Auf Kurs von Heiligenhafen nach Marstal oder Bagenkop? Denkste - der Wind wusste eine ganz andere Antwort und schickte uns nach Strande, ganz am Rande – der Kieler Bucht.

In diesem Fall heißt der Autopilot Gerd, während Esther sichtlich das wunderbare Wetter genießen will.

Leider hat Neptun, der vom Skipper so sehr geschätzte Gott des Meeres, wohl gerade ziemlichen Ärger mit seiner Frau Thetis. An solchen Tagen hat er mit Frauen absolut nichts am Hut. Hinterlistig und unberechenbar verbreitet er dann ganz gezielt schlechte Laune, in dem er absolut willkürlich ihm bisher unbekannte weibliche Wesen mit einer Reisekrankheit infiziert, von der sich die Opfer nur schwer wieder erholen können. Irrtümlicherweise schieben selbst erfahrene Seeleute dies den Frauen selbst in die Schuhe. Frauen bringen Unglück an Bord, heißt es dann. Mann glaubt es kaum.

In Wahrheit wollen sie damit nur von eigenen Schwächen ablenken und sich beim Chef einschleimen, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Wie wir auf dem folgenden Foto gut erkennen, sind „die“ Frauen durchaus guter Laune. Neptun muss also mit aller List vorgegangen sein. Vielleicht hat er aber auch zu wenig Sherry bekommen, „Rich Golden“ mag er nämlich besonders gern und in der Flasche soll nicht einmal mehr eine handbreit gewesen sein. Unglaublich und so was kann sich bitter rächen!

Natürlich wollen wir „Kalami“ auch gern zeigen, diesen Seelentransporter, der nicht immer so reagiert, wie Steuerfrau und Steuermann es gern haben. Doch die Crew lässt sich davon nicht beirren. „Geh’ mit dem Widerstand“, nimmt sie dem Segler selbst dann den Wind aus den Segeln, als kein Tropfen Diesel mehr im Tank war. Davon ist natürlich in Strande noch nicht die Rede, dort baden Frauen und Mann unter der Aufsicht eines stadtbekannten Bademeisters und von weit weit her angereisten Quallen. Ein manchmal quietschendes Vergnügen.

Natürlich muss über einiges nachgedacht werden. Also, wenn der Wind von Backbord einfällt, dann … oder doch nicht? Alles graue Theorie, nein, wie ist das mit dem Wegerecht, wenn der Andere auf der Leeseite in derselben Richtung unterwegs ist?

Überhaupt, wo bleibt die Sonne? Wir wurden doch mit dem verregneten Urlaub schon hart genug bestraft und bis Heiligenhafen ist es noch soooooooooo weit. Wie, Capuccino gibt’s mitten auf See? Prima!

Trotzdem, für Gerd wird es Weihnachten. Gegen alle inneren und äußeren Widerstände, wir erinnern nur an Captain Bligh auf der HMS „Bounty“, setzt er sich schließlich als Steuermann durch. Wir sehen hier seine rauschende Fahrt bei 5 Beaufort auf Amwindkurs. An dieser Stelle darf nicht verschwiegen werden, dass Esther ebenso bravourös das Ruder in die Hand genommen hat und die Crew sicher in den Heimathafen steuert ... gerade sollte auch dieses Dokument Lister Steuermannskunst abgelichtet werden, als ein technischer Defekt den Fotografen zu einem Ankermanöver zwang. Insofern steuert Gerd hier auch gern stellvertretend für seine Steuerfrau.

Sei’s drum, das Ende dieser Reise verlangt der Crew alles ab. Es wird improvisiert und es werden Manöver gefahren, die allen an Bord bis dato noch unbekannt sind. Am Ende lesen wir in einem Dankschreiben des Skippers an den Eigner unter der Überschrift:

„Da nich für … vielen Dank an die Besatzung der „TORDAS“.

Eine ganze Weile segelten wir am Sonntag, den 15. August, gegen 18.00 Uhr, aus der Kieler Bucht kommend, schon länger in Sichtweite zur „TORDAS“, auf Heiligenhafen Nord zu. Auf der „TORDAS“ wurden die Segel etwas früher geborgen und dann ab in Maschinenfahrt durch das
Fahrwasser Richtung Hafen. Warum meine Frau auf unserer „Kalami“ unbedingt den Hebel auf den Tisch legen und in der Fahrrinne die „TORDAS“ überholen musste, weiß der Himmel. Kaum hatten wir jedoch die „TORDAS“ achteraus, stotterte unser Motor, startete wieder durch, bevor er seine Arbeit schließlich ganz einstellte. Mit der restlichen Fahrt konnten wir uns soeben aus dem Fahrwasser retten und an den Schlickhaken gehen.

Auf der „TORDAS“ wurde unser „Manöver“ natürlich registriert, „…bei langsamer Fahrt hätte der Sprit wohl gereicht“, hörten wir ein wenig schadenfroh, aber dann wurden wir freundlich auf den Haken genommen und in den Hafen geschleppt.

Die Crew der „Kalami“ bedankt sich noch einmal bei der „TORDAS“ Besatzung für die gute Seemannschaft. Ursache für unsere Panne war die defekte Tankanzeige des 200 Liter Tanks, wir saßen buchstäblich auf dem Trockenen. Auf diese Weise hat der Skipper, der in der ersten Saison mit dem eigenen Schiff unterwegs ist, einige neue Manöver „unter Stress“ kennen gelernt und dazu auch noch den Mechaniker gegeben. Nun weiß ich, wie man eine Treibstoffleitung entlüftet.

Mit dem Diesel von der Tanke konnten wir eine halbe Stunde später unseren Stegplatz erreichen.

„Da nich für…“ habt ihr gesagt. Doch!

Handbreit und Fairwinds

So wird aus einem Segelwochenende ein unvergesslicher Törn. Ist das der Kick, der uns noch fehlt? Vielen Dank an die Tankanzeige.