Freitag, 19.10.07, Heiligenhafen - Burgstaaken

Wetter: NW - N 5 - 6

Ein Vergnügen ist das „Einwintern“ nicht. Haste Pech, regnet es ohne Ende und beim Mastlegen fegt Dir auch noch der Wind durchs Rigg. Der blöde Sicherungssplint geht nicht auf und wo ist die Spitzzange? Alles ist nass, dreckig und klamm, die Hände reißen auf, du frierst, fluchst und willst nur noch dass dieser böse Traum hoffentlich bald zu Ende geht … aber wir haben auch diesmal wieder dieses unverschämte Glück mit dem Wetter.

Nun ist die Seereise von Heiligenhafen nach Burgstaaken kein wirklich großer Aufreger, auch nicht mit dem neuen Schiff und sogar der Probeanleger an unseren neuen Liegeplatz 5/53 gelingt vorbildlich. Hier werden wir zukünftig bleiben, ein schöner Platz, fast am Stegende. Als wir um 1315 ablegen haben wir Null Wind, die Sonne scheint, aber es ist saukalt. "Katinka", mit der wir gemeinsam Kranen wollen, ist schon per Motor unterwegs (die Segel sind längst in trockenen Tüchern). Auslaufend, noch im Heiligenhafener Fahrwasser, erwischen uns dann doch vier Bft. und nur ein paar Minuten später bei Heiligenhafen Ost plötzlich glatte sechs. Längst haben wir Vollzeug gesetzt und treten schnell wieder auf die Bremse.

So haben wir uns das nicht vorgestellt, obwohl der Seewetterbericht nichts anderes angekündigt hat. 50 Minuten später segeln wir bereits in der Landabdeckung der Sonneninsel Fehmarn, wechseln auf Raumschotkurs, passieren die Brücke und nun wird es doch noch eine Überfahrt zum genießen … mit Handschuhen, Mütze & Schal. Im Unterschied zu den Vorjahren sind noch sehr viele Boote unterwegs, nein, nicht zum Kranen, offenbar haben die goldenen Oktober der letzten Jahre die deadline verschoben. Bisher gehörten wir immer zu den Letzten, da war selten noch ein Boot unterwegs.

In Burgstaaken wird randvoll getankt. Auf der kranfertigen „Katinka“ vertreibt sich die Crew die Langeweile mit allerlei Wartungs- oder Reparaturarbeiten und Kaffeetrinken, während wir lernen, das neue Schiff abzuriggen: Segel abschlagen und zum Segelmacher, Spibaum und Großbaum runter, Kabel am Mastfuß abklemmen, Unterwanten lösen und dabei können wir manchen Tipp von Hans-Jürgen (der wurde kurzerhand von der „Katinka“ dienstverpflichtet) so gut gebrauchen.

    

Hier ein paar Bilder vom Mastlegen mit Florian, Hans-Jürgen, Sabine und Wilhelm (v.l.n.r.). Beim Kranen der Boote war es bereits dunkel und wirklich keine Hand für Nachtaufnahmen frei ... wer mehr über das Kranen lesen oder ein Video sehen möchte, so findest Du hin ...

Nach dem Kranen werden „Kalami Star“ und „Katinka“ trotz Dunkelheit noch mit Hochdruck gewaschen. Dabei reiben sich Ralf & Ralf erstaunt die Augen, so viel Bewuchs hatten wir noch nie am Unterwasserschiff. Genug für einen Topf Muschelsuppe. Was ist nur mit der Ostsee los? „Kärchern“ ist eine blöde Arbeit. Du stehst buchstäblich im Regen, dazu ist es schweinekalt, das Licht ist schlecht, aber gegen 2030 ist auch dieser Knochenjob im (Star)light von zwei 500 W Baustrahlern erledigt. Spaß macht das bei der Kälte wirklich nicht, aber du musst es machen. Ist das Unterwasserschiff abgetrocknet, brauchst Du dreimal so lange. Es gibt keine andere Chance, aber dann schnell in die warme Ferienwohnung.
    

Am Samstag wird nachgewaschen, werden die hartnäckigsten Pocken und Muscheln mit dem Spachtel entfernt, Reparaturaufträge vergeben, die Schwimmwesten zur Wartung gebracht und der Wasserpass gereinigt. Als wir längst wieder im Dunkeln arbeiten kommt endlich die Maschine dran. "Einwintern" nennen Segler den Öl- und Ölfilterwechsel, den Austausch des Impellers, das Spülen des Seewasserkreislaufs mit Süßwasser und das Einbringen von Frostschutz in den Kühlkreislauf (der Kraftstofffilter ist erst im Frühjahr fällig). Da wir uns mit dieser Maschine noch nicht auskennen brauchen wir bald vier Stunden für diesen job.

Sonntag räumt Sabine das Schiff aus während ich den Kiel entroste und immerhin 2 x Rostschutz (Primocon) aufbringe. Alle Lebensmittel müssen von Bord, wir entleeren die Trinkwasseranlage, den Boiler und machen das See-WC winterfest. Auch das dauert Stunden, aber wir entdecken damit auch die letzten Winkel und eignen uns auf diese Weise das neue Schiff an. Zum guten Schluss muss der Schiffsname noch einmal runter. Die Werbeagentur hatte „Vor- und Nachnamen“ in unterschiedlicher Größe geschnitten (oben rechts), das muss natürlich korrigiert werden. Nun ist es auch im Hallenlicht perfekt (siehe hier unten).

 
    

Obwohl wir nicht alles geschafft haben, sind wir mit unserer Arbeit hochzufrieden. Wir haben auch am Unterwasserschiff keine Macke entdeckt, so viel dazu gelernt und können trocken einwintern, weil wir wieder einmal dieses unverschämte Glück mit dem Wetter haben. Am Ende steht „Kalami Star“ sauber, in Folie gewickelt, warm und trocken in der Halle und da Schiffe ja bekanntermaßen Lebewesen sind, gönnt sich unser Schiffchen noch diesen Ausblick (oben) auf das Landleben der Insel Fehmarn, bevor es sich in den wohlverdienten Winterschlaf verabschiedet. Im März holen wir dich da wieder raus.
 
 
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