Pfingstmontag, 12. Mai 08

Nun also endlich der wirklich erste gemeinsame Törn von Skipperin und Skipper. Protest sagen die Leute, die hier häufiger unterwegs sind, aber außer dem Überführungstörn und einem Ausflug nach Bagenkop konnte Sabine die „neue Dimension“ an Größe noch gar nicht genießen. Und Sabine will nach Eckernförde und dazu endlich Avernakø kennenlernen. Überhaupt haben wir uns für die Pfingstverlängerung vorgenommen, möglichst nur Häfen anzulaufen, die wir noch nicht kennen, also los.
 
Seewetterbericht: W – NW 3 – 4, See 0,5 m

Um 1300 sind wir endlich so weit, die Skipperin motort uns bei herrlichem Sonnenschein aus dem Hafen. Wenn das mal was wird, mit Eckernförde, da müssen wir bestimmt lange Schläge gegenan segeln. Zwanzig Minuten später segeln wir den ersten langen Schlag, vorbei an Flügge und möglichst hoch am Wind nordwärts. In den Großen Belt, das wär' jetzt ein Superkurs, nach Kerteminde oder vielleicht Korsør, aber doch nicht Eckernförde. So kommen wir da nie hin. Also doch Bagenkop oder Marstal - ist doch ein alter Hut ..?

Um 1507 dann die erste Schweinswalsichtung dieser kurzen Reise und damit "mein" siebter "Braunfisch" (alte Bezeichnung) der Saison. Eine Stunde später müssen wir den Kurs auf SW ändern, sonst landen wir wirklich noch im Kattegat. Wie ihr rechts seht, angenehmes Segelwetter - noch.
   
Wie aus heiterem Himmel, hier passt das wirkich, dreht der Wind innerhalb von 5 Minuten auf NO und kommt statt wie bisher mit drei nun mit fünf, in Böen mit sechs Bft. daher. Plötzlich haben wir alle Hände voll zu tun, reffen Genua und Groß und haben unverhofft den bestmöglichen Kurs nach Bagenkop, wobei gelegentlich Spritzwasser überkommt. Eckernförde kannste also vergessen. Der unverhoffte Winddreher war denn auch das Gesprächsthema mit vielen anderen Crews nach dem Anleger in Bagenkop. Selbst die frisch gekürten Gewinner der Aalregatta mussten mit ihrer Comfortina am Ende die Maschine bitten.

Nach 30 sm hat uns Bagenkop endlich wieder und spendiert einen sundowner, wie er im Buche steht.



Dienstag, 13. Mai 08, Bagenkop - Æreskøbing

Seewetterbericht: O – SO 5, später abflauend
 
Wir lassen uns viel Zeit und bei Ost um vier und eitel Sonnenschein schiebt uns die Genua raus in die Marstalbucht. Sollen wir mehr Tuch setzen, vielleicht sogar den Blister? Nein, nicht hetzen und diese Maßnahme stellt sich als goldrichtig raus, denn wenig später bläst es mit 5, gelegentlich sogar mit 6 Bft.

Als wir Marstal nach 7 sm, um 1340 passieren (links) flaut der Wind wieder ab, um ein paar Minuten später den Kahn wieder so richtig "auf die Backe" zu legen. Hinzu kommt, dass die Untiefentonne vor Strynø ganz schlecht auszumachen ist. Erst als mir der Plotter die Richtung weist kommt Entspannung auf. Bis zur Tonne kneifen wir uns noch durch, dann Abfallen und wieder Schiebewind, die ganze "Rinne" runter. Traumhaftes Segelwetter und das Tolle ist, es soll so bleiben.

Beinahe zwei Stunden hangeln wir uns an Inseln und Inselchen entlang. Schon mal gehört? Strynø (218 Einw.), Bredholm (jede Menge Federvieh), Birkholm (10 Einw.) und die andere Seite: Halmø, Lille Egholm und Store Egholm (Einw. wie Bredholm). Und wer's noch nicht weiß, Holm heißt Insel. Gemessen an den kleinen Inseln wollen wir heute downtown nach Æreskøbing (970 Einw.). Die Stadt haben wir ja schon besucht - mit dem Fahrrad, mit dem Boot waren wir noch nie hier. Gehen wir in den alten Hafen oder in den Yachthafen? Wir entscheiden uns für den Yachthafen, weil wir dort einen besseren Service erwarten dürfen. Nach 17 sm rollen wir die Genua vor dem Hafen ein und um 1610 sind wir fest in Æreskøbing (u.l.).

