Oreste (v.rechts.) kommt an Bord, Ralf is eh schon da, Peter kommt erst Dienstagabend dazu. Wir starten also zunächst als Trio von Heiligenhafen aus mit Kurs auf die Schlei.

 

 

 

 

 

 

 


Samstag, 09.07.: Heiligenhafen - Kappeln 

Seewetterbericht: SO 3, SW – W drehend, vorübergehend zunehmend 4, Schauerböen, später Gewitter möglich, strichweise diesig.

Um 0900 sind wir weg und nehmen nach dem Start jedes Tuch zu Hilfe, was uns vorwärts bringt. Klar ist irgendwann auch der Blister dran. Wir segeln mitten durch das Schießgebiet, das eigentlich für immer Urlaub machen sollte, lassen Kalifornien und Brasilien (der Landstrich heißt wirklich so) an Backbord und passieren endlich den Kiel – Ostseeweg. Danach lassen wir das nächste Sperrgebiet an Backbord und segeln endlich in die Schlei.

Hier, am Eingang zur Schlei, war ich schon häufiger, z.B. in Schleimünde in der „Giftbude“, in Maasholm, aber in Kappeln zuletzt 2002. Schön, dass wir wieder hier sind. Und das sind doch richtig schöne Erinnerungsfotos Dschunxx. Vom Leuchtturm Schleimünde bis Kappeln braucht man ca. 45 Minuten, aber wann öffnet die Brücke? Da wir wieder Empfang haben, frage ich das internet: Immer viertel vor voll!

Unter Maschinenfahrt rauschen wir punktgenau zur Brückenöffnung nach Kappeln und finden auch sofort einen Liegeplatz hinter der Brücke. An dieser Stelle sei die Bemerkung erlaubt, dass Ralf (der Skipper ist hier nicht gemeint) gern seine Brillen über Bord gehen lässt und jetzt in der Stadt nach Ersatzbrillen fahndet. Oreste und der Skipper bauen schnell noch die Kuchenbude auf und haben gerade den letzten Reißverschluss dicht, als ein heftiges Schauer seine Schleusen öffnet.

Das Wetter hier an der Schlei ist jedenfalls so wenig berauschend, wie das Gekicke der deutschen Frauen, die sich heute Abend gegen Japan von ihrer WM verabschieden lassen. Hoffentlich ist bald wieder Bundesliga.


Sonntag, 10.07.: Kappeln - Schleswig

Seewetterbericht: W 3 – 4, vorübergehend SW drehend, später abflauend, zeitweise diesig

Um die marode Kuchenbude über die Zeit zu retten, erinnern wir uns an einen Tipp von Karsten, der ernsthaft zu ein paar Dosen Haarspray geraten hatte. Bei einem Freund soll das sogar noch ein paar Jahre die Bude dicht gehalten haben. Okay, also kommen zwei Dosen „Schwerwettertaft“ auf das Verdeck – wir sind gespannt.

Um 1000 legen wir ab und passieren in Maschinenfahrt Arnis, die Schleiperle und die alte Schifferkirche. Eine ganze Flotte scheint unterwegs zu sein, fast alle motoren schleiaufwärts, nur wenige segeln. Nebenbei wird Oreste in die Geheimnisse der Steuermannskunst eingewiesen, sodass Ralf2 die Segel bedienen können. Nach und nach gelingen die Wenden immer besser. Oreste hat den Auftrag, zu wenden, wenn das Echolot weniger als 1 m zeigt. So rauschen wir die Schlei bei Karschau rauf, doch dann sitzen wir nach einer Wende plötzlich auf, obwohl das Echolot bei 1,20 m steht – unterm Kiel. Würde es 0 zeigen, das würde ich verstehen, aber es zeigt weiterhin 1,20 m. Was ist passiert?

Rechts auf der Karte siehst Du eine Osttonne, die ist aber auf der Schlei nicht auszumachen. Auf dem Foto ganz rechts siehst Du die reale Situation ohne Tonne, unseren Kurs, den Wendepunkt und dass wir genau auf einem kleinen Haken aufsetzen. Pech, Unvermögen oder was auch immer, die Maschine bekommt uns jedenfalls weder vorwärts noch rückwärts von der Untiefe, die es laut Echolot gar nicht gibt – das zeigt weiterhin 1,20 m.

