aber das ist leichter gesagt als getan, denn der Wind weht genau aus dieser Richtung. Ralf bietet in dieser Situation Grömitz als mögliches Ziel an, aber die Crew schweigt zu diesem Vorschlag "wie ein Mann". Am Ende müssen wir eine Stunde unter Maschine fahren, damit wir überhaupt noch Travemünde erreichen, so hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Um 1750 sind wir nach 36 sm fest. Diesmal landen wir in der ausgesprochen komfortablen Böbswerft - 16 € incl. kostenlos duschen + 2 € Strom. Was wir zunächst nicht wissen: Der Sanischlüssel öffnet auch das Tor zur Stadt, also doch kurze Wege, erfahre ich später vom Hafenmeister, der mit ein paar Seglern in seinem Büro natürlich Fußball guckt: Dabei entscheidet Russland das Duell der Verlierer des ersten Spieltags gegen Griechenland verdient zu seinen Gunsten und kegelt den amtierenden Europameister vorzeitig aus dem Wettbewerb.
Während die Mädels mit mäßigem Erfolg shoppen, gehen die Dschunxx schon mal in die Kantine. Schon wieder Fußball zur leckeren Vorspeise (o.r.). Spanien schlägt Schweden mit 2 : 1 und nimmt Kurs aufs Viertelfinale, während sich die Schweden ärgern. Gegen einen schwierigen Gegner tat sich die Aragones-Elf nach dem 1:1 zur Pause schwer, für die Entscheidung zu sorgen. Erst in der Nachspielzeit war es Villa, der mit seinem vierten Treffer den verdienten Sieg sicherte. Statt Paella gibt's in Travemünde lecker Fisch, der Skipper spendiert Eis auf die Faust und die Crew hangelt sich die Flaniermeile runter. Dabei begeistert Ulla wildfremde Menschen für ein Fotoshooting - Ergebnis siehe unten links: TSDSC - Travemünde Sucht Die Super Crew.
Hier also die "Kalami Star" Super Crew auf dem Travemünder Catwalk mit Kurs auf den Sundowner, aber danach wirds hart: Der Rückweg zur Böbsweg verlangt (ohne Schlüssel zur Stadt) einen wenig attraktiven Umweg. Einige schlagen sich sogar durch die Büsche ...
Seewetterbericht: SW - S 4, Schauerböen, vereinzelt Gewitter, See 0.5 - 1 m
Um 1045 verlassen wir nach einem Platzregen die Böbswerft. Den angehenden Seeleuten wird auf der Trave ordentich was geboten und dann segeln wir einem Gewitter gerade so auf und davon. Angenehmes Segeln folgt - und lange nicht so schräg wie gestern. Dann sogar ein paar Stunden Sonne und die oberen Lagen Klamotten verschwinden unter Deck, die Besatzung lüftet durch.
Bei 5, teilw. 6 Bft. vor dem Wind entkommen wir zwar dem Gewitter, der Regenbogen, aber, dem wir ja hinterher segeln, kommt leider nicht in Sicht. Die Crew ist trotzdem wohlauf und so könnte es stundenlang weiter gehen. Geht es ja auch.
Die Steuerleute geben alles, bereits um 1410 haben wir Dameshöved querab.
Eitel Sonnenschein im Cockpit, aber das kann noch nicht alles gewesen sein, ahnt der Skipper eine letzte Herausforderung. Tatsächlich, zwischen Fehmarnsundbrücke und Heiligenhafen braut sich ein Gewitter zusammen, das es in sich hat. Ratzfatz sind die Segel unten und die Maschine läuft, sodass wir bestens auf die heftigen Böen vorbereitet sind. Die Positionslichter brennen und die Schwimmwesten sind angelegt, als Blitz und Donner das Spektakel eröffnen und die ersten Böen "Kalami Star" mit bis zu 7 Bft. beuteln.
Der Skipper erzählt von John Maynard und seiner "Schwalbe", während die Schauer waagerecht über die Sprayhood fegen. Die dicken Tropfen fühlen sich bei dem Wind im Gesicht wie Hagelkörner an. Volltreffer, aber zum Glück hat der Spuk nach einer halben Stunde ein Ende. Der Wind dreht nun auf W und flaut schließlich ganz ab. Nach der Gesichtsmassage kann der Skipper schon wieder lachen (re).
Jürgen legt zum Abschluss einen wunderbaren Anleger hin, beinahe so, als hätte sich die Crew nur auf diesen Moment vorbereitet.
Am Ende belohnt uns doch noch ein wunderbarer Regenbogen für die überstandenen Strapazen, aber offenbar hat wohl nur der Skipper den Blick für solche Sachen. Die Crew hat davon nichts mitbekommen, schließlich müssen die Sachen gepackt und Reinschiff gemacht werden. Mann muss halt mit dem Herzen sehen ...
Fazit: Eine Reise mit kleinen Abenteuern und viel mehr Wind als versprochen. Nach dem Törn mailt Cathrin, die in ihrem Leben noch nie gesegelt ist, ihre Törnbilanz:
Ja „bewegt“ trifft es wohl ziemlich, innerlich und äußerlich. Bin ja immer etwas philosophisch angehaucht und habe zwischendurch immer mal wieder gedacht, eigentlich ist Segeln so wie das Leben: Diese Mischung zwischen ruhigen, sonnigen Phasen, dann wieder Regen und Sturm, viele dunkle Wolken, manche, die schnell wieder weggehen, manche, die recht beharrlich sind.
Der unglaublich schnelle, überraschende Wechsel zwischen den unterschiedlichen Phasen. Manchmal ist er einfach vorzuplanen, weil das Kommende absehbar ist, dann wieder nicht und eine angemessene Reaktion ist gerade noch möglich, manchmal muss man aber einfach durch einen kurzen Gefahrenmoment durch.
Die absoluten „highlights im Leben“, die Regenbögen kommen ganz unerwartet und leider seltener, als frau sie sich wünscht, aber die sind dann so unglaublich schön und faszinierend, dass man sie nur dankbar, voller Demut und mit staunendem Blick in vollen Zügen genießen kann.
Es ist eine Reise, in der man sich (auch wie im echten Leben) zeitweise im Kreis von lieben Menschen gut und warm, sicher aufgehoben fühlt und frau dann, auch schnell wieder ganz allein und einsam, durch den ein oder anderen Sturm oder „Untiefe“ muss.
Am Ende wird denn doch immer alles gut, und wie heißt es in einem schönen Spruch, "… und wenn nicht, ist es nicht das Ende."
Auf diesem Weg an Dich noch mal meinen allerherzlichsten Dank, dass ich all diese Erfahrungen machten durfte.