Hafenmeister? Keine Spur. Im Hafen knöpft Dir der Automat die Kronen ab. Und lade die Geldkarte gut für Strom und Wasser auf. Niemand mag das gern, aber es ist wohl leider nicht aufzuhalten. Nun der angenehmere Teil:  

Auf die kleinste Eisbude der Welt haben wir uns schon so lange gefreut und wenn Du Æreskøbing besuchen willst, dann musst Du zunächst hierher. Erst dann beginnt die Reise in eine andere Zeit. 

In Æreskøbing scheint die Zeit wirklich stillzustehen. Erste Nachweise konnte man auf das 13. Jahrhundert datieren, aber die Stadt selbst wird namentlich erst im 15. Jahrhundert erwähnt. Ærøskøbing war (und ist) als einzige Stadt unbestritten das Zentrum der relativ wohlhabenden Insel, doch ging ihre Bedeutung nie weit über das nähere Umland hinaus.
   
Ærøskøbing blieb eine Kleinstadt von lokaler wirtschaftlicher Bedeutung. Daran hat sich im Prinzip bis heute nichts geändert. Das geringe Wachstum hatte den Vorteil, dass das historisch gewachsene Kleinstadtbild fast vollständig erhalten geblieben ist. Die malerische Hafenstadt wurde zu einem Touristenmagneten. Der Tourismus ist heute auch die Haupteinnahmequelle der Stadt, deren Einwohnerzahl kontinuierlich sinkt. Von der in Dänemark ohnehin stark ausgeprägten Landflucht sind Inseln wie Ærø besonders stark betroffen, schreibt Wikipedia zu Ærøskøbing.
   
Wie eine Puppenstube wirkt die beinahe mittelalterliche Stadt, die heute im Dornröschenschlaf zu liegen scheint. Die wunderbar in die Puppenstube passenden Frygastpuppen findest Du direkt am Marktplatz. "Richtig was los" ist eigentlich nur bei Netto, direkt am Yachthafen und hier kauft wohl die ganze Insel ein. Jetzt, Ende Mai, wird die Stadt eigentlich nur von Seglern oder Radfahrern besucht, der gemeine Tourist lässt noch auf sich warten.
    
Am späten Abend besuchen wir noch die berühmten Badehäuser und lassen uns vom tiefen Sonnenlicht verzaubern. Viele Familien verbringen hier die Sommerfrische. Jedes Strandhäuschen natürlich ein Unikat und ein Vergnügen, diesen wunderbaren Strand zu entdecken ... 

... und dann ist aber auch gut.



Mittwoch. 14 Mai 08, Æreskøbing – Avernakø

Seewetterbericht: O 2 – 3, später SW drehend

Nach Avernakø sind es ja nur ein par Meilen, also holt sich Sabine noch einen Æreskøbingnachschlag, bevor wir um 1520 die feine Insel verlassen. Hatten wir nicht eben noch vier Bft.? Von wegen Blisterwetter, der Wind weht weder aus der richtigen Richtung, noch weht er überhaupt. Also Segelpause, dänischer Kuchen und dafür sensationelles Wetter, als wir am südlichen Küstenabschnitt von Drejø entlangrutschen. Hier war ich doch gerade erst mit Klaus & den Mädels. Trotzdem, wohl oder übel müssen wir erstmals die Maschine laufen lassen ...

... und bekommen sogar noch Besuch. Mehrfach sichten wir Schweinswale: Zwei um 1615, drei um 1640, aber erst als wir bei Nakkeodde, das ist die Nordosthuk von Avernakø, wieder ein bisschen Wind zu fassen kriegen, drängen sich zwei Marsvine so richtig vor die Kamera. Schweinswalcasting nennt man diese Sportart. Natürlich gehen auch diese Sichtungen wieder an die gsm, aber das kennst Du ja schon.  

Dass wir kurz vor dem Hafen noch eine kleine Vorwindregatta segeln und der Skipper dabei den lebenden Spibaum gibt, zeigt deutlich das hohe Engagement der Crew. Nun denn, um 1820 sind wir nach 11 sm wieder in einem neuen Hafen.