Was tun? Wir versuchen es zunächst mit Gewichtsverlagerung, knallen die Segel so was von an, damit wir mehr Krängung erzeugen, aber das laue Lüftchen schiebt uns nicht von der Stelle.


Der Großbaum wird mit 66 % der Crew an der Baumnock nach Backbord ausgebracht, aber die Dschunxx bringen immer noch nicht genug auf die Waage, so gut die beiden auch kochen. Weiter geht’s: Wir versuchen es mit der um 30 m verlängerten Dirk. Dazu wird der Anker ausgeschäkelt, mit dem dicken Kugelfender schwimmfähig gemacht und mit der Dirk verbunden. Ralf schwimmt Kugelfender, Anker und Leine weit nach Backbord, slippt den Anker und dann holen wir die Dirk mit der Winsch durch. Aber auch dieser Versuch scheitert, der Anker ist bald wieder neben der Yacht. Schade eigentlich ...

Was geht noch? Ralf bemerkt im Wasser, neben dem Boot stehend, dass es zum Vorschiff hin flacher wird, achtern wird es tiefer. Wenn überhaupt, dann kommen wir hier nur rückwärts runter … Landleine? Das sind mehr als 200 m. 150 m kriegen wir zusammen, aber nicht 200. Nochmal den Anker?

Genau, aber diesmal achteraus und dann mit der Winsch holen = flacher Zugwinkel. Ralf schwimmt wieder mit Anker, Kugelfender und 60 m Leine los. Die Segel werden wieder dicht geholt … in diesem Moment fährt eine kleine Motoryacht zu unserem Schwimmer. Wir verstehen kein Wort ihrer Unterhaltung außer das Wort Messer. Ralf ist schon zu weit entfernt. Messer?

Die kleine Yacht hält auf Ralf zu und übergibt irgendwas. An dieser Stelle sei erklärt, dass unser Schwimmer den Knoten nicht aufslippen konnte. Ich hatte den Anker nicht mit einem Slipknoten am Kugelfender befestigt, nachdem sich der Anker schon einmal gelöst hatte. Und nun bekommt Ralf den Knoten nicht auf und kappt die Leine mit einem Messer. Super und vielen Dank.

Nun ist die Leine im Wasser, der Anker auf Grund und der Schwimmer wieder an Bord. Oreste kurbelt an der Winsch, aber noch rührt sich „Kalami Star“ nicht von der Stelle. Rutscht der Anker? Nein, nein, so langsam kommt Zug auf die Leine, richtig Zug. Wir wechseln uns an der Winsch ab, holen Meter um Meter Leine. „Kalami Star“ rührt sich zunächst kaum spürbar, dann immer stärker, wir winschen uns von der kleinen Barre und auf einmal sind wir frei. Wir freuen uns ein Loch in den Bauch und beseitigen erst einmal das Chaos im Cockpit: Anker, Fender, Leinen ohne Ende, Werkzeug, die Segel müssen geborgen werden, denn vom Segeln wollen wir erst mal nix mehr wissen. Vor Freude lädt der Skipper zu Kaffee & Kuchen ins Missunder Fährhaus, da sind wir wohl in zwei Stunden, jetzt ist es 1250.

Unterwegs halten wir Ausschau nach der „Messeryacht“ und tatsächlich erwischen wir die Yacht mit dem tiefgrünen Rumpf erst kurz vor der Brücke von Lindaunis. Die ordnungsgemäße Rückgabe erfolgt mit einem verlängerten Käscher und natürlich, vielen Dank.

Dort begegnen wir auch Skippers Buchtitelfoto und na klar versucht Ralf, das Foto noch einmal so zu treffen, wie 2002 von Bord der Varianta „flexibel“. Vergleicht mal, ist doch beinahe so gelungen wie hier …

Weiter geht’s die Schlei rauf und bald haben wir die engste Stelle, am Missunder Fährhaus erreicht. Oreste fährt seinen ersten Anleger und bekommt dafür diese, naja, etwas dekadenten Fotos, wie schön ist es doch an der Schlei. Der Skipper hat zu Kaffee und Kuchen geladen.

