Samstag, 30. September, Heiligenhafen - Großenbrode

Wetter S 3, SW drehend, vorübergehend etwas zunehmend, Schauer- und Gewitterböen

Wir kriegen's einfach nicht hin. Wir sind Sabine und Ralf, "Kalamis" Stammcrew. Alle schwärmen von Neustadt und wir waren noch nie da, nicht mal mit dem Auto. Mal war's zu früh dunkel, mal drohten Gewitterböen, dann kam der Wind aus der Gegenrichtung, aber diesmal soll es klappen. Das gaaaaanz lange Wochenende mit dem Brückentag bis zum 3. Oktober bietet eine neue Chance. Heute am Samstag vielleicht bis Grömitz, Sonntag nach Neustadt und in zwei Etappen zurück.

Als wir kurz nach 1400 Uhr ablegen sind es 21°, leichter Westwind schiebt uns Richtung Fehmarnsund. Im Bereich der Brücke "dümpeln" wir mit mehreren Yachten sutsche durchs Fahrwasser. "Gewagte" Überholmanöver mit 2 kn Fahrt und dazwischen Großyachten unter Spi, die das Feld so richtig aufmischen. Kurz danach erinnert sich das Wetter an die Vorhersage und lässt schon mal Altostratuss aufziehen - eigentlich kein dramatisches Zeichen zumal der Luftdruck konstant bleibt. Wir haben inzwischen das Fehmarnsundfahrwasser mit Kurs auf Dameshoved verlassen, als sich ungewöhnlich schnell eine gewaltige Wolkenwand aufbaut. Donnergrollen rollt über das Festland, sodass wir uns kurzerhand für eine Kursänderung nach Großenbrode entschließen. Sicher ist sicher. Als das Gewitter um 1700 Uhr einsetzt sind die Segel längst runter. Zum Glück keine Böen, aber es gießt wie aus Eimern, blitzt und donnert, als der Hafen der Klemenswerft endlich vor uns auftaucht. Um 1730 Uhr sind wir fest, in Sicherheit und es ist beinahe dunkel.

Wenig später klart es auf, der Tag beginnt für zwei Stunden noch einmal von vorn. Die Gewitterfront ist durch. Unten der Blick in den Hafen (links) und entlang der Strandpromendade.
    

Sonntag, 01. Oktober, Großenbrode - Burgtiefe

Wetter: Umlaufend 1 - 3, später SO 3 - 4, S - SW drehend, Gewitterböen, diesig, Nebelfelder

Draußen trieft es vor Nässe und die Sicht beträgt ganze 50 m - Nebel. Von wegen Neustadt - oder doch noch? Nach einer Stunde klart es ein wenig auf, die Sicht liegt jetzt bei 100 m. Ab und an kommt die Sonne "von oben" durch, der Nebel lichtet sich weiter. Wir legen ab, rutschen in den Großenbroder Binnensee und stecken wieder mitten in der Suppe. Schemenhaft taucht eine andere Yacht auf, die "Nicar" dreht vor dem Hafen ihre Kreise. Wir schließen uns abwartend an. "Mit Nebel ist nicht zu spaßen, ich war lange Fischer auf dem Nordatlantik", höre ich Erwin, der mit seiner "Nicar" wieder in den Hafen geht. Ein paar Minuten später schließen wir uns an und kehren an unseren Liegeplatz zurück. "Neustadt kannste Dir schenken, Morgen haben wir 9 Bft.," warnt mich der Fischer (der seine Southerly 105 gern verchartert).

Bei den Prognosen schenken wir uns Neustadt, es soll einfach nicht sein. Zwei Stunden später berägt die Sicht 2 Meilen, wir verlassen Großenbrode mit Kurs auf Burgtiefe/Fehmarn. Nur wenige Boote sind unterwegs und mühsam schiebt uns das bisschen Wind die 7,5 Meilen rüber nach Burgtiefe. Wenigstens die Sicht ist besser. Das Café Sorgenfrei spielt hier, im früheren Rettungsbootschuppen direkt am Fahrwasser, die "Schiffsbegrüßungsanlage". War'n die nicht früher in Orth? Waren sie und wer hier den Platz an der Sonne bekommt, kann das Weiße im Auge des Skippers sehen, so nah rauschen die Yachten am Capuccino vorbei. Wir können es hier gut aushalten.
    

 

 

Montag, 02. Oktober, Burgtiefe

Wie gut, dass wir nicht in Neustadt stecken. "Kalami" ist eingeweht. Der Windmesser zeigt bereits im Hafen 7 Bft. aus SW, keine Yacht geht raus. Nur die Klappräder lassen sich einigermaßen auf Kurs halten, obwohl der holprige Weg oberhalb der Steilküste von Burgtiefe bis Staberhuk zu einigen unfreiwilligen Kunststücken führt. Es weht ganz heftig und doch sind ein paar Yachten stark gerefft unterwegs.

So wie die paar Yachties auf dem Wasser pflügen wir mit unseren Klapprädern durch Feld und Flur. Der "Weg" ist aufgeweicht, teilweise müssen wir über Gräben und erreichen nach ca. 1,5 Stunden auf Raumschotkurs mit dem Leuchtturm Staberhuk auch den südöstlichsten Zipfel der Insel. Aber wieso ist der "Zutritt nicht gestattet"? Eine Riesenenttäuschung nach dieser (Tor)Tour für die ambitionierten Radfahrer.

Über asphaltierte Wege treten wir eine bequemere Rückreise an, haben allerdings den Wind genau im Gesicht. Vielleicht fahren wir ja mal mit dem Fahrrad nach Neustadt.
    

Auch das holen wir nach, wir haben doch noch so viel Zeit. Überraschend trifft am Abend Besuch auf "Kalami" ein, Verena und Rodin kommen aus ihrem Urlaubsdomizil für ein paar Stunden vorbei und versorgen uns mit den allerneuesten Neuigkeiten, wie schön ...

 

Dienstag, 03. Oktober, Burgtiefe - Heiligenhafen

Wetter: SW 5 - 6, langsam abnehmend 4, rechtdrehend, Schauerböen, See 1 - 2 m

Während der Winter in den Hafen einkehrt, weil bereits ein Boot nach dem anderen gekrant wird, bereiten wir uns auf eine stürmische Überfahrt vor. Wir sind im 2. Reff und vor unserem Lieblingscafé geht das kleine Groß nach oben. Draußen steht eine ordentliche Welle, die bis 2 m hoch geht. Und dann plötzlich ein Überläufer in der Fockschot. Wenden? Pustekuchen und nun beginnt der Kampf um die heile Schot. Ein Kraftaufwand ohne Ende und das bei dem Seegang. Irgendwie kriegen wir die Schot wieder klar, aber beinahe hätte ich wirklich den Tampen gekappt. Es stand auf des Messers Schneide.

 
Ab Ansteuerungstonne Fehmarnsund nimmt der Wind langsam ab. Als wir die Brücke passieren sind aus 6 allenfalls 2 Bft. geworden. Dem Wind geht buchstäblich die Puste aus. Mit großen Schlägen kreuzen wir langsam zum Fahrwasser auf und sind nach knapp vier Stunden in Heiligenhafen fest. Wollen wir mit dem Auto nach Neustadt?