Nun also Avernakø mit dem Bordfahhrad. Die Insel bestand ursprünglich aus den beiden Inseln Avernakø und Korshavn, die 1937 durch einen 700 Meter langen Damm verbunden wurden. Im Revierführer lesen wir bei Gerti Claußen: "Avernakø ist bekannt für seine Maibäume in Avernakø By und in Munke. Ansonsten findet man Maibäume nur noch auf der Insel Strynø. Der Maibaum von Avernakø By ist der größte und in seiner Form der ursprünglichste Maibaum Dänemarks. Am Pfingstsamstag versammeln sich die Männer des Dorfes um den Baum. Mit Hilfe von langen Stangen legen sie ihn nieder, entfernen den alten Schmuck, teeren den Stamm, schmücken ihn neu und richten ihn wieder auf." Schade, da kommen wir leider 5 Tage zu spät.

Es gibt täglich mehrmals eine Fährverbindung zwischen Avernakø, Lyø und Fåborg (Südfünen). Zur Grundschule fahren die Kinder mit der Fähre auf die Nachbarinsel Lyø. Avernakø ist in West- Ostrichtung 8 km lang, 5,9 km² groß und zählt 110 Einwohner (1. Januar 2006), im Sommer kommen sicher ein paar Touristen dazu.
  
Ein Fahrrad ist wirklich hilfreich. Vom Hafen ins Dorf ist es ca. 1 km. Auf der Insel gibt es einen kleinen Købmand, leider keinen Kro, keinen Imbiß und auch keinen Kiosk.
   
Segler können zwischen dem neuen Hafen neben dem Fähranleger auf Avernak, so hieß früher der westliche Inselteil, in dem wir fest geamcht haben oder dem Hafen Korshavn Bro (lks.) auf Korshavn wählen - Achtung max. 1.60 m Tiefgang, an der Außenseite der Brück (bro) bis 2,4 m. In beiden Häfen werden Fahrräder verliehen.

Aufgrund seiner langgestreckten Form bietet Avernakø mit 19 km Küstenlinie viele Badestrände und ein Paradies für Angler. Es gibt ein reichhaltiges Vogelleben und mit etwas Glück kann man die seltenen Unken hören - oder vielleicht sogar in den zahlreichen Wasserlöchern sehen.

Und noch etwas gibt es hier: Einen Hafenmeister! Und der stapelt morgens 5 Kronenstücke als Wechselgeld für die Duschen offen neben den Sanitärräumen auf den Tisch. Die heile Welt hat einen Namen: Avernakø



Donnerstag, 15. Mai 08, Avernakø – Dyvig

Seewetterbericht: Umlaufend 2 – 3, später W – NW 3

Nun muss ich vorneweg was über "Sonny" sagen. "Sonny" ist eine 46er Bavaria und hat die letzte Nacht neben uns verbracht. An Bord eine angehende Skipperin und 5 Skipper, die Sven im letzten Jahr zum SKS begleitet hat. Sven ist auch diesmal der Skipper, aber eher mit der Crew als Berater unterwegs, der Alternativen aufzeigt, reflektiert und nicht den Besserwisser gibt. So muss Ausbildung sein und ich lerne selbst bei den diskutierten Ablegevarianten dazu - würde ich natürlich nie öffentlich zugeben. Die "Sonny" geht schon früh raus und will in die Dyvig. Als Sven erfährt, dass wir nach Augustenborg wollen, ernten wir von ihm ein wenig Mitleid, "... das ist grottenlangweilig, fahrt da bloß nicht hin," und weg sind die sechs Dschunxx und eine Frau.

Wir verlassen Wilfried Erdmanns Lieblingsinsel gegen 1300. Den Blister habe ich bereits im Hafen angeschlagen, aber nachdem der Kurs anliegt und der Blister steht, wird klar, dass uns das Leichtwindsegel nur kurze Zeit weiter bringt. Also wieder runter damit. Naja und das war's dann auch schon mit Segeln. Mehr und mehr flaut der Wind ab, sodass wir beinahe auf Kollisionskurs mit der Fähre Fynshav - Bojden Bro geraten, wir bleiben ja beinahe stehen! Der Wetterbericht hatte doch "später" W – NW 3 angekündigt und "später" meint doch die zweite Tageshälfte. Also, wo isser denn (der Wind)? Nein, da kommt nix mehr, keine Wolken in Sicht, der VolvoPenta muss es wieder richten und das sonore Geräusch hat wieder mal einen Schweinswal zum Casting eingeladen (1735).
   