Um 1515 legen wir wieder vom Fährhaus ab und rutschen langsam in die Große Breite. Kurz danach können wir wieder segeln, aber das reicht auch nur bis zur Stexwiger Enge, danach ist wieder Motorfahrt angesagt. Um 1640 machen wir im Schleswiger Stadthafen nach insgesamt 22 sm fest.

Da es sich bei diesem SKS-Törn auch um eine Bildungsreise handelt, wird die Crew zu einem Rundgang durch den Holm (oben) eingeladen. Hier mal ein Link in Schleswigs schönstem Stadtteil.


Montag, 11.07.: Schleswig – Kiel, bzw. Heiligenhafen

Seewetterbericht: Umlaufend 2 – 3, NW-drehend, etwas zunehmend, anfangs strichweise diesig


Um 0930 Uhr legen wir bei leichtem Nebel im Stadthafen ab. Nach einem kurzen Ausflug ans „Ende“ der Schlei nehmen wir wieder den Kurs seewärts auf. Ein kurzer Segelversuch erledigt sich von selbst, kein Wind. Um 1045 passieren wir punktgenau Lindaunis und, logisch, wieder um viertel vor voll (11:45), Kappeln. Natürlich muss die Crew auch die berühmte „Giftbude“ kennen lernen, dort machen wir kurzzeitig fest.

Hier das Trio bei einer kleinen Capuccinopause vor der Giftbude, doch um 1455 sind wir wieder unterwegs. Groß und Genua? Blister? Ein kleines Segelchaos schließt sich bei wenig bis keinem Wind an. Ein Winddreher nach dem anderen schickt uns zunächst nach Kiel? Kaum möglich. Bagenkop? Der „Wind“ stünde günstig, dann doch wieder Kiel, geht doch, als wir vor Port Olpenitz endgültig die Segel „streichen“.

Apropos Port Olpenitz. Schaut mal auf das unglaubliche Werbevideo. Fairerweise dazu ein Link auf den Blog der Kritiker, zu denen ich mich auch zähle, obwohl mir klar ist, dass die Region auf jeden Arbeitsplatz angewiesen ist. 

Doch das nur am Rande, am Ende entscheiden wir uns aufgrund der Prognose für morgen gleich für Heiligenhafen. Um 1700 Segel bergen wir die Segel, starten die Maschine, es geht wieder nach Hause. Der Autopilot hat längst das Ruder übernommen und wir fahren in einen zauberhaften Sundwoner. Die Crew bereitet ein wunderbares Essen und als um 2000 der Wind wieder auffrischt segeln wir tatsächlich in einen herrlichen Sommerabend.

Die Crew ersegelt sich damit sogar ihre kleine Nachtfahrt, als wir erst um 2330 nach 68 sm wieder fest an 12/49 sind. Ausschlafen?


Dienstag, 12.07.: Heiligenhafen, SKS-Praxistraining

Seewetterbericht: NW um 3, NO-drehend 

Ein gewonnener Manövertag. Wir steigen ins Praxistraining ein und gestalten zunächst mal eine „spielerische“ Hafenrundfahrt, wenden dabei auf engem Raum, fahren rückwärts, drehen in der Boxengasse … nur böse Zungen behaupten, Ralf lässt sich zu seinen diversen Freunden schippern, die er freudig begrüßt. 