Während wir Alsen nördlich umfahren macht sich Langeweile breit. Wohin fahren wir überhaupt, fragen wir diverse Revierführer und entscheiden uns ebenfalls für die Dyvig. Einerseits, weil wir mit dem eigenen Boot noch nie in die beliebte Ankerbucht gefahren sind und außerdem haben wir gar nichts gegen ein Wiedersehen mit der Sonnycrew. Und dann doch noch ein laues Lüftchen, sodass wir uns wenigstens von der Genua vom Alsensund in die Dyvig ziehen lassen.

Wie ein langer Trichter mündet die enge, geschlängelte Durchfahrt, die mit einem guten Dutzend Spieren ausgesteckt ist, in die Ankerbucht. An der schmalsten Stelle können sich größere Fahrzeuge nicht begegnen, also Vorsicht. Hat man die Engstelle passiert ist's kinderleicht - Kunststück, bei 2 Bft. Schiebewind. Bei viel Wind, Welle und evtl. sogar Strömung ist das eine andere Geschichte.

Leider wird die Dyvig bis September 09 von einer großen Baustelle lautstark dominiert. Wo einst der Kro stand wird jetzt ein großes Hotel gebaut. 2010 kommen wir vielleicht mal wieder, aber bis dahin sieht uns hier keiner mehr. Neben der Baustelle dominiert der Yachthafen die Bucht und natürlich sind auch schon ein paar Ankerlieger hier. Als wir um 2015 nach 25 sm neben der "Sonny" festmachen ist es beinahe schon dunkel und die Sonnycrew ziemlich gefrustet. Keine Kneipe, kein Kro und das am letzten Abend an Bord. Die Pantry kratzt noch ein paar Hamburger zusammen, aber dann ist Schicht. Die zwei Flaschen Bier bei uns an Bord helfen der Crew keinen Schluck weiter, Neptun erbarme dich der Sonnycrew.


 
Freitag, 16. Mai 08, Dyvig – Schleimünde

Seewetterbericht: NW 2 – 3

Um 0900 verabschiedet sich die halb verhungerte aber in jedem Fall verdurstete Sonnycrew mit Skipper Sven (unten) auf ihren Kurs nach Flensburg.
    

An Bord von "Kalami Star" wird erst einmal ausführlich gefrühstückt (u.). Wir lassen alle ziehen.
    

Wieder so ein wunderbarer Tag, wir können's kaum glauben. Um 1200 verlassen wir - bei leichten nördlichen Winden - die Dyvig und als wir den Alsensund erreichen sollen uns Blister und Groß durch den Sund treiben. "Natürlich" tun sie das nicht, wir müssen die jämmerliche Vorstellung schon nach 15 Minuten beenden. Ist denn auf den Wetterbericht gar kein Verlass meer? Noch ein Motortag?

Und so motoren wir den Alsensund südwärts, lassen Geschichte Geschichte sein und haben keinen Bock auf die Düppeler Schanzen und die Eroberung Sonderburgs durch Preußen 1864. Viel interessanter ist die Frage, wann denn die Klappbrücke in Sønderburg öffnet.

Um 1410 erreichen wir die "Warteschleife" vor der Brücke (u.l.), die überraschend um 1413 öffnet, wir können beinahe glatt durchfahren und passieren dabei bestimmt 5 Boote, die mindestens eine Stunde vor uns aus der Dyvig raus sind. In der Ruhe liegt halt die Kraft oder Glück gehabt.
   
Sønderburg ist schon eine wunderbare Stadt und für einen Moment überlegen wir, wenigstens am Hafen Kaffee zu trinken. Die Hafenpromenade ist wirklich einmalig, aber die kennen wir ja schon und außerdem wollen wir nicht unbedingt nach Sonnenuntergang Schleimünde erreichen. Also weiter.

Nachdem wir Sønderburg und das Schloss passiert haben, kommt endlich der Wind, aber nicht aus NW sondern "natürlich" von vorn. Schnell ist der Blister geborgen, stehen Groß und Genua wie ne eins (1425). Ein Vierer lässt uns aus der Außenförde heraus kreuzen, ein wirkliches Vergnügen. Sabine ist begeistert, "... das ist der geilste Segeltag. Endlich kann ich mal an den Schoten reißen, kommt es auf schnelle Manöver an." Na klar, wir liegen mit einer 36er Dehler auf Parallelkurs und natürlich wollen die beiden Dschunxx einer Bavaria mit Rollgroß zeigen, wo's lang geht. Über mehrere Schläge hinweg kann sich kein Boot auch nur einen Hauch absetzen und zwei Stunden später sorgt der nachlassende Wind für das Ende der Regatta. Schade eigentlich.

Dann also wieder das eiserne Segel und endlich aus der Ferne die für Schleimünde so typische Baumgruppe, der Leuchtturm und mit dem Festmachen in Schleimünde betreten wir um 1930 nach 33 sm schon wieder "Neuland". Hier waren wir noch nie, aber so oft sind wir dran vorbei gefahren.

Der Hafenmeister (u.r.) ist natürlich längst zuhause, also wird die Liegegebühr in einen Umschlag gesteckt, mit dem Bootsnamen versehen und damit hat sich das. Besonders liebevoll werden wir allerdings nicht empfangen. Eine Möwe nistet direkt nebenan auf dem Dalben und verteidigt mit Tiefflügen ihr Revier. "Hitchcock lässt grüßen", murmelt der Nachbar halb zur Möwe, halb zu uns, "... vor drei Wochen hattse ihr Nest gebaut, da war noch kein Schwein hier, nun darf se sich nicht wundern, wenn täglich mehr Besuch kommt!"

Schleimünde ohne Giftbude geht eigentlich gar nicht. Neben der "Schleiperle" in Arnis und der "Bier Akademie" in Kappeln die kulinarischen highlights an der Schlei. Natürlich gibts noch mehr Gourmettipps für Segler. Klick einfach mal hier ins Forum - ist allerdings nicht mehr so ganz neu.

Wie Du siehst, genießen wir den Abend vor der Giftbude in vollen Zügen. Es ist einfach eine ganz besondere "Ecke", wie konnten wir eigentlich nur solange ohne Giftbude ...


   
Samstag, 17. Mai 08, Schleimünde – Heiligenhafen

Seewetterbericht: NW 3 – 4, N drehend, vereinzelt Schauerböen, vereinzelt diesig

Heute morgen hat die Möwe ihre Attacken eingestellt und der "Nachbar" erzählt, dass er zur Crew der John T. Essberger gehört. Ein Profi der DGZRS also, da dürfen wir uns immerhin als eifrige Geldsammler für unsere Retter outen - wenn Ralf im Winter seine Filme zeigt, gehen die Einnahmen ins "Schiffchen". Und wir erfahren noch viel mehr, nämlich was aus dem stillgelegten Marinestützpunkt Olpenitz wird und welche fatalen Folgen die Schließung für die Menschen hat.

Offensichtlich gibt es inzwischen verwertbare Pläne für den aufgegebenen Marinestützpunkt. Wer noch mehr erfahren möchte, sollte dazu google bemühen. Mit 1030 legen wir so früh wie nie ab, liegen doch gute 40 sm vor uns. Ja und an diesem Samstag kippt das hervorragende Wetter, es könnte sogar regnen. Als wir den Hafen verlassen, fädeln wir uns in den Konvoi ein, der hier alle 45 Minuten seewärts durchzieht (nach Brückenöffnung in Kappeln). In dem "Getümmel" setzen wir die Segel lieber draußen.

Und draußen schiebt uns eine kleine Brise am maritimen Truppenübungsplatz der Bundesmarine (Sperrgebiet vor Olpenitz) vorbei. Warum wird das Sperrgebiet noch ausgewiesen, wenn der Stützpunkt dicht ist? Vielleicht kann mir da jemand auf die Sprünge helfen. Wie heißt noch Seglers Lieblingsthema? Richtig, Wind. Und dieser Wind lässt uns wieder mal stehen. Wenn wir hier weiterhin mit 2 Knoten rumdümpeln werden wir Heiligenhafen nicht mal Sonntagabend erreichen. Wieder muss der Blister ran, aber selbst zum Spi umfunktioniert hilft uns das nicht wirklich weiter.

Um 1330 schmeißen wir aus Verzweiflung den Jockel an und lassen, wie so oft in dieser Woche, den Autopiloten für uns arbeiten. Zu allem Überfluss zieht die Kieler Bucht langsam zu. Gegen 1600 seit vielen Tagen der erste Regen und damit wird die Sicht immer schlechter. Natürlich brennen die Positionslaternen, aber immerhin lässt uns der Kiel - Ostseeweg ohne Kurskorrektur passieren.

Als wir Heiligenhafen nach 39 sm um 1830 erreichen machen wir unseren Dampfer in Ölzeug und Gummistiefeln fest. Das nasse Ende einer wunderbaren Dienstfahrt durch Neuland nach 138 sm.