Draußen wird’s langsam ernst. Nun wird nach Kursangabe gesteuert und damit kommt ein anderer Ton an Bord: Bitte den neuen Kurs wiederholen und Rückmeldung, wenn der neue Kurs anliegt. Schließlich wird das in der Prüfung auch verlangt. Später folgen erste Segelmanöver, wird erstmals nach Kursangabe gesegelt, steigen wir in den Vollkreis ein. Dazu gehören natürlich auch die Kommandos für die Crew. Klar zur Wende, ist klar, Re, über die Fock. Neuer Kurs halber Wind, fier auf die Schoten auf Halbwindkurs. Neuer Kurs raumer Wind, fier auf die Schoten auf raumen Wind. Klar zur Halse, is klar, hol dicht das Groß (Fock fällt ein), rund achtern, fier auf das Groß, über das Vorsegel. Neuer Kurs raumer Wind …

Jetzt hat sich die kleine Crew erst einmal eine Pause verdient. Wir segeln rüber ins Café nach Orth und machen dort längsseits an der Kaimauer fest. Zum Abschluss geht dann erstmals die Boje über Bord, aber die Segelmanöver sind nur noch in Zeitlupe möglich, irgendwie die Ruhe vor dem Sturm. Aufgrund der Wettervorhersage wechseln wir im Hafen noch schnell auf die andere Stegseite, heute Nacht kommt kräftiger Nordostwind auf und das ist auf dieser Stegseite weniger gemütlich.

Am Abend kommt endlich Peter (links) an Bord und damit haben wir für das Training wieder eine handlungsfähige Crew.

 

 

 

 

Mittwoch, 13.07.: Heiligenhafen, SKS-Praxistraining

Seewetterbericht: O-NO 5, zunehmend 6 – 7, zeitweise diesig

Wie schön, dass wir diese Nacht auf der anderen Stegseite waren, in der Nacht hat es ordentlich Schwell gegeben, an Schlaf wäre nicht zu denken gewesen. Aber auch jetzt sieht es nicht viel besser aus und dennoch: Um 0915 rutschen wir an die Tanke und danach raus auf den SKS-Spielplatz. Es bläst mit 6, in Böen 7 Bft. und da wird es dem Skipper zu bunt, der Wind und Welle nun wirklich nicht mehr fürchtet, aber die Verletzungsgefahr bei der Arbeit erscheint ihm zu groß - und das ist nun mal seine Entscheidung!


Da ist nun wirklich nix zu machen. Wir halten uns mit Knoten und mit Lehrvideos über Wasser, besprechen Bootsmanöver und erhalten an der Magnettafel einige Tricks für sichere & gelingende Hafenmanöver.

Am Nachmittag schicken wir den Skipper zum Friseur und landen spätabends bei den Fleischbergen im „Montenegro“.

 

 

 

 

 

Donnerstag, 14.07.: Heiligenhafen, SKS-Praxistraining

Seewetterbericht: NO-O 6 – 7, später abnehmend

Am Morgen kachelt es noch immer mit 6 Bft. durch den Hafen, dazu Schauer ohne Ende. Wetterberichte werden von überallher angefragt, doch niemand verspricht Besserung, nur das Regenradar signalisiert ein Ende der Schauer. Wir überlegen tatsächlich, die Prüfung abzusagen und suchen bereits nach einem neuen Termin im Herbst …


… und dann lässt um 0900 überraschend der Wind nach, die Schauer sind durch, wir können ablegen und trainieren bis 1630 alle Manöver bei moderaten Bedingungen.

Zur Mittagspause hängen wir uns an den Deviationsdalben (Foto) und am Ende sind wir sehr zufrieden, die Prüfung kann kommen. Wie schon vor so mancher Prüfung das abschließende Essen in „Weinigels Fährhaus“.

 

 

 

 

 

 

Freitag, 15.07.: SKS-Praxisprüfung

Seewetterbericht: S 4 – 5, strichweise 6, W-drehend, strichweise diesig

Um 0830 rutschen wir rüber an Steg 1b, aber leider kommen wir nicht in die erste Runde der Prüfer und müssen ca. eine Stunde am Deviationsdalben warten. Um 1000 übernehmen wir (erstmals) Herrn Hegerfeld als Prüfer und nach einer kurzen Begrüßung sind wir zwar mittendrin in der Prüfung, aber an dieser Stelle blendet der Berichterstatter aus. Über Prüfungsabläufe wird hier nicht berichtet.

Das ist im Prinzip auch nicht wichtig, wichtig ist, dass alle sicher bestanden haben.

Herzlichen Glückwunsch und allzeit gute Fahrt an die Crew.